„Scheint mir nicht verrückt zu sein“ – Mit diesen Mails beschloss Google den YouTube-Kauf

Youtube Logo Hero Pexels Adam Fejes 5702341

Bild: Adam Fejes/Pexels

Falls ihr auf Twitter unterwegs seid und diesem Account noch nicht folgt, empfehle ich euch, das schleunigst zu ändern. „Internal Tech Emails“ bzw. @TechEmails hält nämlich genau das, was er verspricht: Eigentlich nur für den internen Verkehr bestimmte E-Mails aus der Technik-Industrie zu veröffentlichen.

So gelangen E-Mails der Tech-Geschichte ans Tageslicht

Dabei begeht der Betreiber durchaus keine Straftat. Die Mail stammen meistens aus irgendwelchen Gerichtsverfahren und sind somit öffentlich. Er macht sich nur die Mühe, durch die kilometerlangen Unterlagen zu wühlen und die wirklich spannenden Stellen herauszusuchen und anschließend als Screenshot unter seinen rund 300.000 Followern zu verbreiten.

Die Videoplattform YouTube ist inzwischen so eng mit Google verknüpft, dass es schwerfällt, sich an eine Zeit zu erinnern, in der das mal nicht der Fall war. Tatsächlich hat Google YouTube aber nicht selbst aus dem Boden gestampft, sondern vor inzwischen rund 15 Jahren aufgekauft. Doch wie ist es überhaupt dazu gekommen? Darauf geben Mails zwischen den Google-Chefs Eric Schmidt und Larry Page und weiteren Mitarbeitern Aufschluss.

YouTube wurde auf 50 Millionen Dollar geschätzt – komplett daneben

So fragte Eric Schmidt am 7. Februar 2006 nach einer „schnellen Analyse der Kosten für eine Übernahme von YouTube“. Die Schätzung lag bei rund 50 Millionen Dollar – und lag damit komplett daneben, wie sich später herausstellen sollte. Nach einer Nachfrage von Eric Schmidt an Larry Page, ob sie die Bemühungen zur Übernahme fortsetzen sollten, antwortete Page: „Scheint mir nicht verrückt zu sein…“

Doch auch, welche Anweisungen daraufhin gegeben wurden, sind durchaus interessant.

Bitte trefft euch mit YouTube, um ein ernsthaftes Übernahmeangebot von Google zu besprechen. Meine Bedenken beziehen sich vor allem auf die Abhängigkeit von urheberrechtlich geschützten Informationen und darauf, dass wir ihr Wachstum modellieren sollten usw. Unser primäres Ziel ist es, das gesamte Team und die Führung zu bekommen. Wir werden viel mehr Feuerkraft brauchen, um alles zu tun, was wir tun wollen.

YouTube wollte halbe Milliarde „wie MySpace“

Nach diesem Treffen ist Google klar geworden, dass YouTube seinen eigenen Wert viel höher einschätzt als die zuvor vermuteten 50 Millionen Dollar, berichtete Sean Dempsey.

Ich habe am Freitag, über das Wochenende und heute Morgen mit YouTube gesprochen. Im Netz heißt es, dass sie etwas im Bereich von 500 Millionen wollen, so etwas wie den „MySpace-Deal“. (Anmerkung: MySpace wurde 2005 von der News Corporation für 580 Millionen Dollar gekauft.) Wir hatten geplant, uns heute Morgen persönlich zu treffen, aber als ich eine mögliche Spanne von bis zu 200 Millionen nannte, um zu testen, ob dieser Myspace-Kommentar echt war, beschlossen sie, dass es das Treffen nicht wert sei […] Sie sind also unglaublich optimistisch, was ihre Zukunft angeht. Sie haben immer noch vor, uns Gedanken darüber zu schicken, wie wir kommerziell zusammenarbeiten könnten, worum wir sie gebeten haben.

Zu dem Zeitpunkt schien es so, als wäre der Deal zwischen Google und YouTube geplatzt. „Bitte findet einen Weg, wie wir ihnen helfen können, ihre Vision zu verwirklichen. Wir werden sie nicht als Akquisition verfolgen“, war Eric Schmidts Reaktion. Trotzdem sollte ein halbes Jahr später YouTube ins Haus von Google wandern – zu einem Preis von rund 1,65 Milliarden US-Dollar. Klar, eine unglaubliche Summe, gerade für die damalige Zeit. Doch die Investition dürfte sich gelohnt haben. 2021 hat YouTube alleine durch Werbung rund 29 Milliarden Dollar umgesetzt.

Google wollte schon halbes Jahr nach Start von YouTube Plattform kaufen

Übrigens: Googles erste Idee, sich YouTube einzuverleiben, kam schon viel früher, im November 2005. Besonders bemerkenswert, da die Plattform erst im Februar 2005 an den Start ging und damals noch nicht viel mit der Webseite zu tun hatte, die wir heute kennen. Damaliger Product Manager Peter Chane fand besonders harte Worte:

Sie machen nichts auf ihrer Website, bei dem ich sage: „Wow, die haben da ein paar große Videoköpfe“. Und die Qualität ihrer Inhalte ist schlechter als unsere. Sie scheinen sich auf den Heimvideo-/Community-Bereich zu konzentrieren, während wir mehr wie iTunes/TV sein wollen und Monetarisierung und höherwertige Inhalte anbieten.

Folge jetzt unserem neuen WhatsApp-Kanal, dem News-Feed bei Google News und rede mit uns im Smartdroid Chat bei Telegram. Mit * markierte Links sind provisionierte Affiliate-Links.

Kommentar verfassen

Bleibt bitte nett zueinander!