BeReal: Das Hype-Netzwerk steht vor diversen Problemen

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Während sich nur eine Handvoll an Sozialen Netzwerken als langfristige Optionen etabliert haben, gibt es zahlreiche weitere Anwärter, die immer wieder um die Aufmerksamkeit der Nutzer buhlen – nach einigen Monaten meist aber in der Versenkung verschwinden. Das wohl am heißesten gehandelte Netzwerk derzeit ist BeReal, das ausnahmsweise mal nicht aus den USA oder China, sondern Frankreich stammt.

Dass BeReal ein innovatives Konzept und durchaus Potential mitbringt, lässt sich allein schon daran gut messen, dass Instagram und TikTok die Funktionalität in Windeseile in ihre eigenen Apps kopiert haben. Besonders ironisch ist das bei TikTok, dessen Kern ebenfalls von Instagram und YouTube übernommen wurde.

Was aber genau ist BeReal? Die App verspricht, ein Gegenmittel zum endlos bearbeiten und bis ins kleinste Detail optimierten Erfolgscontent der anderen Plattformen darzustellen. Einmal am Tag sendet die App gleichzeitig eine Push-Benachrichtigung an alle Nutzer auf der Welt, die dann zwei Minuten Zeit haben, einen Beitrag zu erstellen. Der besteht aus zwei Aufnahmen, nämlich dem, was Innen- und Außenkamera sehen.

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Quelle: BeReal

Prinzipiell ist es auch später noch möglich, einen Beitrag zu erstellen, wenn man das knappe Zeitfenster verpasst hat. Dann wird der Post aber mit „Late“ gekennzeichnet samt minutengenauer Angabe, wie viel zu spät man zum täglichen Online-Abgleich gestoßen ist.

Aktuell ist BeReal völlig kosten- und werbefrei nutzbar, was schnell Fragezeichen aufwirft, wie sich das Netzwerk mit mehr als 50 Millionen Mitgliedern denn eigentlich finanziert. Aktuell verbrennen die Franzosen das Geld, das ihnen Investoren an die Hand gegeben haben. Langfristig müssen sie aber irgendeinen Weg zur Monetarisierung finden, was zum Beispiel durch klassische Werbung im Feed passieren könnte.

Allerdings hat das Konzept von BeReal in den Augen mancher Kritiker einen großen Haken, der einem kommerziellen Erfolg früher oder später im Wege stehen könnte. Weil der Zeitpunkt des Postens für alle Nutzer gleich ist, erreicht die App nur für eine sehr kurze Zeit Spitzenwerte im Traffic – später haben Nutzer aber nur noch wenig Grund, BeReal zu öffnen. Ein Entwickler schlägt daher vor, automatisch Freundesgruppen zu identifizieren und so nicht allen Menschen gleichzeitig die Benachrichtigung zu senden. So könnte man den Traffic über den Tag verteilt höher halten.

@seattletechbro

I don’t think this would heavily impact the “purpose” of BeReal either, since it’s mostly an experience with your friends not random people. #bereal #techtok #softwareengineering #algorithm

♬ original sound – seattletechbro

Doch zum Öffnen der App muss es erst einmal kommen, denn dass sonderlich viele derer, die BeReal mal installiert haben, das auch tun, lassen aktuelle Zahlen zweifeln. „Laut einer Studie von Sensor Tower zeigt BeReal in einigen Bereichen eine beachtliche Zugkraft: Die App wurde weltweit mehr als 53 Millionen Mal im App Store und bei Google Play installiert und die Zahl der monatlich aktiven Nutzer ist seit Januar 2022 um 2.254 % gestiegen“, berichtet Yahoo. Aber nur bei 9 Prozent der aktiven Android-Installationen werde die App täglich geöffnet.

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Schließlich werden auch Bedenken in Bezug auf fragwürdige Datenschutzbestimmungen laut. So wird automatisch etwa der exakte Standort mit jedem Beitrag geteilt. Überdies gibt man der Firma über 30 Jahre lang das Recht, Inhalte etwa für Werbezwecke zu verwenden. Über Content-Moderation macht sich die Plattform indes wenig Gedanken.

Dennoch läuft es unterm Strich für BeReal zumindest fürs Erste sehr gut. Gerade erst wurde die Firma mit 600 Millionen Dollar bewertet, das Nutzerwachstum ist stetig. Ernsthafte Konkurrenz ist von Instagram und TikTok nicht zu erwarten, TikTok wird für TikTok Now heftig kritisiert, eben weil sie ein so sympathisches Start-up so gnadenlos kopieren. Ob aber BeReal das nächste Clubhouse wird oder doch über Dauer unsere Smartphones vereinnahmt, bleibt abzuwarten.

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