Google hat ein Problem

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Mitchell Luo, Unsplash

Google gehört das mit Abstand erfolgreichste Smartphone-Betriebssystem der Erde, auch bei Smartwatches wird es besser. Google-Suche, YouTube und Maps sind riesige Erfolge. Dennoch liegt über Google ein schwarzer Schatten, der zuletzt immer größer werden zu scheint. Ein Problem ist, dass Google konsequent ist, nur am falschen Ende.

Ende ist das richtige Wort, denn auch dieses Jahr hat Google viele teilweise erfolgreiche Projekte eingestellt, verschmolzen oder deren Ende verkündet. Google ist sehr konsequent damit, digitale Dienste mit viel Tamtam einzuführen, sie dann nicht mehr richtig zu pflegen und schlussendlich wieder einzustampfen.

Google killt mehr neue Dienste als ich Burger in meinem Leben

Es ist für Nutzer kaum möglich, sich auf einen neuen Google-Dienst verlassen zu können. Warum sollte ich zu Google Allo wechseln, wenn ich nicht weiß, ob der Messenger bald nicht mehr erreichbar ist? Warum sollte ich meine Spiele bei Stadia kaufen, wenn der Dienst vielleicht gar nicht lange lebt?

Google hat sich einen Ruf erarbeitet, den man jährlich immer wieder bestätigt. Die lange Historie mit eigenen Messenger-Diensten und sozialen Apps sind da nur zwei populäre Beispiele. Die größte Enttäuschung ist mit Sicherheit das jüngst kommunizierte Ende von Stadia, dem hauseigenen Dienst für Spiele-Streaming.

Stadia war ein teures Projekt, das von Anfang an einen schweren Stand hatte

Stadia war international das erste Angebot, das so einfach wie eine Konsole ist, aber in der Cloud und daher auf Smartphone, TV, Notebook, Chromebook und Tablet funktioniert. Google hatte sich aber gleich wieder übernommen und wollte ein eigenes Studio für Spiele etablieren. Lange lebte diese immens teure Idee dann doch nicht.

Mit dem Ende des eigenen Entwickler-Studios war klar, dass Stadia von Google intern nach nur zwei Jahren auf die Ersatzbank geschoben wurde. Seither hat sich der Dienst zwar immer ein paar Schritte weiterentwickelt, das große Geld floss aber nicht mehr in die Attraktivität. Es wurden immer weniger neue Spiele integriert, viel zu wenige große Titel.

Es gibt inzwischen viele vergleichbare Beispiele bei Google. Mal sind die Dienste ganz schnell wieder weg, manchmal dümpeln sie Jahre lang vor sich hin. Google hat sich damit allerdings keinen guten Ruf aufgebaut. Was kommenden Diensten von Anfang an im Weg steht. So dürfte es schwierig werden, weitere neue Dienste erfolgreich aufbauen zu können.

In Zukunft muss sich Google deutlicher für seine Angebote aussprechen

Nicht nur wir fordern, dass sich Google bei kommenden digitalen Angeboten stärker positionieren muss. Man wird sich bekennen müssen, dass ein Dienst über x Jahre am Leben bleibt und gepflegt wird. Nutzer und Kunden müssen sich sicher sein können, auf ein Google-Produkt zu wechseln, ohne dann wieder vor den Kopf gestoßen zu bekommen.

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7 Kommentare zu „Google hat ein Problem“

  1. besonders dreist finde ich, dass Google gestern den Dienst offiziell einstellt zu Januar 2023, jetzt aber schon den Store schließt und HEUTE dann trotzdem die Pro Abigebühr einzieht. obwohl es keinen Store mehr gibt und somit keine neuen Games. abgesehen davon behaupteten sie gestern ja noch großspurig, dass das Geld für Hardware zurück erstattet wird und die Kunden bis januar wenigstens nichts mehr zahlen müssen. Pustekuchen. ich fühle mich gerade richtig verschaukelt von Google. abgesehen davon, dass ich seit Juni 2020 monatlich fast 10 Euro gezahlt habe um pro Spiele zu sammeln, und bald ist alles einfach weg.

  2. Wieder trete ich als vermeintlicher Googleversteher auf was ich, WIRKLICH nicht bin. Ich selbst habe ein paar Spiele auf Stadia und auch einen Controller (damals günstiger als alles andere am Markt), bin aber nie auf das System eingestiegen, weil, ja auch ich, Google schon kennt und nicht an Google als Spielestreaming-Hoster geglaubt habe. Aber: Stadia hat meinen Uralt-Gaming Rechner gut über die letzten 2 Jahre gebracht in denen ich AAA Titel zocken konnte ohne neue Hardware zu kaufen – was durch Bitmining ja eh nicht möglich war.

