Stromanbieter pleite: Geiz ist eben nicht geil

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Foto: Devang Punia, unsplash

In unserer heutigen Gesellschaft geht es leider auch oftmals darum, den möglichst billigsten Preis zu erhalten. Diese „Lebenseinstellung“ getreu dem Motto „Geiz ist geil“, hat sich längst in viele Bereiche ausgeweitet – auch auf Stromanbieter. Eine Pleitewelle zum Jahresende zeigt, dass nicht immer günstigste Preis der wichtigste Faktor sein sollte. Tausende Kunden sind wohl betroffen und werden jetzt überraschend wieder vom Grundversorger mit Strom beliefert.

Billiganbieter haben keine Geschäftsgrundlage mehr

Neckermann Strom, Stromio, Dreischtrom und andere Anbieter haben teilweise Insolvenz angemeldet. Hintergrund für den Lieferstopp oder die Insolvenz einiger Anbieter sind wohl in erster Linie die gestiegenen Energiepreise. Unter diesen Bedingungen funktioniere das Geschäft der Billiganbieter nicht mehr, wie auch das Handelsblatt bereits vor einigen Tagen berichtet hatte. Für die Anbieter gäbe es zwei Möglichkeiten: Kunden kündigen oder Preise stark anheben.

Ich persönlich bin seit jeher beim lokalen Versorger. Der mag zwar etwas teurer sein, ist dafür finanziell stabil und ich bin nicht „gezwungen“ öfter nach neuen Anbietern zu schauen. Außerdem bin ich der Meinung, dass das Geld vielleicht lokal besser aufgehoben ist. Auch mit Blick auf den Ausbau von Ladesäulen, die mir als „Fan“ von Elektromobilität inzwischen wichtig sind, sehe ich mein Geld beim Grundversorger besser aufgehoben.

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20 Kommentare zu „Stromanbieter pleite: Geiz ist eben nicht geil“

  1. Ich störe mich sehr an der platten Unterstellung „Diese „Lebenseinstellung“ getreu dem Motto „Geiz ist geil“, hat sich längst in viele Bereiche ausgeweitet“.
    Vielleicht gelingt es dem Autor und dem einen oder anderen Leser sich v0rzustellen, dass nicht jeder Bürger einen Dukatenesel im Flur stehen hat oder über ein so großzügiges Einkommen verfügt, dass er oder sie nicht auf den Preis schauen braucht. Nicht jeder ist Anwalt, Manager oder Arzt sondern viele Menschen verdienen in ihren Berufen, die nicht selten essentiell für die Gesellschaft sind eben nicht die Welt oder womöglich nur den Mindestlohn und müssen damit noch eine Familie durchbringen. Daher heißt die Devise eben nicht „Geiz ist geil“ sondern „Ich kann nur ausgeben was mein Etat hergibt“. Für den gut betuchten sind vielleicht 20€ im Monat nicht viel – für andere eben doch. Wenn sie das durch Strom, Gas oder wo auch immer einsparen können bedeutet dies vielleicht einmal in zwei, drei Monaten außer der Reihe klein Essen gehen können und somit ein klein wenig mehr Lebensqualität. Daran ist nichts verwerflich.

    1. Ganz genau das ! Und das selbe gilt für E-Autos…dolle Dinger aber es ist einfach kein Geld für so etwas da.
      Gas wird teurer, Benzin ist auch bei Marke unverschämt und jetzt zieht der Strom mit…das fühlt sich sich nach einer verdammten Belastungsprobe an.

    2. Speziell Kleinrentner, Geringverdiener und ALG II-Empfänger konnten durch einen Wechsel des Tarifs etliche Euros sparen, die ihnen durch knappe oder ausgefallene Erhöhungen und deutlich gestiegene Preise auch in anderen Sektoren verlorengingen. Man denke nur an die lächerliche Erhöhung des ALG II um 3€ – das ist real eine deutliche Senkung der Bezüge. Den Strom müssen diese Menschen selbst zahlen (bevor wieder das Argument kommt, der Staat zahle ja alles). Auch dei Kleinrentner mussten eine Nullrunde hinnehmen und sollen dann erst im Sommer ein paar Prozente mehr bekommen. Das immer prozentual erhöht wird, macht das erst ab einer höheren Rente wirklich etwas aus. Gerade die Grundversorgung mit Energie und Lebensmitteln ist drastisch teurer geworden. Mit solchen Einkommen kann man sich nur schwer noch gesund ernähren. DSa hilft es auch nicht, wenn E-Geräte insgesamt nicht teurer wurden, denn die werden i.d.R. alle paar Jahre gekauft und in diesen Gruppen eher gebraucht – und damit leider auch nicht energiesparend. Neben diesen Kosten stiegen auch die Mieten überproportional, was für viele Menschen bedeutet, sich die Wohnung nicht mehr leisten zu können. Da ist kein Geiz geil, sondern es geht um die Achtung vor den Menschen, die nicht am höherten Wirtschaftskreislauf teilnehmen können sondern sich unten im Kreis spiralförmig noch weiter nach unten begeben.

