Samsung Galaxy S8 Testbericht: Auf dem Weg zur Perfektion kurz abgebogen

Samsung wollte mit dem Galaxy S8 ganz offensichtlich ein Statement setzen, unser Testbericht kann das dem neuesten Flaggschiff-Smartphone aus Südkorea definitiv bescheinigen. Aber konnte Samsung das perfekte Android-Smartphone bauen? Und wie soll das überhaupt möglich sein? In meinen Augen kann es ein perfektes Smartphone geben, zumindest immer zum jeweiligen Stand der Technik. Selbstverständlich lassen sich mit einem einzigen Gerät aber nicht alle individuellen Bedürfnisse erfüllen.

Am Ende muss wie immer das Gesamtpaket stimmen, in diesem Fall aber auf dem höchsten technischen Niveau. Das fordert einfach der Preis, erst bei 799 Euro beginnt die UVP des Galaxy S8. Samsung hat verdammt viel richtig gemacht, sich überraschenderweise trotzdem den einen oder anderen Fauxpas geleistet. Folgend werdet ihr lesen können, warum das Samsung Galaxy S8 meines Erachtens nur knapp daran scheitert, das in diesem Jahr perfekte Flaggschiff-Smartphone sein zu können.

Beeindruckendes Design

Samsung hat sich beim Galaxy S8 vor allem auf die Frontseite des Gerätes fokussiert, allerdings auch auf das Zusammenspiel der Materialien und die Perfektion bis ins kleinste Detail. Durch die Form des gesamten Gerätes, mit dem abgerundeten Glas an der Frontseite und Rückseite, dem schlanken Metallrahmen, den stark gerundeten Ecken, liegt das Galaxy S8 extrem angenehm in der Hand. Man kann sich natürlich über die Haptik von Glas streiten, denn es ist natürlich anfällig für Fingerabdrücke und verschmiert zwangsläufig schnell. Doch das Gehäuse in seiner Gänze stammt aus Meisterhänden verdammt guter Designer.

Kaum erfühlbarer Übergang von Glas zu Metallrahmen und wieder zu Glas.

Samsung konnte bewerkstelligen, dass sich das Galaxy S8 sehr organisch anfühlt. Es gleitet in die Handinnenfläche, fühlt sich dabei sehr vertraut an. Die Materialien nehmen leicht die Temperatur der unmittelbaren der Umgebung auf, somit fühlt sich das Galaxy S8 nie fremd an. Klingt zwar alles sehr überschwänglich, doch das Feeling des Galaxy S8 ist auch nach mehreren Wochen unbeschreiblich gut und lässt andere Geräte wirklich nur wie Smartphones wirken.

Samsung Galaxy S8 Header

Zur Verarbeitung des Gerätes gibt es fast nichts zu sagen, bis auf die Verarbeitung der Hardware-Tasten. Die sitzen zwar nicht locker im Gehäuse, fühlen sich bei Berührung allerdings trotzdem etwas „lose“ an. Blöd zu beschreiben, die Konkurrenz hat hier aber etwas besser gearbeitet. Nur ein kleines Detail, das mit den kommenden Produktionschargen vielleicht schon behoben ist.

UPDATE: Natürlich verkratzt auch das Galaxy S8 ziemlich schnell und stark, die Rückseite ist nach zwei Monaten übersät von kleinen und größeren Kratzern, obwohl das Smartphone bei mir mit Hosentasche und diversen Tischen in Berührung kommt.

Infinity Display: Noch immer nicht ganz fertig

Keine drei Jahre nach dem Galaxy Note edge ist es vollbracht, Samsung hat sein doppelt gebogenes Display nun fest in die Galaxy S-Serie verbaut und bietet kein alternatives Modell mehr an. Aber meines Erachtens ist es noch immer nicht komplett fertig entwickelt, denn es gibt einen letzten minimalen Makel. Das gebogene Glas invertiert leicht, man sieht genau im Knick auf beiden Seiten einen leichten blauen Schimmer. Dieses „Problem“ gab es schon in den vorherigen edge-Modellen und ist bis heute nicht behoben. Schade.

Je nach Blickwinkel hat das gebogenen Display einen leicht invertierenden Effekt.

Abgesehen von diesem Detail, ist das edge-Display wahrlich ausgereift. In mehreren Wochen habe ich vielleicht zweimal aus Versehen eine Aktion ausgeführt, weil ich mit dem Handballen an das Display gekommen bin. Samsung konnte durch die Überarbeitung der gebogenen Seiten samt Optimierung der Software dafür sorgen, dass versehentliche Eingaben in 99,9 % der Nutzungszeit nicht passieren.

