Cleaner-Apps für Android: Sehr beliebt aber auch sehr nutzlos?

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Sogenannte Cleaner-Apps sind über Jahrzehnte in der PC-Welt groß geworden, doch haben auch unter Android auf Mobilgeräten seit vielen Jahren Hochkonjunktur. Doch diese Apps, die das Aufräumen verschiedener Systembereiche erledigen, sind schon mindestens seit Beginn ihrer Existenz nicht unumstritten. Gerade mobil und beim heutigen Stand der Dinge sind Cleaner-Apps wohl ziemlich sinnlos, sie können eure Geräte sogar langsamer machen. Dennoch haben die 15 beliebtesten Cleaner-Apps im Play Store mehr als 300 Millionen Downloads generieren können – die Dunkelziffer aller Angebote dürfte noch viel höher liegen.

Zwei verschiedene Dinge: Arbeitsspeicher und Datenspeicher

Aber fangen wir beim Urschleim an, denn Cleaner-Apps haben verschiedene Funktionen. Davon sind nicht alle schlecht, allerdings nur die wenigsten gut und sinnvoll. Zum einen muss man unterscheiden, da der Arbeitsspeicher (RAM) in seiner Funktionsweise vom Datenspeicher abweicht. Der Arbeitsspeicher ist in der Regel für flüchtige Daten zuständig, die nicht dauerhaft gebraucht werden. Den Arbeitsspeicher zu leeren löscht also keine Apps oder irgendwelche Daten dieser, dennoch sollte man den Arbeitsspeicher unter Android eigentlich nicht leeren.

Im Arbeitsspeicher werden Programme und Anwendungen gehalten, die der Nutzer geöffnet oder gestartet hat. Zum Teil natürlich das Betriebssystem an sich, zum weiteren Teil laufende Apps. Auch nach dem Verlassen einer App kann diese im Arbeitsspeicher aktiv gehalten werden. Ich kann beim Öffnen der App deshalb genau an dem Punkt weitermachen, an dem ich die App verlassen habe. Bei Geräten mit viel Arbeitsspeicher können selbst aufwendige Spiele lange pausiert im Arbeitsspeicher gehalten und irgendwann später nahtlos weitergespielt werden.

Bremse statt Boost

Android verwaltet den verfügbaren Arbeitsspeicher recht klug. Es ist außerdem nicht schlimm, wenn der Arbeitsspeicher nahezu voll ausgelastet ist. Leerer Arbeitsspeicher würde im Grunde nur Reserven signalisieren. Und sollte doch mehr Arbeitsspeicher als vorhanden benötigt werden, kommt die automatische Verwaltung zum Einsatz, sodass die tatsächlich aktiv genutzten Apps den nötigen Vorzug erhalten. Der vermeintliche RAM Boost kann im Zweifel dafür sorgen, dass eine App komplett beendet und daher beim nächsten Öffnen gänzlich neustarten muss, was unterm Strich zu längeren Wartezeiten führt.

Anmerkung: Achtet beim Kauf neuer Smartphones auf den Arbeitsspeicher. Unter 4 GB RAM würde ich heute nicht mehr gehen, 6 bis 8 sind natürlich besser.

Datenspeicher ist auch für den Cache zuständig

Auf dem Datenspeicher liegen die Daten, die langfristig verfügbar sein müssen. Darunter die Installationsdaten der Apps, die App-Daten (Logins usw.) und auch der sogenannte Cache. An den Cache wollen die Cleaner-Apps auch immer wieder gerne ran, dabei ist der Cache ein ebenso wichtiger Zwischenspeicher. Hier liegen in der Regel heruntergeladene Daten, die später nochmals benötigt werden könnten. In Social-Apps sind es Profilbilder, Google Maps legt Kartenfragmente ab, der Browser diverse Grafiken und andere Bestandteile von Webseiten.

Ihr merkt schon, das Löschen von Cache-Dateien scheint nicht die beste Idee zu sein. Zwar räumt das Datenspeicher frei, doch die Apps müssen diese gelöschten Daten bei der nächsten Verwendung wahrscheinlich wieder herunterladen. Ohne Wlan sorgt das für höheren Datenverbrauch und der Datenspeicher wird von ganz alleine wieder voll. Den Cache von häufig genutzten Apps zu leeren macht in der Regel nur dann Sinn, wenn Fehler aufgrund defekter Cache-Dateien entstehen. Oder die Dateien im Cache nicht mehr benötigt werden, beispielsweise die gesammelten Karten der letzten Reise. Veraltete Cache-Dateien sollten von den Apps automatisch überschrieben werden.

Cache und Daten leeren: Was bei Fehlern in Android-Apps helfen kann und Datenspeicher freimacht

Manche Dateien zu löschen ist sinnvoll

Selbst Google bietet einen Cleaner an, welcher in der Files-App integriert ist. Google beschränkt sich dabei aber in erster Linie auf unnötige Dateien. Zum Beispiel installierte Apps, die ihr gar nicht verwendet. Oder auch veraltete Downloads, doppelte Dateien, besonders große Dateien und ähnlicher Kram. Aber auch Files von Google löscht sogenannte „Junk-Dateien“ (temporäre Dateien), die den Datenspeicher unnötig füllen.

Unterm Strich würden wir von Apps abraten, die eurem Android-Smartphone einen „Boost“ verpassen wollen. Holt euch lieber Apps, die den Datenspeicher von alten und unnötigen Daten bereinigen, mehr ist in meinen Augen nicht nötig. Einige Hersteller haben derartige Funktionen bereits in ihre Software integriert.

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