Damit wir nicht wieder in der Steinzeit landen: Bekloppte EU-Idee zur Chat-App-Öffnung vorerst vom Tisch

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Foto: Rami Al-zayat (Unsplash)

Nicht jeder EU-Politiker möchte die Regulierungsschraube so festdrehen, dass am Ende nichts übrig bleibt. Chat-Apps in bisheriger Form scheinen gerettet.

WhatsApp, Telegram und Co.: In Europa und Deutschland regeln wir uns derzeit ziemlich kaputt, da folgt eine komische Idee auf die nächste. Leider immer ohne dabei gleichzeitig selbst innovativ zu sein. Man möchte lieber lenken, was man selbst verpasst hat. Eine der wirklich beklopptesten Ideen ist die Forderung, bekannte und populäre Chat-Apps wie die eingangs erwähnten Kandidaten zur sogenannten Interoperabilität zu zwingen.

Dabei sollen „Systemrelevanter Betreiber“ zu einer Zusammenarbeit gezwungen werden. In einem solchen Szenario könntet ihr beispielsweise von WhatsApp heraus an befreundete Telegram-Nutzer schreiben. Oder von Telegram an Signal. Eine wirklich träumerische Idee, die aus heutiger Sicht eigentlich nicht umsetzbar wäre, allein wegen der eingesetzten und unterschiedlichen Verschlüsselungsmethoden. Auch der Funktionsumfang der Apps ist heute oftmals grundverschieden.

Die angesprochene Forderung kommt beispielsweise von der SPD. Nur hat dort wohl keiner ernsthaft darüber nachgedacht, wie das aussehen soll. Andere politische Kräfte sind sich hingegen klar darüber, dass eine solche Interoperabilität zu weitreichenden Folgen führen kann und wir am Ende wieder bei Chat-Apps auf SMS-Niveau landen. Ein entsprechendes Gesetz würde Innovationen im Keim ersticken, die bisherigen Anbieter womöglich aus dem EU-Markt verdrängen.

Die Forderung:

„Es muss möglich sein, zwischen verschiedenen Messengerdiensten, sozialen Netzwerken und digitalen Plattformen zu kommunizieren oder zu wechseln. Diese Interoperabilität werden wir gesetzlich vorschreiben.“

Vizepräsidentin der EU-Kommission möchte einen anderen Weg einschlagen

Die als Vizepräsidentin der EU-Kommission amtierende Margrethe Vestager sieht andere Wege als sinnvoller. Sie möchte keine Zusammenarbeit verschiedener Anbieter erzwingen, sondern dem Anwender mehr Freiheiten geben. Das ist ein vom Grundsatz her komplett anderer Weg, der aus meiner Sicht wesentlich machbarer scheint. Wobei man mit einer Bereitstellung „mehrerer App-Stores“ doch eigentlich nur Apple meinen kann.

„Im EU-Parlament wird das gefordert, aber wir haben uns dem noch nicht angeschlossen. Denn es könnte Innovationen auch ersticken. Denken Sie an die SMS: Die gibt es schon sehr lange, und sie hat sich kaum weiterentwickelt. Die neuen Funktionen der Messenger, dass Sie zum Beispiel Gruppen erstellen können, gibt es bei der SMS nicht. Wenn wir jetzt vorschreiben, dass alle Messenger kompatibel sein müssen, könnte das dazu führen, dass wir eine Art SMS zurückkriegen. Unsere Ansätze sind darum etwas breiter gefasst. So wollen wir vorschreiben, dass auf einem Handy mehrere App-Stores installiert werden können. Aber wir gehen nicht so weit, dass diese Stores miteinander kompatibel sein müssen.“ – Handelsblatt / Golem

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3 Kommentare zu „Damit wir nicht wieder in der Steinzeit landen: Bekloppte EU-Idee zur Chat-App-Öffnung vorerst vom Tisch“

  1. Man könnte es auch etwas differenzierter betrachten: Basisfunktionalitäten interoperabel, darüber hinausgehende Funktionen halt als Alleinstellungsmerkmal. Sprich Simple Textnachrichten und von mir aus Fotos/Videos über alle Grenzen hinweg, tolle Funktionen, die kein anderer hat (welche sollten das denn sein?) bleiben aber dem eigenen Nutzerkreis vorbehalten. Dass dadurch irgendwelche Innovationen der Anbieter gefährdet wären kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Das was ich persönlich aus dem aktuellen Stand rauslese ist „Es ist scheisskompliziert, wir lassen es lieber gleich“.

  2. Gibt es schon, nur nicht so „benutzerfreundliche“ wie die Messenger. Nennt sich eMail …
    Ich muss nicht alle Personen über einen Messenger erreichen.
    Mir persönlich würde es schon reichen, wenn es etwas vernünftiges gäbe um die verschiedenen Messenger in einem Pool zusammenfassen zu können, wie damals bei Tillian.

  3. Unwählbar, der Haufen. Wie immer von nichts eine Ahnung, von solch einer komplexen Materie schon Mal gar nicht, aber populistische dumme Synonymquatscherei! Interoperabilität… Mehrere (!) Appstores (IOS UND Android) Oh Mann….

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