Ansonsten ist das QHD+ AMOLED ein wahrlich gutes Display, das LED-typisch mit sehr satten Farben daherkommt und einen perfekten Schwarzwert bietet. Neu ist noch das Displayverhältnis, Samsung setzt auf 18,5:9. Damit wird das Display trotz seiner 5,8″ nicht breiter als kleinere Displays mit klassischem Seitenverhältnis, dafür allerdings in der Vertikale deutlich länger. Insgesamt hat man zwar mehr Displayfläche, trotzdem kann man bei der Einhandbedienung locker die andere Seite des Displays erreichen. Blöd nur, dass ich nicht mehr ohne Weiteres die Benachrichtigungsleiste erreiche.

Dieses besondere Displayverhältnis bringt in meinen Augen kaum Vorteile mit sich. Im Gegenteil, bei YouTube sind die meisten Videos in 16:9 oder 16:10. Entweder schaue ich Videos auf dem Galaxy S8 im originalen Verhältnis, habe daher rechts wie links fette schwarze Balken, oder ziehe das Video zu Vollbild auf und schneide dadurch etwas vom Bild ab.

Zwar gewinnt man mit dem länglichen Display in der vertikalen Nutzung in der Höhe etwas mehr an sichtbaren Inhalten, zum Beispiel auf Webseiten, doch auch das ist für mich kein Aufpreis wert und lediglich „nice to have“.

Samsung liefert seine Geräte übrigens mit der voreingestellten Auflösung von FHD+ aus, in den Systemeinstellungen lässt sich optional auf QHD+ umstellen. Allerdings bringt die höhere Auflösung unterm Strich kaum erkennbare Vorteile, dürfte zudem den Akku mehr belasten. Ich bin daher dauerhaft bei FHD+ geblieben.

Abschließend sollte erwähnt werden, dass Samsung laut DisplayMate das bislang beste Smartphone-Display aller Zeiten liefern konnte. Diesem Urteil kann ich im Grunde nicht widersprechen.

Kamera liefert hervorragende Fotos

Samsung setzt nicht auf eine Dual-Kamera und im Vergleich zum S7 wurde die rückseitige Kamera sogar nur minimal verbessert. Ist das unterm Strich zu wenig? Keineswegs, Samsung musste bei der Kamera gar nicht nachlegen, eher muss die Konkurrenz erst mal aufschließen. Da der Hersteller beim Galaxy S8 keine Experimente versucht hat, kann sich jeder Käufer über eine ohnehin überragende Smartphone-Kamera freuen, die einfach nochmals optimiert wurde.

Auf dem Datenblatt finden wir einen 12 MP Sensor, der seine Fotos durch eine f/1.7 Blende schießt. Klingt beides jetzt nicht mehr wahnsinnig spektakulär, sorgt aber für wahrlich tolle Ergebnisse. Ich liebe die Fotos des Galaxy S8, die einfach immer wieder verdammt gut aussehen. Egal ob es draußen hell ist, vielleicht auch dämmert oder bereits mitten in der Nacht. Vermutlich sollte ich einfach die Fotos für sich selbst sprechen lassen.

>>> Beispielfotos

Natürlich bietet Samsung zahlreiche nützliche Funktionen innerhalb der Kamera-App an, für die Profis ist sicherlich der integrierte RAW-Modus interessant und die zahlreichen manuellen einstellbaren Möglichkeiten. Ebenso erfreulich ist Qualität der Kamera an der Frontseite, Selfies machen umso mehr Spaß mit dem Galaxy S8.

Spielereien wie die Masken für Selfies sind nicht der Rede wert und eigentlich nur am Anfang mal lustig. Tatsächlich gibt es aber andere Selfie-Filter, die durchaus gut funktionieren. Es lässt sich ein Spot simulieren, die Gesichtsform kann leicht angepasst werden und so weiter.

Performance, Akku und Software

Egal ob Exynos oder Snapdragon, Samsung verfügt über den derzeit modernsten Prozessor und das macht sich teilweise bemerkbar. Bei der Performance allerdings nicht unbedingt, Smartphones mit älteren Prozessoren (Google Pixel) können im Alltag genauso schnell sein, allerdings ist die Akkulaufzeit durchaus positiv zu werten. Zwar hat das Galaxy S8 gemessen am 5,8″ großen Display einen nur 3000 mAh großen Akku (fest verbaut), doch damit kommt das Gerät wirklich lange aus. Ich konnte sogar bessere Laufzeiten als mit dem Huawei P10 erreichen, was mich dann doch überraschte. 4 – 5 h Display sind durchaus drin, über den Tag sollten die meisten Nutzer mit einer Ladung hinkommen.

