Clickbait sein Vater: Amazon und die Insolvenz

Mann Liest Zeitung

Foto: Roman Kraft, Unsplash

Hui, da hat sich in den letzten Tagen aber ein schwarzer Schleier um Amazon gelegt. Aus den jüngsten Quartalszahlen wurden einige Schauermärchen gezaubert. Fakt ist, dass auch Amazon gerade unter dem Krieg in Europa zu leiden hat. Dadurch ist in diesen Tagen ein Rückgang von Verkäufen in Online-Shops bemerkbar. Außerdem kehrt nach der Pandemie zunehmend mehr Normalität zurück, somit spielt zusätzlich der Einzelhandel wieder eine größere Rolle.

Dass Amazon nicht erneut krasse Wachstumszahlen vorlegt, ist daher nicht unbedingt überraschend. Dass man sogar einen Verlust von 3,8 Milliarden Dollar angibt, war für viele dann doch der entscheidende Tropfen für das volle Fass. Anleger sind ohnehin traditionell enttäuscht, also gab es für die Amazon-Aktie erst einmal richtig miese Tage. Die Marktkapitalisierung von Amazon rutschte an nur einem Tag um 200 Milliarden Dollar ab – auf rund 1260 Milliarden Dollar.

Die Amazon-Aktie rutschte ab:

2022 05 03 10 41 10
Amazon-Aktie nach Q1 2022 Zahlen.

Rivian-Absturz belastet nicht nur Amazon

Was viele bei der Bewertung offensichtlich übersehen wollten, ist der Einfluss von Amazons Beteiligung an Rivian. Amazon erklärt hierzu: „Der Nettoverlust des ersten Quartals 2022 beinhaltet einen Bewertungsverlust vor Steuern von 7,6 Milliarden US-Dollar aus den nicht-betrieblichen Aufwendungen aus unserer Stammaktieninvestition in Rivian Automotive, Inc.“ Amazon hatte also ein schlechteres erstes Quartal, leidet aber auch sehr unter dem Absturz der Rivian-Aktien. Das ist übrigens auch bei Ford so gewesen.

Da hat dann der eine oder andere Kollege die Chance gewittert, das Ende von Amazon herbeizurufen. Dafür ist man sich nicht zu schade, Zitate aus älteren Interviews zu ziehen und sie in den Kontext mit den aktuellen Quartalszahlen zu setzen. Fertig war der Titel mit der Einleitung „Amazon vor dem Aus“ und dem weiteren Teil „Jeff Bezos spricht von Insolvenz“. Hintergrund ist ein älteres Interview, in welchem Jeff Bezos darüber sprach, dass er nicht ans ewige Leben von Konzernen wie Amazon glaubt.

Und es wird noch etwas schärfer:

„Die jetzt vorgelegten Quartalszahlen deuten aber womöglich an, was der Amazon-Chef bereits 2018 prophezeit hat. Das Ende von Amazon.

Das lassen wir dann mal so stehen.

Ein paar Tage später haben die Kollegen zwar das Datum und die URL des Artikels verändert, jedoch keine Richtigstellung integriert oder gar Korrektur vorgenommen. Hier geht es darum, den Beitrag für die Suchmaschinen neu erscheinen zu lassen. Eine beliebte Methode, die sehr gängig ist. Schade ist an dieser Stelle die fehlende Klarstellung, weil sich doch in den Kommentaren zeigt, dass einige das erfundene Untergangsszenario tatsächlich glauben und ernst nehmen.

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25 Kommentare zu „Clickbait sein Vater: Amazon und die Insolvenz“

  1. Wäre schön, wenn Amazon endlich seine Pforten schließen müsste. Haben sie doch mit ihren Geschäftspraktiken, den Einzelhandel über die Jahre, massiven Schaden zugefügt.
    Ich würde den Fall Amazons jedenfalls sehr begrüßen.

    1. Ich bestelle seit über 10 Jahren alles von kleinsten Kabel bis hin zum TV über Amazon und bin hochzufrieden. Schon der Gedanke, als 12h-Schichtarbeiter in den Einzelhandelsgeschäften Berlins nach Sachen zu suchen die nicht vorrätig sind … (!) Aber jeder hat ein anderes Einkaufsverhalten.

