1,5 Jahre mit dem VW ID.3: Jetzt muss er weg und wir sind ein bisschen traurig

Volkswagen Id.3 Pro 58 Kwh Test

Wenn ich mich an die ersten Jahre des VW ID.3 zurück erinnere, dann hat es der erste Stromer der neuen Generation richtig böse abbekommen. Ich sehe aber auch die gute Seite. Die Marke hatte sich etwas getraut und hatte als eine Ausnahme unter den europäischen Herstellern sehr schnell eine reine Elektro-Plattform für die Mittelklasse am Start, während viele andere einfach nur Verbrenner umgebaut haben.

Trotz des schlechten Rufs haben wir uns für einen ID.3 entschieden und sind seit Sommer 2022 mit einem Pro Performance unterwegs gewesen. Damals haben wir das AutoAbo gebucht, weil es preislich in einem guten Rahmen war und wir nach sechs Monaten wieder aus dem Vertrag konnten. Elektroautos bin ich zuvor gefahren, aber nicht dauerhaft im Alltag, deshalb wollten wir uns (noch) nicht lange binden.

Rückblickend hat sich jedoch herausgestellt, dass der ID.3 viel besser als sein Ruf ist. Es ist eine elektrische Golf-Alternative, wenn man nicht dauerhaft Langstrecke fährt. Und selbst dann wäre die Version mit 77 kWh Akku durchaus dafür geeignet. Wer aber mit dem üblichen Profil von 10.000 bis 15.000 Kilometer je Jahr unterwegs ist, ist generell mit dem ID.3 gut bedient, selbst mit 58 kWh Akku. Der ist vor allem auf der Autobahn aber nicht so toll, max. 250 km sind wenig komfortabel.

Ja, der VW bietet nicht die beste Ladeleistung und es gab am Schnelllader immer wieder enttäuschte Gesichter. Dennoch war auf Reisen immer wieder möglich, dass wir in 15 bis 30 Minuten Pausen, das variiert mit Kind, genügend Strom nachladen konnten. Selbst ohne Kind sind bei mir Pausen selten unter 15 Minuten. Einen großen Nachteil gegenüber dem Tankvorgang haben wir nach etwas Eingewöhnung selten verspürt.

Betrachtet man die Dinge, die ein Elektroauto gut können muss, fällt der ID.3 beim Schnelllader auf jeden Fall durch. Ich habe nicht einziges Mal die 135 kW erreicht, die das Fahrzeug theoretisch kann. Über 100 kW nur sehr selten und dann auch nur für einen sehr kurzen Zeitraum. Oft genug hatten wir nur 60 oder 70 kW in der Spitze, die Ladekurve war selten gut.

Digitalisierung noch holprig

Gewöhnen musste man sich auch an die Touchtasten am Lenkrad. Dass diese Lösung wieder weg muss, hat VW längst eingesehen. Aber es ist jetzt auch nicht so wahnsinnig schlimm, man gewöhnt sich halt daran. Viel nerviger sind die teilweise umständlichen Wege, um simple Dinge wie die Sitzheizung zu steuern. Geht optional zwar auch per Sprache, aber das ist bei VW ebenfalls ausbaufähig.

Das digitale Angebot, dazu die Ladeplanung, war alles okay. Nicht ultra schlecht, aber auch nicht sonderlich gut. Die zahlreichen Updates seit Marktstart haben auch keine signifikanten Verbesserungen gebracht. Für den Innenraum gilt ähnliches. Die meisten Dinge gehen in Ordnung. Über die Farbauswahl und Klavierlack kann man streiten. Nichts hat geknarzt, die Sportsitze in unserer Vollausstattung sind toll.

Volkswagen Id.3 Sportsitze Schwarz

ID.3 wird seiner Marke gerecht

Generell ist es so, dass der ID.3 ein sehr gutes Auto ist. Er beschleunigt sehr flott, ist generell sehr agil und kann dynamisch bewegt werden. Lenkung und Fahrwerk sind von hoher Qualität, das Lenkrad fasst sich toll an und die etwas höhere Sitzposition als in normalen Autos ist angenehm. Betrachtet man den ID.3 nur als Auto, ist seine Herkunft leicht erkennbar, es ist ein Volkswagen und ein guter noch dazu.

Ich hatte schon kleinere Autos, die keinen so guten Wendekreis hatten. Ein großer Vorteil ist das insbesondere auf Parkplätzen, dort kommt man selbst vorwärts in jede Lücke rein, nur selten muss man rangieren oder nachjustieren, das macht große Freude. Das sind Pluspunkte, die viel zu oft unter den Teppich gekehrt werden, wenn man die Elektroautos von VW bewertet.

Ich liebe das wirklich gute Head-Up-Display, die verlässlichen automatischen Scheibenwischer, die guten Assistenzsysteme inkl. Regulierung der Geschwindigkeit aufgrund von Straßenschilder, Kurven etc., das intelligente und helle IQ-Light der Scheinwerfer ist hervorragend. Hat alles viel Spaß gemacht und den Alltag mit dem ID.3 erleichtert.

