Xiaomi Mi Note 2 im Test: Flaggschiff mit Schwächen

Xiaomi Mi Note 2 Test Header

Wie oft musste man bei Testberichten in der Überschrift zum Mi Note 2 immer auch etwas vom Samsung Galaxy Note 7 lesen, obwohl die Geräte komplett unterschiedlicher Natur sind. Das sieht der Profi schon auf den ersten Blick bei der Präsentation und auch auf dem Datenblatt, im Test werden Unterschiede zu Flaggschiff-Smartphones der hochwertigeren Konkurrenz dann noch deutlicher sichtbar. Wir haben uns dank TradingShenzhen das durchaus attraktive Mi Note 2 von Xiaomi näher anschauen können.

Lohnt sich der Kauf in Europa trotz des recht hohen Preises? Kann ich euch vielleicht beantworten. Zum Zeitpunkt des Artikels werden bei den Kollegen im Shop knapp 577 Euro für das globale Modell fällig. Globales Modell? Mit dem Mi Note 2 brachte Xiaomi ein erstes Smartphone mit LTE Band 20 in den Handel, allerdings sind eben nicht alle Varianten des Gerätes damit ausgestattet.

Design, Datenblatt

Optisch orientiert sich Xiaomi durchaus an der bekannten Konkurrenz, der Laie könnte wohl ohne Branding ein Samsung-Smartphone von diesem Xiaomi-Smartphone nur schwer unterscheiden. Jeder muss für sich selbst einordnen, ob das okay ist oder euch zu wenig kreativ. Hat man das Gerät aber erstmal in der Hand, dann wirkt es doch sehr ansprechend. Rückseite aus Glas, Vorderseite aus Glas und ein schmaler Rahmen aus Metall.

Ich mag das Design und dessen Haptik durchaus, auch wenn die Rückseite sehr anfällig für Fingerabdrücke ist und gern schnell verschmiert. Wer schön sein will, muss leiden. Und nicht nur das, die Rückseite zerkratzt auch irgendwann und bei der schwarzen Variante ist das deutlich zu erkennen. Unser Testgeräte hat schon einige Hände hinter sich, die Rückseite ist gespickt mit haarfeinen Kratzern.

Zur Verarbeitungsqualität gibt es sonst nicht viel zu sagen, sie ist auf einem recht hohen Level und ich kann keinerlei Mängel beanstanden. Keine Spaltmaße, nichts knarzt oder kracht, die Tasten lassen sich hervorragend drücken – starke Arbeit!

 

Fast komplett High-End

Ein Blick auf das Datenblatt verrät eine Ausstattung der ersten Güteklasse, bis zu 6 GB RAM Arbeitsspeicher und 128 GB Datenspeicher gibt es, über den Snapdragon 821 müssen wir zudem kaum weitere Worte verlieren. Xiaomi punktet auch bei diesem Gerät mit einem über 4000 mAh großen Akku, sogar das OnePlus 3T lässt man damit hinter sich. Beim Display allerdings die erste Schwäche, das 5,7″ große OLED-Panel löst nur Full HD auf.

Ansonsten sind alle aktuellen Standards dabei, wie WiFi ac, Bluetooth 4.2, NFC und, und, und.

Display, Kamera, Sound

Leider wirkt sich die Auflösung wohl auch sichtbar auf die Bildqualität aus, denn die ist recht grobkörnig bzw. irgendwie dreckig. Es ist die Struktur des Panels mit bloßem Auge deutlich zu erkennen und die sieht einfach nicht gut aus. Andere Geräte mit QHD OLED machen da eine wesentlich bessere Figur. Stört mich das so sehr? Jaein. Dem Laie mag es weniger auffallen, mir allerdings schon. Es wirkt neben meinem Moto Z (Daily Driver) wie ein deutlicher Schritt zurück.

