Amazon hat für seinen Streaming-Dienst Prime Video vor einiger Zeit Werbung eingeführt und ist mit der eigenen Art und Weise einen besonderen Weg gegangen. Statt ein günstigeres Paket mit Werbung anzubieten, wurde der Dienst einfach für alle Kunden mit Werbung ausgestattet. Dafür wanderte die bisherige Werbefreiheit in ein neues, optionales Paket für 2,99 Euro monatlich.
Das kam nicht so gut an, nicht bei Kunden und nicht bei Verbraucherschützern. Wobei heute schon klar ist, dass Amazon keine Prime Video-Kunden verloren hat, sondern weiterhin wächst und nun mit Prime Video generell Geld verdient. In Deutschland wurde allerdings gegen die Art der Einführung von Werbung geklagt und das sogar erfolgreich.
Amazon Prime Video: Werbeanzeigen-Streit ging vor Gericht
Amazon kündigte die Integration von Werbung an und sieht das auch weiterhin als ausreichend. Anders sehen es die Richter. Sie beurteilten die Informations-Mail von Anfang 2024 als irreführend, weil sie eine rechtlich nicht vorhandene Befugnis zur einseitigen Vertragsänderung suggerierte. Da die Werbefreiheit zum ursprünglichen Vertragsgegenstand gehörte, durfte Amazon die Werbung nicht ohne neue Zustimmung der Nutzer integrieren.
Amazon kann und wird noch dagegen vorgehen, da die Entscheidung noch nicht rechtskräftig ist.
„Obwohl wir die Entscheidung des Gerichts respektieren, sind wir mit den Schlussfolgerungen nicht einverstanden. Wir haben unsere Kunden transparent, im Voraus und in Übereinstimmung mit geltendem Recht über das Update zu Werbung bei Prime Video informiert.“
Streaming-Dienste planen neue Werbeformate
Die Streaming-Dienste werden Werbung verteidigen und derzeit gibt es Anzeichen am Markt, dass sie sich noch einiges mehr einfallen lassen. NBCUniversal testet bei seinem Streaming-Dienst „Peacock“ nun sogenannte „Arrival Ads“. Dabei werden Werbeanzeigen sofort gezeigt, wenn sich der Nutzer einloggt bzw. die App öffnet.
Der Nutzer und zahlende Kunde bekommt also erst mal nicht die Startseite zu sehen, sondern zunächst eine „relevante“ Werbeanzeige. Das ist ein durchaus radikaler Schritt und sicherlich nicht ganz unkritisch. Aber wenn sich das Format durchsetzt, werden es andere sicherlich auch probieren und möglicherweise einführen.
Die neue Werbeform wird als digitale Haustür von Peacock vermarktet und soll Partnern eine prominente Bühne mit enormer Reichweite bieten. Das ist drastisch. Bislang leiden die Streaming-Dienste jedoch nicht unter der Werbung, verlieren kaum Nutzer, sondern gewinnen neue Kunden durch niedrigere Preise eher hinzu und vor allem verdienen sie mehr Geld.
Die meisten gucken trotzdem: Werbung kann nerven, muss sie jedoch nicht
Ich selbst abonniere die meisten Streaming-Dienste nur noch mit Werbung. Wenn ich bei einem Film auf „extra hohe“ Qualität setzen möchte, kann ich ihn mir auch einmalig ausleihen. Serien und Inhalte, die ich eher wie einen „Snack“ konsumiere, brauche ich nicht in höchster Qualität und dann geht Werbung für mich klar, um ein paar Euro zu sparen. Aber es ist natürlich auch ein schmaler Grad, nicht zu viel Werbung einzublenden.
Andererseits denke ich, dass die meisten Dienste vor allem von FOMO leben (Angst, etwas zu verpassen) und daher die Werbung oder Paketpreise fast egal sind, die Leute würden trotzdem konsumieren. Du „musst“ die neue Serie gesehen haben, darfst das und das nicht verpassen, also schalten die Leute ein und schlucken Werbung oder hohe Preise (siehe Sport).