    3. Das kann der für Denny ja nicht wissen. Mit seinem Blog wird der ja einen sehr guten höheren 4 stelligen Betrag erwirtschaften. Da kann man dann auch den Strom beim lokalen Versorger beziehen.

  2. Interessant ist, dass der Ersatzversorgertarif 6ct günstiger ist als mein Grünstrom Tarif. Mein lokaler Versorger bietet übrigens gerade gar keine Tarife an sonst wäre ich wieder ökostrom Nutzer.
    Aktuelle Anbieter für nachhaltigen ökostrom beim Vergleich meines vertrauens : 0
    Bleibe ich halt im billigen Ersatz.

  3. Ohne Wettbewerb, der hier vorläufig für die großen Anbieter wohl entschieden zu sein scheint, funktioniert das System von Angebot u. Nachfrage nicht! Das sieht man derzeitig mit Angeboten von bis 60 ct/kWh für Strom und 30 ct/kWh für Gas.

  4. Und wer von den Herren die hier gerne die Ersatzversorgung mögen glaubt das bliebe so, der hat sich in den Finger geschnitten! Auf den folgt dann nämlich der Grundversorger Tarif und der hat sich gewaschen.
    Für mich gehört Energie und Lebensmittel schon lange nicht mehr an der Börse gehandelt, dieser momentane Preiswucher bei Gas, Strom und co. zielt nur darauf ab den Menschen die Kohle aus der Tasche zu ziehen, mit der Realität und „Sozialer Marktwirtschaft“ hat das absolut nichts mehr zu tun.

  5. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als die jetzigen „Grundversorger“, damals noch Monopolisten, ihre Stellung missbrauchten. Genau deswegen hat der Gesetzgeber den Markt geöffnet – und der funktioniert. Das dann auch Mal ein paar Unternehmen Insolvenz anmelden ist normal. Genauso wie sich Unternehmen mit zu hohen Preisen nicht am Markt halten können. Das regelt der Markt.
    Wer wie der Autor des Blogs nicht „gezwungen“ ist zu wechseln – oder zu faul ist – der darf gerne beim lokalen Vertrauensanbieter seiner Wahl bleiben.
    Ich nutze den angebotenen Markt, da ich nicht einsehe, Unternehmen zu unterstützen, die den europäischen Strommarkt nutzen und die Energie dann teuer „lokal“ weiterverkaufen um ihre Gewinne zu maximieren.
    Der Markt gehört sogar noch weiter geöffnet. Warum dürfen sich Energieversorger auf dem europäischen Verbundstrommarkt bedienen und ich als Endverbraucher bin gezwungen, bei inländischen Anbietern zu kaufen?
    Wer meint, mit seinem lokalen Kaufverhalten eine bessere „Lebenseinstellung“ zu haben, der mag das gerne tun – soll aber bitte nicht als Moralapostel die anderen verurteilen, die die ihnen angebotenen Märkte nutzen. Denn die sind, getreu dem Motto „Geiz ist geil“, nämlich gar nicht blöd!

  6. Tja, lieber Denby,
    Ich unterstelle glatt mal, dass egal wie, content das entscheidende ist. Denn die Reaktionen konntest du definitiv voraussehen. Und da bist gerade komplett in der Unterzahl mit deiner sehr vereinfachten Meinung. Und mit gutem Gewissen frieren ist auch keine Lösung. Und wenn du die Situation vor der Öffnung der Märkte ignorierst, dann ist dies mehr als unehrlich. Denn es würde Profit auf Teufel komm raus auf Kosten der Kunden getrieben. Und dies wird sich in den nächsten Jahren auch niemals ändern. Sei vermögend, aber versetze dich ab und zu mal in die Welt der anderen. Das tolle ist momentan nur, dass wir noch gemeinsam dieselbe Luft atmen. Das ist evtl auch das Problem derjenigen welche jetzt groß alles ändern wollen. Jahrelang ging es schief und nun macht man hauruck. Und ich gehöre eher zu den, welche es sich leisten können. Nur schau ich gerne über den Tellerrand.