    Nun aber denke ich, dass Google zwar oberflächlich ein Softwareunternehmen ist, strukturell aber wie ein reines Wirtschaftsunternehmen handelt. Ja, die Software ist umsonst, ja, wir alle können sie benutzen weil Google so nett ist, aber auch ja, Google fackelt nicht lange. Was nicht genutzt wird und damit Profit abwirft wird „gekillt“. Damit steht es Unternehmen wie Volkswagen (z.B. Fox-Reihe, Up Reihe) oder Opel (adam, etc.) oder auch Apple (ciao mini) in nichts nach.
    Sowieso ist unsere Industrie schnelllebiger geworden. Ja, jetzt kommt das alte „jedes Jahr 4+ neue Smartphones“ Gerede. Das ist alt aber dennoch gültig. Mit dem Novum des Iphone 14 in dem KEIN neuer Chip verwendet wird merkt man die einsetzende Trägheit im Markt ein, die unvermeidbar war. Die Geräte werden teurer, aber nur minimal besser. Dennoch müssen jedes Jahr neue Geräte produziert werden. Jedes Jahr ein neues Gorilla Glass, obwohl ich seit Gorilla Glas 4 keinen Fortschritt mehr merke.
    Das Problem ist, dass Wachstum IMMER endlich ist. Andere setzen auf jährliche minimale Neuerungen, die so portioniert abgegeben werden, dass immer ein neues Produkt dabei rumkommt (siehe iphone 12 zu iphone 13) Google hingegen nutzt einen anderen, meiner Meinung nach schwierigen Weg die Endlichkeit scheinbar zu umgehen und setzt auf immer neue Produkte. Das betrifft übrigens Hard- und Software. Ich glaube z.B. dass die Pixel Watch nicht aus Unfähigkeit oder Unreife zurückgehalten wurde. Das Pixel lief schlecht aber einscheinend gut genug um alleine Geld abzuwerfen. Kein Tablet und keine Watch in Sicht. Dafür immer ähnliche Fitbit Uhren. Auffällig war auch der Wechsel von Buds 1 und 2 zu einem einzigen Budget Modell, der A Serie. Mich würde nicht wundern wenn die Watch ein Single Modell bleiben würde wie das Nexus 7.Ja, das Notepad kommt bestimmt auch, für 1 Modell?
    Das Dilemma dieser Methode liegt auf der Hand: Die Kunden wollen Gutes bewahren. Gerne ein Pixel 4, auch wenn es noch so verhasst war, auch 5 Jahre nutzen. Und da liefert Google meist dann eben doch – oder sollten wir sagen „noch“?

    Stadia zeigt zum ersten mal, wie weit Google bereit ist dabei zu gehen. Ich will gar nicht wissen wie teuer es war Stadia aufzubauen und bisher am laufen zu halten. Und nun den Stecker ziehen WISSEND was es für einen Shitstorm hinter sich herzieht UND das bei Rückerstattung aller getätigten Kosten an NutzerInnen!
    Eben letzteres ist ein kluger Schachzug seitens Google. Hätten nun hunderttausende ihren kompletten „Einsatz“ verloren würden sie Google den Rücken kehren. So aber verliert Google Milliarden, wahrt aber Gesicht. Es ist „wieder nur“ ein gescheitertes Google Projekt.

    Und dennoch behaupte ich mal, dass wir Googles Projekte irgendwie brauchen. Sei es als Ideentreiber oder als Konkurrenz zu bestehenden Produkten. Gäbe es zB die Pixelreihe nicht behaupte ich mal ganz dreist, gäbe es nur noch Samsung, Apple und die Chinabranche (der ich den Rücken kehrte). Auch auf GMail oder Youtube kann ich persönlich nicht verzichten.

    Hoffen wir das Google irgendwann seinen Stand findet, denn auch Googles „Ruhm“ als Treiber der digitalen Revolution währt mit Sicherheit – wie alles – nicht ewig.

    https://killedbygoogle.com/

    1. naja, als pro Abonnent verliert man schon eine Menge. nämlich seine über die Jahre aufgebaute (und natürlich durchs Abo auch gezahlte) Spielebibliothek. Diese wird ja nicht zurückerstattet, im Gegensatz zu Kaufspielen.

  3. „Warum sollte ich zu Google Allo wechseln, wenn ich nicht weiß, ob der Messenger bald nicht mehr erreichbar ist? Warum sollte ich meine Spiele bei Stadia kaufen, wenn der Dienst vielleicht gar nicht lange lebt?“

    Vielleicht weil es einfach BESSERE Alternativen gibt. Google Dienste überleben immer dann nicht, wenn sie gegen die Konkurrenz nicht ankommt.

  4. Danke für deinen Artikel Denny. Über die falsche Geschäftspolitik bei Google könnte ich mich Stunden aufregen. Ich habe vor einiger Zeit selbst für Google gearbeitet und war bei der Einführung vom Pixel 1, Google Expeditions und bei einem Google Chromebook Projekt dabei. Das Google Expeditions Projekt gibt es übrigens nicht mehr (welch Wunder). Und ich weiß, dass das Pixel Geschäft auch nicht so läuft, wie Google sich das vorgestellt hat. Aber ich erinnere auch gerne an Google Inbox oder Google Trips. Das waren tatsächlich meine liebsten Dienste, die ebenfalls nicht mehr existieren. Ich denke Google täte gut daran einfach mal MVPs auf den Markt zu bringen, anstatt viel Zeit und Geld in Projekte zu stecken, ohne vorher den Markt zu kennen. Das wäre für alle eine Win-Win-Situation.

  5. Mir wäre die Einstellung von Diensten ja egal, wenn Google uns Nutzer zuerst nicht so heftig zur Nutzung drängen würde. Und dann hängen lässt. Kein Bugfixing, keine sinnvolle Weiterentwicklung, oder schlimmer, nach genug öffentlichem Betatesting wird es abopflichtig.

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