RCS: Google verwendet „schrecklichen Messaging-Standard“

Google Messages Head

  • RCS statt SMS, das Googles Traum.
  • Doch es gibt nicht nur Zuspruch.
  • Die Kritiker argumentieren fundiert.

RCS ist der multimediale Nachfolger der SMS und wurde ursprünglich durch die Mobilfunkbranche initiiert. Das Projekt scheiterte krachend – WhatsApp und Co. standen als Gewinner eigentlich schon vorher fest. Die angebotenen Apps der Provider wollte keiner nutzen, die Kostenstruktur schien für die Kunden unklar. Einige Jahre später soll RCS wiederbelebt werden. Nun versucht sich Google. Sie wollen RCS wie die SMS bei Android-Smartphones ab Werk ermöglichen. RCS soll außerdem genauso so einfach nutzbar sein wie die SMS.

RCS steckt heute in Google Messages als „Chatfunktion“, dürfte aber bislang einen überschaubaren Erfolg haben. Schuld daran soll auch Apple haben, die sich seit Jahren gegen den RCS Support wehren und für iOS lieber das geschlossene iMessage bevorzugen. Aber auch an anderen Stellen ist RCS nicht unbedingt beliebt und wird nicht als die Lösung schlechthin gesehen. Der äußerst geschätzte Ron Amadeo sieht RCS in einem anderen Licht und begründet seine Sichtweise.

„RCS ist an Provider gebunden, weil es eine Rufnummer zu Deiner Identität macht, die wiederum an eine Rechnung gebunden ist.“

RCS sei auch trotz Googles Vorpreschen zu stark von den Mobilfunkanbietern abhängig. Das ist keine persönliche Meinung, sondern ein Fakt. Wer seine Mobilfunkrechnung nicht bezahlt, kann RCS möglicherweise nicht mehr nutzen. Anders sei das bei Standards wie der E-Mail. Sie ist unabhängig von eurem Handy bzw. einem einzelnen Gerät und setzt auch keine Verknüpfung zu einem Mobilfunkanbieter voraus. Eure E-Mails könnt ihr quasi jederzeit an jedem Ort der Welt ohne Gerät in eigenem Besitz abrufen.

„Es gibt keinen Grund, die Abrechnung eines Mobilfunkanbieters in Deine Identität einzubeziehen.“

Ich finde spannend, was der Kollege da anspricht. Denn er positioniert sich klar gegen die Abhängigkeit von einem Anbieter bzw. von einer erzwungenen Abrechnungen. Interessant, oder? Denn WhatsApp ist der wohl beliebteste Messenger und ebenfalls für euch von der Rufnummer sowie einem einzigen Endgerät abhängig. Das hatte Facebook allerdings sehr früh erkannt, deshalb ist der Konzern deutlich besser als Google aufgestellt. Als Alternative zu WhatsApp gibt es nämlich Messenger, der viel unabhängiger und daher ähnlich nutzbar wie die E-Mail ist.

Hat man bei Google mit RCS also schon wieder aufs falsche Pferd gesetzt?

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3 Kommentare zu „RCS: Google verwendet „schrecklichen Messaging-Standard““

  1. Also wenn man sich rein auf die Tweets bezieht scheint der einzige Grund gegen RCS der Carrier lock-in zu sein. Und da erhalten seine Tweets auch genug Widerspruch: „Where Ron struggles mightily is that he is looking for the absolute perfect solution. It will never exist. Even if google literally made an exact copy of iMessage and put it on Android, it wouldn’t fix a single problem.“
    Knüpf ich den Chat nicht an eine Telefonnummer muss ich eine andere Variante wählen, welche vielleicht flexibler ist aber mehr Aufwand erfordert: Zugangsdaten. Man kann nun mal nicht beides haben.

  2. Aber mit der Mail ist man an EINE Firma gefunden: ich kann meine Gmail Adresse nicht zu GMX.de umziehen, während ich meine Handynummer bei Vodafone (und damit mein RCS Konto) zu O2 mitnehmen kann. Bei Wechsel zu Prepaid sogar ohne monatliche/fixe Rechnung. Seine eigenen Argumente sprechen da also gegen seine These.

    Jetzt kann man den Vergleich auf Mailadressen auf eigenen Domains ausweiten, wo ich natürlich dann wieder den Anbieter wechseln kann, da bin ich dann aber auch wieder vom bezahlen von Rechnungen abhängig, und es ist für viele Menschen kaum technisch umsetzbar (jedenfalls deutlich komplizierter als RCS).

    Ich verstehe seinen Punkt, der Vergleich haut aber so nicht hin.

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