Wann fällt der Vorhang der Anonymität in der Corona-Warn-App?

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Kai Pilger, Unsplash

Von der Corona-Warn-App ist weiterhin nicht viel zu erwarten, auch die jetzt geplanten Nachbesserungen werden wohl nicht den gewünschten Effekt erzielen. Inzwischen fordern einige Politiker, dass die Anonymität in einigen Anwendungsbereichen endlich aufgeweicht werden muss. Es ist nämlich sehr wohl ein Problem, dass die App derart hart auf Datenschutz getrimmt ist. Das ist zwar nett gemeint, doch verhindert den erhofften Effekt der teuren Smartphone-App.

Man habe in der letzten Konferenz zwischen Bund und Länder sehr viel über die Corona-Warn-App diskutiert. Es müssen Veränderungen her, die möglicherweise an der bisherigen Basis der App kratzen. Es gibt allerdings schon erste feststehende Neuerungen. Risikobegegnungen können jetzt deutlich häufiger aktualisiert werden, dafür haben Apple und Google gesorgt. Ist man positiv getestet, erinnert die App automatisch, sollten Nutzer ihr Ergebnis noch nicht hinterlegt haben.

Corona-Warn-App soll bald deutlich persönlicher werden

Erst im kommenden Jahr könnte ein freiwillig nutzbares Kontakttagebuch integriert werden, um die Nachverfolgung den Gesundheitsämtern zu erleichtern. Außerdem sei weiterhin eine Anmeldefunktion auf dem Tisch der Ideen. Damit könnten Nutzer gegenüber Gastronomen und Veranstaltern nachweisen, dass sie keine Gefahr sind. Damit sei die Grundlage für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft auf dem Weg, das schwächt Anonymität und Privatsphäre gleichermaßen.

Kontakt Tagebuch für Android kann jetzt noch mehr Details erfassen

Immer wieder zeigt sich, dass der bislang sehr drastisch durchgesetzte Datenschutzansatz die App fast unbrauchbar macht. Der dezentrale und anonyme Ansatz der App sorgte bislang dafür, dass man mit Risikowarnungen wenig anfangen kann und er erschwert die Kontaktverfolgung. Wichtige Details hierfür fehlen bislang, wie Zeitpunkt und Ort einer Begegnung.

„Wir haben die technische Lösung für den besten Datenschutz gefunden, aber keine hilfreiche Lösung für die Pandemie-Bekämpfung.“ – Dieter Janecek (Bündnis90/Grüne)

Der Akzeptanz scheint der anonyme Ansatz nicht geholfen zu haben. Über 30 Millionen deutsche Smartphone-Nutzer haben die App nicht installiert. Nur 60 Prozent der Positivmeldungen werden eingepflegt. Es ist ein ungesunder Mix aus Freiwilligkeit und Misstrauen in den Staat, der dem Projekt nicht gut tut.

Corona-App könnte bald weniger freiwillig sein, und was ist mit dem Standort?

Während die App im aktuellen Zustand womöglich zu wenig hilft, fordern ein paar Ministerpräsidenten den komplett gegenteiligen Weg. Sie wollen Corona-Warn-App fast erzwingen, damit Menschen weiterhin am öffentlichen Leben teilhaben können. Einige Länderchefs fordern mehr Details der Risikobegegnungen, wozu der Standort der Nutzer gehört. Außerdem soll die Meldung positiver Testergebnisse ein Muss werden und die App soll Barcodes für den Einlass in Museen, Restaurants und ähnliche Orte ausspucken.

Es gäbe aber auch Ausweichmöglichkeiten, um die Standortfunktionen nicht verwenden zu müssen. Dabei wird aber gerne vergessen, dass der Mehraufwand für viele Einrichtungen gar nicht zu bewerkstelligen ist. Andererseits mussten in einigen Bundesländern händisch ganze Bücher mit Gästedaten ausgefüllt werden, das kann auch nicht die endgültige Lösung sein.

