Ich hatte die Powerbank selber schon im Warenkorb, habe aber zum Glück noch nicht auf „Bestellen“ geklickt!
Das US-Unternehmen Lumafield, das sich auf industrielle Computertomografie zur Qualitätskontrolle spezialisiert hat, hat Haribo-Elektronikprodukte untersucht und dabei erhebliche Sicherheitsprobleme aufgedeckt. Die werden natürlich nicht vom Gummibärchen-König selber hergestellt, sondern von HK DC Global mit entsprechender Lizenz. Das Portfolio ist inzwischen riesig:

„Jedes Produkt, das wir gescannt haben, zeigt Batteriemängel, die die Wahrscheinlichkeit von Ausfällen und möglicherweise Bränden erhöhen“, schreibt das Unternehmen in einem aktuellen Blogbeitrag. Betroffen sind eine 20.000-mAh-Powerbank sowie mehrere Bluetooth-Kopfhörer der Marke.
Die Powerbank war besonders bei Ultraleicht-Wanderern beliebt, weil sie bei nur 286 Gramm Gewicht eine hohe Kapazität versprach. Amazon entfernte das Produkt (zumindest in den USA) jedoch wegen „möglicher Sicherheits- oder Qualitätsprobleme“. Der Hersteller DC Hong Kong Global hat sich nicht zu den Gründen geäußert.

Lumafield zeigt nun mit CT-Scans, was im Inneren verborgen ist: Die beiden Pouch-Zellen der Powerbank weisen demzufolge schlecht ausgerichtete Elektrodenschichten auf, die wellenförmig verlaufen statt gleichmäßig gestapelt zu sein.
„Diese ungleichmäßige Wicklung während der Montage zeigt auch, dass die Elektroden vor dem Versiegeln nicht stabilisiert wurden“, erklärt Lumafield. Die Folge: „Schlechte Kantenausrichtung kann zu ungleichmäßiger Lithium-Beschichtung führen, was wiederum Dendritenbildung verursacht. Dies erhöht das Risiko verkürzter Batterielebensdauer, Ausfall und im schlimmsten Fall thermisches Durchgehen.“

Noch gravierender seiendie Mängel bei den Kopfhörern. In den Noise-Cancelling-Ohrhörern fand Lumafield gerissene Kathodenschichten nahe der Oberseite des Stapels. „Die Risse hinterlassen freiliegende, unregelmäßige Kanten, die sich während des Ladevorgangs verschieben oder Material abwerfen können“, warnen die Analysten. Solche Beschädigungen seien „ein klarer Indikator für mangelnde Qualitätskontrolle“.
Zusätzlich stellte Lumafield bei denselben Ohrhörern inkonsistente Anoden-Überstände fest: „In einigen Schnitten erstreckt sich die Anodenschicht weit über die Kathode hinaus. In anderen verschwindet sie fast.“ Bei den günstigeren Modellen maß das Unternehmen stellenweise nur 0,072 Millimeter Überstand – der Industriestandard liegt bei etwa 0,5 Millimetern. Dieser Überstand gilt als sicherheitskritisch, um der Anode Raum zum Ausdehnen beim Laden zu geben.

„Ausreichender Anoden-Überstand wird als sicherheitskritisches Merkmal angesehen, um unregelmäßige Lithium-Beschichtung und Dendritenbildung zu verhindern“, betont Lumafield. „Das Fehlen von Überstand, das wir in den Ohrhörern beobachten, erhöht die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass diese Batterien vorzeitig ausfallen oder sogar Feuer fangen könnten.“
Auch die Ladeetuis zeigen dieselben Probleme. Die systematischen Mängel über alle Produktlinien hinweg deuten laut Lumafield darauf hin, „dass alle Zellen der Haribo-Produktlinie möglicherweise vom selben minderwertigen Zulieferer stammen“.
Ohrhörer und Kopfhörer arbeiten in sehr kleinen Gehäusen ohne Belüftung. „Eine schlecht gewickelte Zelle mit ungleichmäßigen Schichten birgt ein erhöhtes Risiko sowohl für Leistungs- als auch für Sicherheitsausfälle“, warnt Lumafield. Das Fazit der Analysten: „Die Haribo-Produkte zeigen dasselbe Muster – attraktive Spezifikationen, die schwache Fertigungskontrollen verbergen. Industrielle CT macht diese Lücke sichtbar. Sobald man den internen Aufbau sieht, ergibt das Verschwinden von Amazon Sinn.“
Ehrlicherweise muss man aber auch sagen: Die ganze Geschichte ist für Lumafield natürlich allerbeste PR, um ihre Technik auf die Probe zu stellen.