Erhöht man den Blickwinkel und schaut nicht mehr voll frontal auf das Display, hat es einen deutlich erkennbaren Blaustich. Ein weiteres Manko lässt sich zudem bei den vertikalen Seiten des Displays erkennen, die bekannterweise ebogen sind. Ein cooler Effekt, doch auch hier reicht es einen leicht seitlichen Blick auf das Display zu haben, um einen starken blaulichen Schimmer wahrnehmen zu können. Zudem wirkt der geknickte Bereich dann heller. Auch überzeugt das Display bei der Toucheingabe nicht mehr, wenn Menüpunkte zufällig auf dem geknickten Teil des Displays liegen.

Bei den restlichen Faktoren mag das Display aber durchaus gut sein, Farben werden kräftig dargestellt, die maximale Helligkeit geht ebenfalls in Ordnung. Letzteres kann man allerdings nur im Sommer richtig beurteilen, wenn durch starken Sonnenschein das Umgebungslicht generell sehr hell ist und das Display dadurch mehr fordert. Im Winter war alles okay.

Kamera

Ein weiterer Punkt, wo das Mi Note 2 nicht mehr der teureren Konkurrenz mithalten kann. Wobei das natürlich wieder nur zur Hälfte stimmt, denn im Detail wirken die Fotos der verbauten 23 MP Sony-Kamera hochwertiger als die des Moto Z, dafür verfälscht die Software die Helligkeit und holt künstlich gern auch mal zu viel Licht ins Bild. Mit einem Galaxy Note 7, S7 oder HTC 10 kann die Kamera des Mi Note 2 aber nicht mithalten. Bei anderen Geräten war das nie anders, im DxOMark liegt zum Beispiel das Mi 5 aus dem vergangenen Jahr lediglich auf Niveau drei Jahre alter Samsung-Geräte.

Hier findet ihr ein paar Beispielaufnahmen. Bezüglich der Kamera-App gibt es aber keine negativen Punkte zu erwähnen, sie ermöglicht schnell aus der Hüfte geschossene Fotos, auch weil der Autofokus schnell arbeitet und die Kamera schnell auslöst. Neben den zahlreichen Automatik-Modi gibt es auf Wunsch ein manuelles Setup, zudem hat die Kamera-App einen QR-Scanner integriert und bietet zahlreiche andere Einstellungsmöglichkeiten.

Sound

Überraschend satt und kräftig klingt der verbaute Lautsprecher. Seine Position hingegen ist mies. Wobei der wirklich gute Sound leider nicht immer zu hören ist, in der höchsten Lautstärke klingt der Ton plötzlich sehr grell und übersteuert schon fast ein wenig.

Software, Performance, Akkulaufzeit

Xiaomi gehört zu den Herstellern mit einer besonders umfangreichen Software, die Android eigentlich an allen Ecken und Enden anpasst. TradingShenzhen liefert die eigenen Geräte übrigens mit einer Global Dev ROM aus, welche auch über die deutsche Sprache verfügt. Zudem sind Geräte bei Großhändlern nicht selten mi Ad-Apps ausgestattet, daher ist prinzipiell die Neuinstallation einer sauberen ROM (samt Google-Apps) zu empfehlen. Trotzdem sind zahlreiche Apps von Xiaomi am Start, die zum Teil auch in Deutschland genutzt werden können – wie etwa die Mi Cloud.

Wer sich mit Xiaomi und Co schon beschäftigt hat, wird die schwere und umfangreiche Software kennen. Mit Stock-Android hat das alles nichts mehr zu tun, grundlegend ist der Aufbau diverser Menüs aber bekannt. Leider bringt dieser Umstand mit, dass Xiaomi zum Beispiel sehr lange keine neuen Android-Updates bringt, die Software also in der Regel auf einem etwas älteren Android basiert. Trotzdem erhalten die Geräte ständig neue Updates, worin Sicherheitspatches, Bugfixes und andere Optimierungen enthalten sind.