    2. Nicht Amazon hat den Einzelhandel kaputt gemacht, das war der Einzelhandel selbst, indem sie schlicht den Onlinezug verpasst haben.
      Massiven Schaden hat Amazon allerdings seinen vielen kleinen Händlern zugefügt, seit Amazon angefangen hat, gut laufende Produkte unter seiner eigenen Marke raus zu bringen, nachdem man den Händler zuvor erfolgreich raus gedrängt hat.
      Von der Ausbeutung seiner Zusteller und Zustellerinnen ganz zu schweigen.

    3. Amazon ist nur die Konsequenz aus der Vernichtung von traditionellen Geschäften und nicht Schuld daran.
      Es gab Spezial Geschäfte für Metallwaren, Haushaltswaren ect. Supermärkte und „Bauhauses“ haben den kleinen Spezialgeschäften das Wasser abgegraben und viele Dinge sind nur noch bei Amazon zu erhalten. Zumindest ist dies auf dem Land /Dorf so.
      Supermärkte und „Baufachhandel“ haben zwar viel, aber nicht alles. Kleine Geschäfte hingegen hatten fast alles auf Lager (Werbung -> bei Eisenkarl oder bei Obi) wobei Eisenkarl mit Sicherheit einiges an speziellen Dingen mehr zu bieten hätte.
      Hinzu kommen die steigenden Mieten sowie die Alterung der Geschäftsinhaber.
      Wir hatten bei uns ein Rasierfachgeschäft, ich war dort gern – es wurde aufgrund des Alters des Inhabers geschlossen, nun muss ich meine Seife und Klingen Online bestellen, die gibt es nur online (also bei Amazon).
      So verhält es sich auch bei vielen anderen Dingen, Amazon ist nicht nur ein Handel, sondern auch eine Plattform für Onlinehändler, das darf man an der Stelle nicht vergessen!

      Da ich viele Dinge nur bei / über Amazon erhalte, wäre es schade, wenn es Amazon nicht mehr geben würde.

    4. Schnürsenkel Heinrich

      Amazonhater sind ne besondere Spezies. Mediamarkt Saturn, früher Metro hat einiges dazu beigetragen, dass der Einzelhandel pleite ist (Geiz ist geil, Preise drucken per Lohndumping). Ebenso Otto und seine Einkaufszentren (ECE, fast alle großen „Malls“ in jeder Stadt werden von Otto betrieben). Nicht zuletzt sterben die Innenstädte durch immer höhere Mieten, Spekulationen, die Leerstände erlauben, Abriss für Wohnbauten.

      Nicht zuletzt kenne ich persönlich niemanden der allein mit Einzelhandel gut leben kann. Selbst Konsorten wie Legohändler „Held der Steine“ muss Politiksendungen auf YouTube schalten um sich was dazu zu verdienen.

      Man könnte das alles auf den Kapitalismus schieben. Das „immer mehr, immer neu“ oder eben auf Amazon, die nichts anderes machen als der Einzelhandel, getrieben von eben jenem Kapitalismus, in dem wir nunmal alle Leben (man kann natürlich auch Walden) jemals wollte: wachsen und damit reich werden.

      Viel Frust wird dann gerne auf die Käufer geschoben, die doch bitte für UVP beim Händler nebenan kaufen sollen. Und: das tun sie sogar. Leider fehlt es da OFT!!! (Nicht überall) an Liebe zum Produkt, Freundlichkeit oder einfach an Wille der Betreiber.

      Bestes Beispiel: Fahrradhandel. Ich kaufe dabei alles im Laden vor Ort und lasse es einbauen. Dennoch wird mir in 50% der Fälle dazu geraten im Internet zu kaufen weil man nicht an das Material kommt. Gleichzeitig möchte man mein Gebrauchtrad (nicht günstig, gängige Marke, nicht Chinaprodukt) nicht reparieren weil ich es nicht vor Ort sondern auf eBay Kleinanzeigen gekauft habe…

      Ich wundere mich seit Jahren nicht mehr über das Erstarken des Internets obwohl ich wirklich versuche mindestens die Hälfte meiner Einkäufe vor Ort zu erledigen, auch wenn ich dabei scheitere.

      PS: euer Kiosk, Spati, Büdchen kauft auch in Großmarkt ein. Ergo Edeka oder Metro… Was soll man da noch sagen? Achja: wir hassen Amazon!!!!11

    5. Der Einzelhandel ist heutzutage nicht mehr tragbar und ist selbst Schuld am eigenen Versagen.
      Schlechte Sortimente, man bekommt kaum was man braucht. Besonders wenn es um Technik und Baumaterial geht.
      Spezialanschaffungen gäbe es gar nicht, von vielen Dingen würde man gar nicht erst erfahren.