  7. Sehe ich genauso wie der Autor, Geiz ist eben nicht geil. Die Auswirkungen sieht man ja jetzt. Die Geiz-ist-Geil-Mentalität hat ja auch unsere europäische Industrie nach China vertrieben, eben diese Auswirkungen sieht man dank der Pandemie nun deutlich. Das man sich dadurch letztendlich selbst schädigt ist den Leuten wohl eher nicht bewusst.
    Zu den anderen Kommentatoren: wer durch die Erhöhungen bei Strom und Gas finanziell nun plötzlich deutlich überfordert ist, sollte vielleicht mal seine Einnahmenseite überdenken. Denn bei schlecht bezahlten Jobs ist jeder für sich selbst verantwortlich. Ich hatte auch mal einen schlecht bezahlten Job, aber ich habe nach kurzer Zeit meinen Arsch wenigstens hoch bekommen als ich merkte das es so die nächsten Jahrzehnte nicht weitergehen kann – und letztlich was dagegen getan. Das Sprichwort „man lernt nie aus“ sollte jeder beherzigen.
    Gerade ALG-II-Bezieher brauchen sich hier mal garnicht beschweren, bei dem aktuellen Fachkräftemangel ist sehr viel möglich – man muss nur wollen. Durch nichts tun und schimpfen auf andere kann man nichts an der eigenen Situation ändern. Wenn wir die Wirtschaft am laufen halten wollen brauchen wir ca. 400.000 Fachkräfte pro Jahr zusätzlich, das wird anscheinend nur über Fachkräftemigration möglich sein. Allein mit diesem Hintergrund kann m.M.n. jeder arbeitsfähige ALG-II-Bezieher selbst tätig werden mit großer Aussicht auf Erfolg.

    1. Ok, mit einem solchen „Jeder-Tellerwäscher-kann-Millionär-werden“-Kommentar habe ich direkt gerechnet. Ist halt nur unrealistisch. Glaubst du wirklich eine Gesellschaft könnte noch funktionieren wenn niemand mehr dein Auto repariert, Straßen baut, dein Haus mauert, deine Waren per LKW durch das Land fährt, deine Waren im Markt sortiert und verkauft und dich pflegt wenn du schwer krank oder alt bist? Wohl kaum oder? Kaum jemand wird „plötzlich“ durch Strom oder Gas finanziell überfordert – aber im Gegensatz zur sich immer weiter verteuernden Miete oder dem Spritpreis ist das nun mal ein kleiner Hebel, mit dem auch der kleine Mann oder die kleine Frau sich ein paar Kröten zurückholen kann.
      Ob die „Geiz-ist-geil“-Mentalität Industrie nach China vertrieben hat ist eine gewagt Spekulation. Ich bleibe dabei, niemand ist gerne „Geizig“ (und wenn, dann wohl eher die, die es gerade nicht nötig haben oder gar behaupten durch ihren Geiz reich geworden zu sein). Die meisten Menschen würden sich doch lieber das Rumpsteak statt dem Hackbraten und lieber den Mercedes statt dem Polo bestellen – wenn sie es sich leisten könnten.

  8. Der Grundversorger bietet meistens selbst auch mehrere Tarife an. Dort dann ggf. den preiswerteren zu nehmen ist in Ordnung. Ich beziehe von einem regionalen Anbieter Ökostrom aus Wasserkraftwerken in Norwegen. BTW: Über das Thema Nachhaltiger Ökostrom aus heimischen Kraftwerken braucht hier nicht kommentiert werden, da anderes Thema! /
    Der Preis unterscheidet sich nur durch einen höheren Grundpreis von 1 Euro vom Normalstrom. Die kwh- Stunde kostet 24,43 Cent bei einem Grundpreis von 6 Euro. Preis ist bis 12.22 garantiert. Preiswerter gehts in der Region 381 nicht.

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