Wir haben jetzt fast ein ganzes Jahr geschafft, der IONIQ 5 hat uns nun ca. 16.000 Kilometer begleitet und es ist an der Zeit für ein neues Review. Ich will nun keinen kompletten Testbericht schreiben, sondern eher darauf eingehen, was uns in dieser Zeit sehr positiv und was uns auch negativ aufgefallen ist. Einige Punkte merkt man eben erst nach einiger Zeit.
Ein wichtiger Punkt ist jedenfalls die Software des Fahrzeugs, die zwar grundsätzlich sehr gut funktioniert, aber eigentlich kaum etwas bietet. Wir nutzen Android Auto und Apple CarPlay, weil das App-Angebot bei Hyundai derzeit gegen Null läuft. Erst mit dem Wechsel auf das neue Pleos, das 2026 eingeführt wird, möchte Hyundai auch ein umfangreiches App-Angebot einführen.
Bei der Navigation nutze ich hingegen die integrierte Lösung. Das hat unter anderem den Grund, weil ich die Richtungsangaben direkt im Display hinter dem Lenkrad sehe. Während Android Auto bei einigen Fahrzeugen seine Richtungsangaben auf diesem Bildschirm anzeigt, fehlt das beim Hyundai leider. Aber die Navigation im Fahrzeug ist meines Erachtens gut, das Auffinden von Ladestationen hat für uns ebenfalls gut funktioniert.
Im Laufe des Jahres gab es mit der Integration von Google Places ein großes und wichtiges Upgrade. Dadurch lassen sich POI sehr viel schneller oder überhaupt finden, im Vergleich zur vorherigen Lösung. Außerdem gibt es einige Daten aus Google Maps, darunter Rezensionen und Fotos zu den POIs, auch das haben wir als deutliche Aufwertung wahrgenommen.
Die Spracheingabe könnte etwas besser sein, da haben wir das Problem aller „alten“ Lösungen, dass sie in der Regel nur auf einige „vorgefertigte Befehle“ reagieren und das auch nicht immer wie gewünscht. Meines Erachtens ist die Sprachsteuerung für die Hersteller der größte Hebel, um eine gute Nutzererfahrung bieten zu können, die nicht ablenkt.
Schwächen bei der Software und teilweise bei der Verarbeitung
Ein entscheidender Punkt, wenn es um das Autofahren geht, ist die Erkennung von Schildern und die erlaubte Geschwindigkeit. Da kommt in diesem Fall ein ganz komischer Mix aus Schildererkennung und Kartendaten zum Einsatz, glaube ich jedenfalls. Nicht selten liegt das System daneben, welche Geschwindigkeit gerade erlaubt ist.
Bei Autobahnbaustellen kam es häufiger vor, dass das Schild eingangs der Baustelle erkannt wurde, aber noch während der Baustelle dann plötzlich wieder die eigentliche Richtgeschwindigkeit angezeigt wurde. Die automatische Anpassung der Fahrtgeschwindigkeit, die für den „Autopiloten“ nutzbar ist, musste ich deshalb ausschalten und das habe ich inzwischen dauerhaft getan.
Weitere Punkte, die direkt das Auto betreffen, sind die unsägliche Positionierung der hinteren Kamera und außerdem die nicht ganz reibungslose Verarbeitungsqualität. Im Bereich des Türgriffs haben wir innen schon deutliche Abnutzungsspuren und das Schloss der Heckklappe gibt je nach Straße echt nervige Geräusche von sich (bekanntes Problem).
Die angesprochene Rückfahrkamera sitzt sehr weit unten und ist ungeschützt. Sie bekommt an ihrer Position spätestens im Herbst derart schnell viel Dreck ab, dass sie teilweise nicht mehr nutzbar ist. Man muss sie immer wieder manuell reinigen, etwa mit dem Finger, bevor man losfährt. Da hat der Hersteller echt nicht weiter nachgedacht und das nervt zumindest in der kalten Jahreszeit.
Das Cockpit mag ich hingegen immer noch sehr, es ist luftig und reduziert, bietet die wichtigsten Tasten als echte Schalter an, die kapazitive Bedieneinheit für die Klima hat sich im Alltag bewährt und das Lenkrad hat eine tolle Haptik:

Kein Meister der Effizienz, aber starke Leistung am Schnelllader
Inzwischen sind wir gut 16.000 Kilometer gefahren und haben einen Schnitt von exakt 19,0 kWh auf 100 Kilometer – irgendwas zwischen 5.000 bis 7.000 Kilometer haben wir wohl auf der Autobahn verbracht. Das ist kein Meisterstück, aber wir fahren hier auch auf Ganzjahresreifen und einen recht großen SUV. Gerade auf der Autobahn ist die Effizienz nicht so geil, während die alltägliche Pendelstrecke meiner Frau nahezu die WLTP-Angaben (max. 570 Kilometer) möglich macht.