Obwohl ich eher ein Fan von Stock-Android bin, muss auch ich mich hin und wieder mit der Software diverser Hersteller arrangieren. Samsung wurde jahrelang für TouchWiz verspottet, doch inzwischen sieht die auf Samsung Experience umgetaufte Oberfläche nicht nur ansprechend aus, sondern kann auch funktionell überzeugen. Es werden grundlegende Bestandteile von Android zudem gar nicht oder nur noch leicht verändert, der Share Intent oder die Benachrichtigungen haben ihre originale Funktionsweise.

Natürlich packt Samsung auch wieder zahlreiche eigene Apps auf das System, die stören mich heute allerdings gar nicht mehr. Man wird nicht „genötigt“ eine Samsung-App zu benutzen. Wer das trotzdem möchte, bekommt unter anderem einen Theme-Store angeboten, eine Cloud für Backups der eigenen Daten, eine Fitness-App und noch einiges mehr. Wie ihr sehen könnt, nutze ich ein alternatives Theme (Material Black). Schwarze Systemeinstellungen sparen nicht nur Strom, sehen auf dem OLED Display zudem richtig gut aus.

Extras der Software

Samsung bietet einen Blaulichtfilter, einen Gaming-Modus, Apps können auf 18,5:9 Format aufgezogen werden, es gibt eine integrierte Gerätewartung, das optionale Always On Display informiert permanent über neue Benachrichtigungen, Uhrzeit und Datum, es gibt einen Einhand-Modus, die Navigation Bar kann angepasst werden, diverse Gesten können genutzt werden und noch vieles mehr. Hier ähneln sich die Hersteller allesamt, die erweiterten Funktionen sind in der Tat meist ähnlich.

Always on informiert dauerhaft über Benachrichtigungen, Datum und Uhrzeit
virtueller Home-Button ist drucksensitiv

Interessant dürfte auf jeden Fall noch der sichere Ordner sein, eine zweite Oberfläche für sensible Apps und Daten. Diese Daten sind in einem separaten Container, der natürlich entsprechend verschlüsselt ist. Wer Beruf und Privat auf einem Gerät verbinden will, kann darüber die sensiblen Daten nochmals gesondert sichern und vom Rest getrennt halten.

Natürlich bringt das edge-Display auch wieder eigene Funktionen mit, Samsung packt in die Software die Panels. Diese können frei konfiguriert werden, es gibt Schnellzugriffe auf das Wetter, Einstellungen, beliebte Apps, Kontakte und so weiter.

Bixby: Hätte nicht sein müssen

Samsung hat Bixby groß angekündigt und beworben, doch auf internationalen Märkten nur unfertig an den Start gebracht. Bixby soll zudem direkt in Apps integriert werden, dafür braucht es aber unbedingt die Mitarbeit der App-Entwickler. Zum Start ist Samsungs eigener Assistent nicht viel mehr als eine Kopie von Google Now, die auch Funktionen von Google Goggles und anderen Apps beherrscht.

Richtig enttäuschend ist Bixby innerhalb der Kamera-App. Der Assistent soll Objekte erkennen können, um sie uns dann beispielsweise auf Shopping-Webseiten anzuzeigen. Wenn doch nur wenigstens ein einziges Produkt erkannt werden würde. Egal ob BVB Merchandise, Smartphone mit Logo oder Spielkonsole, erkannt hat Bixby nichts. Jage ich diese Fotos durch die Bildersuche von Google, erhalte ich direkt perfekte Treffer.

Man hat Bixby sogar eine eigene Taste am Gehäuse spendiert, die ich persönlich aber nur aus Versehen und selten mit Absicht benutzt habe. Bixby wird ein für Samsung-Geräte exklusives Produkt bleiben, da bin ich mir zumindest auf die nächsten Jahre gesehen sehr sicher, was wiederum für App-Entwickler nicht sonderlich attraktiv ist.

Am Ende verstehe ich nicht, warum jedes Unternehmen dieser Branche alles selbst erfinden muss. Warum überlässt Samsung diesen Bereich nicht Amazon und/oder Google und konzentriert sich selbst einfach darauf, die perfekte Hardware zur Benutzung der Dienste zu liefern?

Entsperren lässt sich das Galaxy S8 nur mühselig

Schon lange im Vorfeld der Präsentation des Galaxy S8 wurde klar, die Position des verbauten Fingerabdrucksensors kann nicht gut sein und vermutlich war sie ursprünglich so gar nicht gewollt. Man merkt das vor allem dann, wenn das Smartphone in der täglichen Nutzung einem immer wieder die Nerven raubt. Vermutlich hatte Samsung einen anderen Plan, nämlich einen Sensor direkt in das Display zu integrieren, was laut diversen Berichten nicht rechtzeitig klappte. Der Sensor musste schnell verlegt werden, die Position neben der Kamera war ganz offensichtlich schnell realisierbar.

