Kommentarspalten, Benachrichtigungen, Banner – das Internet von heute macht mich depressiv und wütend

Bad Smiley Head

Foto: unsplash.com @dre0316

Wir haben alle schon Fehler gemacht, uns vielleicht auch schon online heftig danebenbenommen. Aber wie im gesamten Internet miteinander umgegangen wird, macht schon lange keinen Spaß mehr. Ich hatte auch hier mal für eine längere Zeit die Kommentarspalte komplett weggelassen, weil oftmals wirklich wenig hilfreiche Kommentare unter den Beiträgen gelandet sind. Diverse Veränderungen am Blog hatten zuletzt für ein erhöhtes Aufkommen an Kommentaren gesorgt, doch die Diskussion driftet oftmals schnell ab. Aber nicht nur Kommentarspalten gehen mir tierisch auf den Sack.

Respekt ist ein Fremdwort

In der Regel sind Kommentarspalten und Plattformen wie Ebay Kleinanzeigen von einer unfassbaren Respektlosigkeit geprägt. Nicht nur, dass es schnell in Beleidigungen übergeht, es fehlt auch in schlichten Diskussionen an ganz einfachen Dingen des gegenseitigen Respekts. Uns geht es dabei nicht anders. Mache ich einen Fehler oder drücke mich missverständlich aus, dann kommt da keine Nachfrage oder Kritik, sondern direkt der Vorwurf, das mit Absicht gemacht zu haben. So ist es heute oft und fast überall.

Ganz üble Erfahrungen macht man auf Plattformen, sobald es um Geld geht. Zum Beispiel beim Privatverkauf irgendwelcher Dinge. Nicht nur, dass die Leute gleich die Anrede komplett weglassen, auch sind Preisvorschläge häufig bodenlos frech. Und selbst wenn man sich einigt, für den Verkauf sogar einen Termin ausmacht, kommen kurz vorher unfassbar schlechte Ausreden oder die andere Person erscheint einfach gar nicht. Wir haben gerade übers Internet ein altes Auto verkauft, diese Erfahrung will ich nicht wiederholen.

Und da habe ich nur die harmlosen Dinge angesprochen, über die ich am Ende vielleicht noch lachen kann. Manchmal jedenfalls, aber immer seltener. Man sollte bloß nicht mehr in Kommentarspalten schauen, sobald es um ein politisches Thema geht oder ansatzweise in diese Richtung. Ein aktuelles Beispiel ist ein brennendes Flüchtlingslager in Griechenland, das den Hass im Netz sprichwörtlich aufflammen lässt. Immer voll drauf, am besten anonym und „lautstark“.

Das Internet ist kaputt reguliert und kapitalisiert

Ich liebe die Möglichkeiten der Digitalisierung und des Internets. Immerhin hat dieser Fortschritt der letzten zwei Jahrzehnte ermöglicht, dass eine neue Art an Selbstständigen ihr eigenes Business aus dem Boden stampfen konnten. Blogger, Influencer, Creator oder so simple Dinge wie Online-Shops, das hat alles ganz neue Wirtschaftszweige eröffnen können. Aber zugleich hat die Gier nach Wachstum und Geld auch dafür gesorgt, dass das Kapital in den Köpfen eine übergeordnete Rolle spielt.

Sei es nun die schiere Masse an Werbeanzeigen oder die davon sehr aufdringlichen Abwandlungen, auch andere Faktoren nerven seit Jahren immer mehr. Webseitenbetreiber wollen auf Teufel komm‘ raus, dass die Leute wieder klicken. Der Anteil an Benachrichtigungsanfragen ist deshalb seit Jahren enorm gewachsen, die aufdringlichen „Angebote“ für Newsletter ebenso. Dazu die Regularien für Consent und Cookie-Banner, die nur für noch mehr Frust sorgen.

Und wenn ein Betreiber einer Webseite davon gar nichts mehr im Griff hat, sieht das auch mal ganz schnell so aus:

Layer Und Banner Raptastisch

Ich hab das Internet mal geliebt, aber in den letzten Jahren ist dieses eigentlich so praktische Werkzeug eine ziemlich frustrierende Nummer geworden. Dazu gehören schlussendlich auch Auswüchse in die Realwirtschaft, wie die Geldgier der Paketdienstleister und der Geiz der Kunden, sodass Paketzusteller vom Online-Shopping-Hype nur Stress und miese Löhne abbekommen, obwohl sie vom Boom der Branche eigentlich profitieren sollten. Von Uploadfiltern und ähnlichen Themen will ich gar nicht erst anfangen.