Der sonstige Funktionsumfang ist enorm, es gibt zum Beispiel sehr detaillierte Akkusparfunktionen, Apps können geklont werden, ein zweites Nutzerprofil ist erstellbar, Apps lassen sich via Passwort sperren, es gibt diverse erweiterte Gesten zur Steuerung des Gerätes, der Headset-Sound lässt sich detailliert konfigurieren, die Tasten können komplett nach Wunsch angepasst werden und noch vieles mehr. Man bekommt definitiv mehr als beispielsweise bei Motorola geboten, wo auf den Geräten ein in der Regel nacktes Android mit deutlich weniger Funktionen installiert ist. Nun liegt es am Nutzer, was er nutzen will.

Zwei Tasten neben dem Home-Button werden optisch nur als Punkt dargestellt.

Wie bereits erwähnt wurde, liefert TradingShenzhen seine Geräte mit Dev ROM und Google-Apps aus. Letztere funktionieren und synchronisieren sich wunderbar, nur Chrome ist hin und wieder grundlos abgestürzt. Ob da in irgendeiner Art und Weise ein Zusammenhang besteht, kann ich allerdings nicht sagen.

Leistung satt

So überladen die Software hier und da wirken mag, so wenig lässt sich die Systemleistung davon etwas anmerken. Meines Erachtens läuft das Mi Note 2 in jeder Situation butterweich, reagiert rasendschnell und hat keine Gedenkpausen oder andere nervige Macken. Da kann sich das ein oder andere Smartphone eine große Scheibe von abschneiden. Der Snapdragon 821 und die 4 GB RAM Arbeitsspeicher liefern genau das, was man von ihnen auch unbedingt zu erwarten hat. Von mir gern getestete Spiele wie Asphalt 8 und Real Racing 3 laufen ebenso flüssig und machen daher Spaß.

Kein Akkuwunder

Bei einem Display mit nur 1080p und einem Akku in der Größe von über 4000 mAh mag man mehr erwarten können, denn in meinem Test war bei 6 h SOT leider schon das Ende erreicht. Damit komme ich zwar locker über 24 h Gesamtlaufzeit, bei etwas weniger Nutzung sogar 48 h, trotzdem scheint zumindest theoretisch mehr möglich. Daniel schafft mit dem vergleichbaren Mate 9 sogar 8 bis unfassbare 12 h SOT!

Ebenso ist ein Vergleich zum OnePlus 3T möglich, welches kaum schlechter als das Mi Note 2 abschneidet und das trotz 600 mAh weniger Akku.

Sonstiges

  • Xiaomi verbaut einen wirklich schnellen Fingerabdrucksensor, welcher ziemlich selten falsch liegt bzw. nicht reagiert.
  • Xiaomi bringt Quick Charge mit, allerdings statt ein eigenes System das von Qualcomm. Gut so, dafür gibt es unzählige Netztteile im Handel. Mit dem originalen Netzteil sind in 10 min um die 12 % aufgeladen, in knapp über
    20 min dann schon ein Drittel des Akkus.
  • Drahtlos: WiFi, Bluetooth, Telefonie und mobiles Internet – Mängel konnte ich keine feststellen, hat alles gut im Alltag funktioniert.
  • Dual-SIM, dafür aber kein Platz für eine microSD.

Fazit

Xiaomi hat im Mi Note 2 ein besonders auffälliges Display verbaut, womit man meines Erachtens eine eindeutige Message nach außen liefern möchte. Das geht aber gründlich daneben, denn das Smartphone sieht zwar sehr nach einem Samsung-Flaggschiff aus, kann aber besonders beim Display einfach nicht mithalten. Tatsächlich ist das Display sogar die größte Enttäuschung des Smartphones, die nur teilweise durchschnittliche Qualität der Kamera war hingegen zu erwarten.

Zu den positiveren Punkten zählt ganz klar die starke Performance, auch der Akku ist unterm Strich trotz teils stärkerer Konkurrenz ganz gut. Für mich ist die Verarbeitung das Highlight des Mi Note 2, das gesamte Gehäuse ist einfach eine ganz feine Geschichte.

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