Man muss kein Hellseher sein, diese Position ist (mindestens für Rechtshänder mit „normalen Händen“) unpraktisch. Der Sensor lässt sich nur schwer erreichen, die Kamera verschmiert man hin und wieder auch ungewollt. Ein Glück aber meist nicht direkt die Linse. Viel schlimmer ist ohnehin die Erkennung, denn der verbaute Sensor ist schlicht und ergreifend schlecht. Es braucht oft mehrere Versuche, zudem landet man nicht wirklich schnell auf dem Homescreen. Wenn Huawei im P10 den aktuell besten Sensor bietet, ist im Vergleich der im Galaxy S8 verbaute Sensor einer der schlechtesten.

Es gibt zwar Alternativen, wie den Iris Scanner oder auch den Gesichtsscanner, beide Funktionen arbeiten aber immer nur unter bestimmten Bedingungen gut und dann meistens trotzdem nicht schnell genug. Die Sensoren der Vorderseite müssen natürlich das Gesicht bzw. die Augen sehen können, des Weiteren können beide Funktionen nicht gleichzeitig genutzt werden und der Gesichtsscanner kann bereits mit einem Foto schnell ausgehebelt werden.

Schlussendlich ist der Fingerabdrucksensor der beste Mix aus Sicherheit und Komfort, kann aber mit seiner Performance nicht überzeugen. Zwar feiert sich Samsung für den alternativen Iris Scan, doch für diesen muss man erst das Display aktivieren und meist auch noch die Augen aufreißen. Das ist erstens langsam und zweitens nicht sonderlich komfortabel. Apropos langsam, so richtig schnell auf dem Homescreen ist man mit keiner Methode, das hat die Konkurrenz besser hinbekommen.

Sonstiges

  • IP68 Rating sorgt für Sicherheit, wenn es mal nass wird. Egal ob Regen, Waschbecken oder die Toilette, das Galaxy S8 kann Wasser ganz gut ab. Ist natürlich auch ein Vorteil zur einfacheren Reinigung des Gerätes.
  • USB Type C auch hier wieder nur für gängige USB-Funktionen nutzbar, nicht etwa zur Bildübertragung an einen Bildschirm. Dafür lädt das Smartphone recht schnell. UPDATE: Offensichtlich gibt es auch Unterschiede bei den Typ C-Adaptern, mit anderen als meinem soll das S8 doch Bild an einen Monitor ausgeben. [via]
  • 64 GB Datenspeicher sind mir persönlich locker ausreichend, auch nach mehreren Wochen Benutzung liege ich bei 41 GB verfügbarem Datenspeicher. Wer damit nicht auskommt kann via microSD erweitern.
  • Nicht fallen lassen: Während ein Huawei P10 einen Sturz auf Asphalt aus 50 cm gut überstanden hat, wird das Galaxy S8 vermutlich in alle Einzelteile zerfallen. Zumindest lässt das die Bauweise vermuten, das Display wird keinen Sturz überleben.
  • Verbaut hat Samsung leider nur einen einzigen Lautsprecher an der Unterseite, das ist für ein 800 Euro Smartphone einfach zu wenig. Der Sound kommt nur aus einer richtig, tiefe Töne fehlen.

AKG Headset

Inzwischen habe ich auch die beiliegenden Kopfhörer von AKG ausprobiert, die einen meiner Meinung nach kräftigen, klaren Sound haben, allerdings insgesamt zu basslastig sind. Sonst mag ich keine In Ears, doch der Tragekomfort ist in diesem Fall echt stark. Selbst wenn das Kabel am Körper oder den Klamotten reibt, überträgt sich das nur bedingt auf die Kopfhörer. Zudem hört man Umgebungsgeräusche kaum.

Fazit

Samsung hat einen großen Sprung gewagt. Mit den relativ groß ausfallenden edge-Displays und dem neuen Design der Frontseite konnte man für einen Wow-Faktor sorgen. Ich bin durchaus ein großer Fan der Haptik des Gerätes. Dieses warme, runde Glas, die Vorderseite mit derart viel Display, das fasst sich auch nach mehreren Wochen noch immer jedesmal aufs Neue wirklich großartig an.

Trotzdem hat es mich immer wieder zu meinem Huawei P10 gezogen, da das unkomfortable Entsperren des Galaxy S8 im Alltag nervt. Wie schon der Titel des Beitrages verrät, war Samsung auf einem verdammt guten Weg und musste dann doch noch auf die Strafrunde. Nichtsdestotrotz ist das Samsung Galaxy S8 definitiv eines der besten Android-Smartphones des Jahres, da stimmen mir auch zahlreiche Kollegen zu.

Für diesen Testbericht hat uns 1&1 das Galaxy S8 zur Verfügung gestellt, dort findet ihr es mit unterschiedlichsten Vertragsangeboten in allen Varianten.

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