      Dann die Märchenpauschale die sich viele Händler rausnehmen als reinstprofit.

      Zu guter letzt das tolle Personal welches nur verkaufen gelernt hat, dich aber dann über Fernseher beraten soll. Der weiß natürlich nix davon, der weiß nur wie er dir das Modell gut verkauft, für welches er seine Provision erhält.

      Einzelhandel ist nicht mehr funktionsfähig.

    6. Der lokale Einzelhandel erledigt sich selbst. Was soll ich mit einem Fachgeschäft, das Mo-Fr von 10-17 Uhr geöffnet hat? Die meisten arbeiten während dieser Zeitspanne.
      Was soll ich mit einem Fachgeschäft, das ein extrem eingeschränktes Sortiment hat, mir bei Fragen der Aufdruck der Verpackung vorgelesen wird und der Preis 50-100% höher als überall im Internet liegt?

      Wer kennt es nicht? Man macht „auf Pump“ 2h früher Feierabend um inkl. Fahrt noch rechtzeitig in einen Laden zu hetzen und dann heißt es: „Müsste ich bestellen – können Sie in einer Woche hier abholen“. Ich könnte mich jedes mal schwarz ärgern, dass ich nicht gleich selbst bestellt habe.

      In welchem Fachgeschäft bekomme ich einen stinknormalen 6mm GT2-Zahnriemen, oder andere Verschleißteile für meinen 3D-Drucker? Bei Amazon ist soetwas ein per SameDay bestellbarer Standardartikel. Ich habe die letzten Tage mein Motorrad repariert und brauchte einiges an Werkzeug. Ich war insgesamt 4x in jeweils mehreren Baumärkten, was sich als reine Zeitverschwendung herausgestellt hat. Z.B. ein Spiral-Steckschlüsselsatz – keine Chance. Bei Amazon wieder ein Standardartikel. Wenn ich in meine Bestellhistorie gucke, wüsste ich bei 4 von 5 Artikeln überhaupt nicht wo ich in der Stadt anfangen soll, zu suchen.

  2. Dieser Bericht auf inside digital ist eine absolute Frechheit und bewusste Irreführung.
    Eine Schande für den „Journalismus“.

  3. Der Einzelhandel hat sich erfolgreich selbst abgeschafft durch das Mitmachen bei den sinnlosen 2G Regeln. Verdiente Pleite für viele. Schade um Amazon

  4. Ich finde es auch sehr Schade um Amazon, Amazon war auch in der Pandemie sehr wichtig. Wer nicht in der Stadt Lebt und kein Auto hat ist froh über Amazon. Hier geht es auch um verlorene Arbeitsplatz auch wenn die Arbeitsbedingungen nicht gerade gut sind. Trotzdem wird Corona und der Ukraine Krieg die Wirdscharft zerstören.

  5. Amazon könnte es um Längen besser gehen wenn sie weniger kulant bei den Retouren gewesen wären. Die Kunden wurde ja regelrecht so erzogen das man sich mehrere Teile bestellt und nur das behält was gefällt.
    Auch das mit den kostenlosen Versand und Rückversand ist für den Kunden toll aber für Amazon nicht.

    1. Das stimmt. Betrug von seiten des Kunden ist leider standard.
      Zum Beispiel im Computerbereich gibt es viele Leute die sich mehrere CPU bestellen, übertakten und sich den besten rauspicken und die anderen benutzt, geöffnet, mit verbogenen pins zurück schicken.

      Das ist reinster betrug. Sowas gibt es leider viel. Auch bei kleidern. 10 bestellen, 9 zurück senden.
      Dreisdester Betrug. Kunden betrügen leider regelmäßig, das ist normal im Einzelhandel und Onlinehandel.

    2. Der Fokus auf die Bedürfnisse des Kunden, hat Amazon überhaupt erst so groß gemacht. Das das von manchen schamlos ausgenutzt wird, ist Teil der Kalkulation.