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8 Kommentare zu „Kommentarspalten, Benachrichtigungen, Banner – das Internet von heute macht mich depressiv und wütend“

  1. Du bist mit deiner Wahrnehmung ganz sicher nicht alleine. Das ist der Grund, weshalb ich mich von sämtlichen Plattformen wie Facebook und ähnlichem bereits vor vielen Jahren komplett zurückgezogen habe. Fußball Kommentar Seiten sind ebenfalls voll mit Wutbürgern und dabei geht es „nur“ um Fußball. Dass es bei politischen Themen dann allzu schnell eskaliert, liegt für mich auf der Hand. Entweder legt man sich ein dickes Fell zu und ignoriert die aggressiven Beleidigungen oder man reduziert seine eigene Onlinepräsenz auf das absolut notwendige Minimum und diskutiert wieder wie früher mit Freunden und Bekannten persönlich bei einem Bier.

    Beim Thema online shopping hat uns die Industrie leider auf die online Märkte konditioniert. Ich fürchte, dass man dieses Rad nicht mehr zurückdrehen kann.

    1. Das Problem ist heute wohl, dass alle ihren Idolen, Lieblingsthemen, etc. so nah sein können und sich damit verbundener fühlen. Früher war das ohne permanente Präsenz auf Social Media viel distanzierter. Umso schlimmer ist es für die Leute, wenn zu ihren Themen schlechte Nachrichten oder gegenteilige Meinungen auftauchen.

  2. >Ein aktuelles Beispiel ist ein brennendes Flüchtlingslager in Griechenland, das den Hass im Netz sprichwörtlich aufflammen lässt. Immer voll drauf, am besten anonym und „lautstark“.

    Na dann mal nicht anonym diejenigen vor, die sich gegen den Hass stellen: Name, Anschrift und wie viele Flüchtlinge man bereit ist, bei sich persönlich aufzunehmen. Müssten sich ja doch etliche finden, so groß, wie die Empörung und der Vorwurf der unterlassenen Hilfe anderen gegenüber ist.

    1. War zu erwarten:
      Mit der Empörung sind viele schnell dabei und geben ihren Forderungen viel Raum, die Erwartungshaltung andern gegenüber ist hoch. Aber selbst den eigenen Anforderungen gerecht werden? Dann wohl lieber doch nicht, sollen doch andere vor. Selbst nach über drei Stunden keine / keiner / keines,
      dabei, die / der / das letztendlich nicht doch egoistisch ist. Ansich völlig in Ordnung, nur dürft ihr da gerne auch zu stehen, statt stets nach außen den Gutmenschen raushängen zu lassen…

  3. Wir brauchen viel viel weniger Leute die reden und viel viel mehr Leute die einfach etwas tun! Das heutige Internet ist ein Zeitdieb (Lebenszeit) und spaltet Gruppen, Menschen, Nationen, macht Menschen depressiv und abhängig (süchtig). In jedem anderen Umfeld würden schon längst Strafverfahren und Anklagen eröffnet worden sein.

  4. Ich kann mich noch erinnern, da waren im Internet alle extrem unpolitisch. Da hat man lieber sein Essen fotografiert als auch nur eine Sekunde über etwas relevantes Nachzudenken. Damals hab ich noch versucht auf Missstände wie Depleted Uranium, NSA, den gefakten arabischen Frühling, den Lissabon Vertrag und so weiter aufmerksam zu machen. Das hat kein schwein interessiert. irgendwann fing das dann mit der afd als Eurokritiker an, nach oder während der Finanzkrise, die NSU morde und deren staatliche Vertuschung haben auch etwas beigetragen. Ich denke, hier wird wieder massiv manipuliert und mit Falschinfomationen und Irreführungen von den wichtigen Punkten abgelenkt. Sobald man den sogenannten chemtrails(geoengineering) auf die schliche kam (zig versch. Theorien) und eine gewisse Masse sich dafür interessierte, musste man für etwas Ablenkung sorgen. Also erschuf man Flatearther, die fortan mit plausibleren Dingen vermischt wurden, und so allesamt in den Dreck zogen. Z.b. wird immer erzählt, Spinner behaupten dass 5g corona verbreitet, was natürlich unsinn ist, aber somit schlägt man auch eine viel leisere debatte tot, das 5g gesundheitsschädlich sein kann(silent sheriff, mikrowellenwaffen). Demokratie ist das jedefalls nicht, Freie Meinungsäußerung besteht nur in engen Rahmen, Zu schnell sind Keulen ausgepackt(Nazi, Kommunist, Aluhut, Verschwörungstheoretiker etc)

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