ID.3? Ich würde es wieder tun, wenn…

Nun müssen wir den ID.3 zurückgeben, wir haben die maximale Haltedauer unseres Abonnements erreicht. Ich hätte das Auto eigentlich gerne noch behalten, geht aber nicht. Aus Interesse und aufgrund der Marktlage wird es nun ein anderes Fabrikat, aber ich würde auch jederzeit wieder einen Stromer von VW nehmen, ich und meine Frau können nicht viel schlechtes sagen.

Insbesondere würde ich wieder einen elektrischen VW wählen, wenn die Ladeleistung stimmt. Das war schon ein Manko und muss einfach zuverlässiger funktionieren. Dass das geht, zeigt mir gerade ein EQA von Mercedes. Und ich hoffe inständig auf ein besseres Infotainmentsystem mit mehr Systemleistung, damit wirklich alles sofort und schnell reagiert, außerdem sind Apps für Spotify und Co. notwendig.

Beim AutoAbo kann ich auch nichts sagen, das klappte für uns sehr gut. Wir konnten uns für Reifenwechsel bzw. Servicetermine einen Händler unserer Wahl raussuchen und die haben alles entsprechend abgewickelt. Einzig nervig ist der Aufpreis für die Bearbeitung, wenn es mal einen Blitzer gab, aber das ist meine eigene Schuld.

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6 Kommentare zu „1,5 Jahre mit dem VW ID.3: Jetzt muss er weg und wir sind ein bisschen traurig“

  1. Stimme voll zu. Habe in knapp 3 Jahren 90000 km gefahren und finde den ID.3 insgesamt super. Hätte nur gerne ein Schiebedach. Viele schreiben den ID.3 schlechter als er ist.

    1. Ich stimme ebenfalls voll zu. Ich bin heute morgen nach einer anstrengenden 24 Stundenschicht in ein vorgeheiztes Fahrzeug eingestiegen und habe meinen Kollegen beim eiskratzen freundlich zugewunken. Man lernt die Vorteile zu schätzen. Das gilt übrigens auch für die Vorklimatisierung im Sommer.

  2. Danke für diesen Beitrag. Endlich mal jemand der auch die Vorzüge beschreibt die ein BEV bietet. Ich selbst fahre seit 2021 elektrisch. Erst einen ID.4 und jetzt einen ID.5 und bin sehr zufrieden. Bis auf Kleinigkeiten wie fehlende Touchbeleuchtung sehe ich viele Vorteile die ein Verbrenner einfach nicht bieten kann. So z.B. sehr schnelle Heizung im Innenaum, Rekuperation (Energiezurückgewinnung) damit geringerer Verschleiß der Bremsen, besseres Fahrverhalten wg. tiefem Schwerpunkt (Akku im Boden), Sitze und Lenkung wie Du schon beschrieben hast einfach Top und man kann sich wegen der fehlenden Motorgeräusche angenehm mit dem Beifahrer unterhalten. Die Sache mit der Touchbedienung ist für mich (und ich bin über 60) überhaupt kein Manko da ich das schon lange vom Handy her gewohnt bin und ich denke nicht das Tasten die Zukunft bedeuten…

    Nach über 20000km steht bei mir nun eine Inspektion an und laut Beschreibung ist nur Bremsflüssigkeit und ein Innenraumfilter fällig. Also kein Öl, kein Kühlerwasser, kein Kupplungs oder Auspuffcheck uvm.

    Wenn mich die Leute fragen ob ich E-Fahren empfehlen würde sage ich:
    Ja, absolut… Aber wartet noch 3-5 Jahre dann passt die Reichweite und wahrscheinlich auch der Preis denn momentan grenzt der an Wucher.

      1. Finde ich gar nicht.
        Mußte mich zwar von Tasten (Lenkrad) im Tiguan auf Touch (Wischfunktion + Taste drücken) umstellen aber das funktioniert für mich ganz gut. Ich finde sogar das es von Vorteil ist wenn man z.B. beim einstellen der Geschwindigkeitsregelung (ACC) mit Wischen in 10er Schritten und mit Taste drücken in 1er Schritten steuern kann. Mit reinen Tasten dürfte das nicht möglich sein.

        Eine versehentliche Wischbetätigung wie von vielen Beschrieben wurde hatte ich noch nie. So etwas kann eigentlich nur passieren wenn man wild am Lenkrad dreht und das ist dann wohl beim rangieren wenn keine Gefahr besteht.

  3. Kleiner Tipp eines VW-Verkäufers, der seit 1,5 Jahren begeistert ID.3 fährt:
    Die Sitzheizung kann man schnell bedienen, in dem man mit 2 Fingern die warm/kalt-Tasten gleichzeitig drückt. Kein Sprung ins Klimamenü nötig!
    Geht z.B. auch bei Golf VIII.
    Viel Spaß beim Ausprobieren! 😃

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