  6. Amazon ist eine Ikone, wenn es um Service, Kundenfreundlichkeit, Vielfältigkeit, Preisgestaltung und eigentlich auch allem anderen geht. Das Gewerkschaften schwachsinnige Tarife fordern, verstehe ich bis heute nicht … in den Lagern kann man ohne Ausbildung (/ Schulabschluss) mit leichter Arbeit und wenig Verantwortung mehr Geld verdienen, als es der durchschnittliche ausgebildete Bürger im Klein- und Mittelstandunternehmen kann. Es ist von vornherein ein Gebashe gegen Amazon. Hauptsache gegen Große angehen und damit in den Medien auffallen, um noch mehr Idioten zu erreichen, die den Schwachsinn in Form von Mitgliederbeiträgen ohne zu hinterfragen finanzieren.
    Und wie schon viele sagten – nicht Amazon hat den Einzelhandel zerstört, sondern der Einzelhandel hat sich selbst mit mangelhafter bis fahrlässiger Beratung und exorbitanten Preisgestaltungen selbst abgeschossen. Vom Umtauschrecht wollen wir erstmal gar nicht sprechen …

    Das die Gewerkschaften bei Amazon streiken, ist schon wirklich eine Frechheit.

    Ich habe vor kurzem die Abrechnung einer potenziellen Nachmieterin gesehen und mir wurde fast schlecht.
    Alter ca. 47.
    1200 € netto bei Vollzeit in der Pflegebranche.
    Beruflich bedingtes Fahren mit eigenem Auto und eigenem Sprit.
    Schwere körperliche als auch psychische Arbeit (täglich den Pflegefällen und dem Tod ausgesetzt)
    Ohne Hilfe der Kinder, würde finanziell nichts mehr machbar sein …

    Dann geht es weiter … was verdienen gelernte Frisördamen?
    Die armen Frauen atmen den ganzen Tag über Chemikalien ein und belasten ihren Körper einseitig. Die würden sich freuen, wenn sie so viel wie die Logistiker im Lager bei Amazon verdienen würden.

    Nächste Branche … was verdienen ausgelernte Kräfte beim Bäcker?
    Jeden tag sehr sehr früh aufstehen, schwer schleppen … das ist nicht nur an der Kasse herumstehen und auf Kunden warten …

    Dann kommt ja noch der Einzelhandel … hab mich früher vor meinem IT Studium bei Media Markt beworben. Da ist auch bei 1800 brutto Schluss gewesen … und dafür eine 6-Tage Woche? So viel besser verdient der Einzelhandel auch nicht …

    Ich weiß auch, dass sogar Leute bei VW (dank Leiharbeiterfirmen) weniger verdienen.

  7. Vielen Dank für den Artikel. Auch ich bin auf die „Clickbait“-Artikel gestoßen. Danke für die Richtigstellung á la „Das lassen wir jetzt Mal so stehen…“. 🙂

  8. Hallo ich bestelle bei Amazon immer was ich brauche wie pflege Artikel manchmal auch essen Artikel wenn es billig ist und Artikeln zum trinken bestelle ich auch wie Kaffee und manchmal auch Elektronik wenn ich mal ein neues USB-Kabel brauche oder so und solarladegeräte bestelle ich auch sehr gerne bei Amazon weil sowas gibt es nur bei Amazon aber ich bestelle Solar-Ladegerät wenn die billig sind so 100 € weil ich habe angefangen mit bestellen 2017 weil mein Kumpel hat mir das weiterempfehlen und das sind schon über 6 Jahre bin ich schon Kunde bei Amazon mir gefällt bei Amazon sehr gut das man auch mit einem Amazon Gutschein einkaufen kann weil ich möchte nicht meine kontodaten angeben wenn ich was im Internet bestellen möchte ich bin mit Amazon sehr zufrieden ich hoffe dass Amazon noch sehr lange bleiben tut weil ich brauche amazon noch sehr lange ohne Amazon würde nicht mehr gehen bei mir

  9. Ich muss mir eine bestimmte Creme mir immer bestellen für meine Schuppenflechte und die Creme gibt es nur bei Amazon zu kaufen wenn es kein Amazon mehr gibt da bekomme ich ja nicht mehr meine Creme das wäre nicht gut weil ich bestelle mir auch gleich immer zwei Packungs von die Creme mit eine Packung Creme komme ich ein Monat hin ohne die Creme kommt ja auch meine Schuppenflechte wider darum brauche ich immer Amazon in meinem Leben ich bestelle so 12 Mal im ja bei Amazon

    1. „Angeblich“, der war gut. Und ja, bei uns gabs ein Update im Artikel. Dann finde ich das auch legitim, wenn sich der Inhalt ändert oder ergänzt wird. Bei den Kollegen jetzt schon zwei Updates mit neuer URL und neuem Datum – aber ohne den Inhalt anzupassen oder mal eine Richtigstellung zu integrieren.

  10. Endlich mal ein Beitrag, der das anspricht, was ich mir bei so vielen Beiträgen denke. Und gerade bei dem war es sehr nervig, wenn man das original Interview von Jeff kennt.

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