Uns ist es wichtig, dass wir auf der Autobahn wenigstens 250 Kilometer (mit Puffer) weit kommen und im Alltag nicht so häufig laden müssen, was mit dem IONIQ 5 jeweils gegeben ist. Aber auch nur deshalb haben wir für uns ein großes Modell mit großem Akku entschieden. Ich hoffe, dass das in den nächsten Jahren auch mit viel kleineren Autos möglich sein wird und danach sieht es aus (IONIQ 3).
Der IONIQ 5 ist auf der Autobahn kein Meister der Effizienz, wenn man mal über 130 Kilometer pro Stunde fährt, aber dafür an der Ladesäule umso schneller. Dass man in unter 20 Minuten gut 70 Prozent des Akkus wieder aufladen kann, ist wirklich ein großer Gewinn, egal ob beim Stopp auf der Langstrecke oder bei einem kurzen Einkauf. Bei uns im Ort ist das DC-Ladeangebot inzwischen wirklich top.
Ladeangebot von Hyundai und die App
Hyundai hat es wie viele andere Hersteller versäumt, seinen Kunden ein wirklich gutes Angebot im Bereich der Ladekarte zu machen. Die Preise sind hoch und nicht transparent, weil es keinen einheitlichen Preis für DC-Laden und AC-Laden gibt, sondern das auch immer wieder vom Roaming-Partner abhängig ist. Ich nutze daher fast ausschließlich eine EWE Go-Karte, bei der ich einen Einheitspreis bekomme.
Dabei wäre es so cool, weil sich Plug & Charge langsam durchsetzt. Ich habe das System aktiviert und erst kürzlich „aus Versehen“ genutzt. Statt mich mit einer Karte an der Ladestation zunächst zu authentifizieren, habe ich diesmal zuerst das Kabel am Auto angesteckt und der Ladevorgang hat dank Plug & Charge sofort gestartet. Cool, aber mit dem Hyundai-Ladeangebot leider zu teuer.
Bei der App kann ich hingegen nur berichten, dass sie stets zuverlässig funktionierte. Inzwischen hat Hyundai in Europa von Bluelink auf MyHyundai umgestellt. Die neue App scheint Livedaten noch besser wirklich live liefern zu können, bietet Reichweite, Ladegeschwindigkeit etc. auf den ersten Blick an.
Wenn ich das richtig sehe, gibt es dank „Smart Climate“ endlich die Möglichkeit, dass das System selbst entscheidet, ob es jetzt kühlen oder heizen muss, was in den Übergangsphasen von Winter zu Sommer und Sommer zu Winter praktisch ist. Ansonsten nutzen wir vor allem den Zeitplan zum Vorheizen im Winter, das klappt hervorragend.
Ist übrigens auch eine Stärke des IONIQ 5, das Fahrzeug ist in wenigen Minuten komplett warm und wir müssen nie in ein kaltes Auto steigen oder gar frieren. Gilt auch für das Freimachen der Scheiben, meine Frau muss im Winter nie kratzen. Während die Türgriffe im Winter bislang kein Problem waren, sind hingegen schon öfter die Türen komplett gefroren gewesen, gerade bei feuchten Tagen und Nächten mit Frost.
Ein gutes Paket mit kleinen Schwächen
Wir sind insgesamt zufrieden, das kann ich unterm Strich sagen. Der IONIQ 5 ist bequem, komfortabel und bietet reichlich Platz. Es gibt Schwächen, aber welches Fahrzeug im mittleren Preissegment hat die nicht? Mir war es wichtig, dass die Elektroauto-Faktoren sehr gut sind und das sind sie mit minimalen Abstrichen, bei anderen Marken hätte ich zum „damaligen“ Zeitpunkt (Jahresende 2024) mit sehr viel mehr Kompromissen leben müssen.
Obwohl ich auch gerne einen echten N hätte, ist mir hier die Gesamtreichweite dann doch wichtiger und da schluckt der Allrad des sportlichen Modells zu viel weg. Abgesehen davon ist der normale IONIQ 5 mit seinen fast schon „schwachen“ 229 PS echt dynamisch bewegbar, da macht sich der Drehmoment-starke Elektroantrieb mit 350 Nm bemerkbar.
