Der 19-jährige Max Jambor ist im Netz besser bekannt als @MaxJmb. Seine teils pikanten Details zu aktuellen Smartphone-Entwicklungen vor allem von Samsung– und OnePlus-Hardware, die er lange vor offiziellen Hersteller-Informationen veröffentlicht, haben ihm knapp 40 Tausend Twitter-Follower eingebracht. Er nennt sich selbst jemanden, der „große Tech-Unternehmen sehr nervös machen kann“.
Aus einem kleinen Dorf in der Eifel hat er einen guten Draht in chinesische Produktionsstätten und vertraut auf Insider-Informationen, die er anschließend unter Wahrung der Anonymität seiner Quellen auf Twitter weiterverbreitet oder darüber für AllAboutSamsung.de oder Allround-PC.com exklusiv berichtet.
In seinem ersten Interview überhaupt spricht er mit mir für SmartDroid unter anderem darüber, wie das mit dem Leaken angefangen hat, ob es das „Leakland“ gibt, ob Unternehmen Leaker verklagen sollten und ob es in Ordnung ist, wenn Leaker ihre Infos gegen Geld anbieten.
„Ich glaube einer meiner ersten Leaks waren 2018 die Farben des Galaxy Note 9. Es war irgendwie ein Zufall.“ Über die Jahre hat er nach eigener Schätzung etwa 60 bis 70 veröffentlichte Informationen gesammelt, die er als „Leak“ bezeichnen würde.
@GalaxyClub_nl the purple / violet color of the Galaxy Note 9 is called "Lavender" pic.twitter.com/DeTCai6Mtu
— Max Jambor (@MaxJmb) July 3, 2018
„Es gibt in dem mobilen Bereich nicht so viele Leaker. Wenn man jetzt mal guckt, man hat aus den USA Evan Blass, Max Weinbach, Jon Prosser, in Deutschland Roland, Nils und mich. Und dann halt in Indien wie der Ishan, der bekannt ist, aber auch wieder kleinere, die noch nicht so bekannt sind. Ich würde sagen, mit drei Leakern aus Deutschland sind wir schon ganz okay aufgestellt.“
„Wir teilen zwar nicht immer alles mit jedem, aber untereinander spricht man natürlich. Vielleicht hat der eine auf dem Schirm, dass da ein neues Produkt kommt, der andere weiß über etwas anderes Bescheid. Ich stehe mit beiden gut in Kontakt. Auch international mit Max Weinbach, Steve Hemmerstorfer @onleaks, Ishan Agarwal, stehe ich in gutem Kontakt.“
„Dann ist da natürlich noch Evan Blass aka @evleaks, der ist irgendwie ein bisschen separat von allen. Ich hatte damals mit ihm ein ganz bisschen Kontakt und zu irgendeinem Zeitpunkt hat er mich einfach blockiert. So war das auch mit anderen Leakern. OnLeaks und Evleaks hatten vor ein paar Jahren teilweise öffentliche Diskussionen über bestimmte Themen und sich zerstritten. Auch bei Max Weinbach weiß ich, dass es auf jeden Fall Probleme zwischen ihm und Evan gibt. ‚Leakland‘, wie es gerne genannt wird, gibt es nicht. Die Kommunikation findet hauptsächlich in Einzelchats statt.“
Wie kommt Max eigentlich an seine Informationen? „Man kennt mittlerweile ja die chinesische Social-Media-Plattform Weibo und da zu diesem Zeitpunkt Samsung viel in China produziert hat, gab es natürlich auch Leute aus den Fabriken oder von Samsung China, die ab und zu mal Informationen in diesem Netzwerk veröffentlicht haben. Wenn man einfach ein bisschen sucht, findet man diese Leute vielleicht auch. Dann kommt man mit denen in Kontakt und je öfter man schreibt, desto mehr baut man sozusagen eine Freundschaft oder eine Verbindung auf und dadurch erhält man neue Informationen.“ Er durchforste keine Webseiten nach neuen Dateien, die hochgeladen wurden.
„Ich behalte ganz viel zurück, weil es geschäftsschädigend für die Unternehmen sein kann. Natürlich geht es beim Leaken darum, Informationen zu veröffentlichen, aber teilweise sind diese Infos so umfangreich und schon so früh vor der offiziellen Vorstellung, dass es dann auch wirklich geschäftsschädigend für das Unternehmen sein könnte. Dann hält man etwas zurück oder wartet, bis der Launch nicht mehr allzu weit entfernt liegt.“
Angst, dass er Post von einem Anwalt bekommen könnte, hat er eigentlich nicht. Ob er es korrekt findet, dass manche Unternehmen gerichtlich gegen Leaker vorgehen? „Korrekt ist schwer zu sagen. Bei Xiaomi kenne ich den Hintergrund nicht ganz, aber ich kann jetzt auch einfach mal Samsung und Apple als Beispiel nehmen. Bei Apple weiß ich, dass sie ja nicht nur Leaker kontaktiert haben. Ein Freund von mir hat 3D-Bilder für einen Leaker angefertigt, aber nicht in dem Sinne geleakt. Da finde ich es immer schwierig, solche Personen irgendwie gerichtlich zu belangen.“
Xiaomi mahnt großen Leaker ab – 6 Wochen nach Smartphone-Launch
„Bei Samsung finde ich es ein bisschen verständlicher. Ich werde da jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, aber Samsung hat jetzt auf jeden Fall gezeigt, dass es zu viel ist mit den ganzen Leaks, weil in den letzten zwei, drei Wochen kamen jetzt fast täglich Informationen zu den neuen Produkten, seien es jetzt Spezifikationen oder Pressebilder, und da hat Samsung gezeigt, das ist uns zu viel, deshalb wurden auch einzelne Tweets oder auch YouTube-Videos gestriket. Man kann nachvollziehen, dass ein Unternehmen so etwas macht, weil man möchte verhindern, dass solche Informationen vor der Präsentation an die Öffentlichkeit gelangen. Wie es dann umgesetzt wird, kann aber teilweise wieder fraglich sein – siehe Apple“, sagt Max.
Manche Leaker haben mit ihren exklusiven Informationen in der Vergangenheit sogar Geld verdient. Inzwischen sind die Patreon-Profile von Evan Blass und Steve Hemmerstorfer deaktiviert, aber es ist mehr oder weniger bekannt, dass Seiten wie 91Mobiles oder Pricebaba Leaks einkaufen. Findet er es in Ordnung, wenn für Leaks Geld fließt?
„Jein. Die machen das mehr oder weniger als Beruf. Deswegen kann ich verstehen, dass sie versuchen, dadurch Geld zu verdienen. Aber es ist auch irgendwie so eine Grauzone, in der die sich bewegen. Vor allen Dingen: Wie ist das mit den Quellen? Ist das denen überhaupt gerecht gegenüber? Sollten die Quellen damit Geld verdienen, ist es wieder etwas anderes, weil sie normalerweise einen Geheimhaltungsvertrag unterschrieben haben. Mich persönlich stört das nicht, dass die damit Geld verdient haben. Ich mache das als Hobby und werde es auch als solches weiterführen.“
Transparenzhinweis: Wie Max auch arbeite ich freiberuflich für Allround-PC.com.
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