„Nach Ansicht der Datenschutzexperten könnte dazu ein zufällig generierter QR-Code genutzt werden, der allen Teilnehmern eines spontanen Treffens oder Meetings zum Scannen zur Verfügung gestellt oder auch dauerhaft von Restaurants oder kulturellen Einrichtungen genutzt wird. Die Information […] wird dann ebenfalls nur auf dem eigenen Gerät gespeichert. Die Alarmierung erfolgt dann wie gehabt über die App. Mit dieser Methode ließe sich also ermitteln, dass man Teil eines gefährlichen Clusters war.“ – RND

Bundesregierung bleibt sich treu

Bislang steht die Bundesregierung allen Vorschlägen dieser Art eher skeptisch gegenüber. Man möchte den anonymen Weg gehen und die Privatsphäre der Bevölkerung gut wie möglich schützen. Aber dann stellt sich erneut die Frage, wie viel Sinn die Corona-Warn-App für die Bekämpfung der Pandemie überhaupt haben kann. Und ist es nicht langsam zu spät, um über derart drastische Veränderungen erst zu diskutieren?

via ZDF

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19 Kommentare zu „Wann fällt der Vorhang der Anonymität in der Corona-Warn-App?“

  1. Wenn die App deanonymisiert wird, dann wird sie sofort deinstalliert. Ich verstehe nicht, wieso die massenhafte Überwachung, die am liebsten erzwungen wird, im Artikel als etwas durchaus Positives dargestellt wird. Die Apps in UK und Frankreich sind aufgrund ihrer Zentralisierung gescheitert und nichts anderes wird in Deutschland auch passieren.

  2. Da ich täglich mit Covid 19 Patienten zu tun habe, ist die App nicht installiert. Ich würde sonst permanent ‚gewarnt‘ werden. Ich weiss, wie ich mich schützen kann und setze dies kompromißlos um. Die Aufhebung einer Anonymitätszusage würde es schwer machen. Der Zugang zu Museen etc. Von der Verwendung dieser App abhängig zu machen halte ich für verfassungswidrig.

  3. Viele Regen dich hier Über den Datenschutz auf aber sind selbst im Internet und geben Google ihre Daten da jan man nur mit den Kopfschütteln wenn es Hilft muss der Datenschutz superior sein wenn ich mit karte zahle oder ins internet gehe gebe ich auch meine daten Preis da regt sich keiner auf ich würde die app so machen das sie was bringt ich würde die app automatisch aufs jedes handy installieren die man nucht deeinstallierèn kann und jeder während verpflichtet die app zu nutzen und beim positiven test den QR Code zu scannen wer das nicht macht müsste mit riner harten Strafe rechnen

    1. Was wird denn ermöglicht, wenn der Datenschutz fällt, das mit Datenschutz nicht möglich ist?
      Und warum sind bis heute nichts alle Testergebnisse am selben Tag durch die Labore im System hinterlegt, woran aber kaum gearbeitet wird?

    2. Bei solchen Kommentaren muss man sich wirklich fragen ob der Autor noch normal ist. Traurig traurig…

      Die Sache mit Google ist der größte Unfug den ich seit langem gehört habe. Denn Google wird mich nicht daran hindern ein Restaurant zu betreten. Google bereichert sich an mir. Ja und? Die Corona App bringt 2 Gesellschaften. Was hat das denn miteinander zu tun?

      Dümmer geht’s nicht mehr.

  4. Was zum Teufel ist mit Menschen wie ihnen los?

    Was für Möglichkeiten werden den ermöglicht, für die der Datenschutz fallen muss?
    Warum werden nicht die Möglichkeiten die viel bringen, aber nichts am Datenschutz ändern müssen, zeitnah umgesetzt?

    Was passiert mit Menschen, die kein aktuelles Smartphone haben? Was mit Menschen die zwei Smartphones haben (zb privat und geschäftlich)
    Was passiert mit Menschen die ihr gps abschalten? Was mit Menschen, die keine Datenflat gebucht haben?

    Wir groß wird der nutzen der Maßnahmen sein?
    Bis wann kann dies umgesetzt werden, wo Übersetzungen ja schon Monate dauern? Was bringt es dann noch?

  5. Schade, dass im Artikel die Freiwilligkeit und der Datenschutz so mit Füßen getreten werden und der Anschein entsteht, dass angeblich keine Vereinbarkeit mit dem Nutzen der App hergestellt werden kann. Das würde ja bedeuten, dass die Datenschutz-Grundverordnung nicht zielführend angewendet werden kann. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen tun sich oft schwer, alle Regelungen einzuhalten, um keine Strafen zu riskieren. Aber der Staat soll sich darüber hinweg setzen und einen Überwachungsstaat etablieren dürfen? Verhältnisse wie in Nord-Korea oder der ehemaligen DDR schaffen dürfen? Haben wir denn nichts aus der Geschichte gelernt? Wo bleibt der demokratische Gedanke? Will unsere Gesellschaft keine Selbstbestimmung mehr, sondern sich alles vom Staat vorschrieben lassen?

  6. Nicht die App ist das Problem oder der Hohe Datenschutz.

    Das Problem ist, dass Gesundheitsämter an Personalmangel leiden und oftmals noch mit Faxgeräten arbeiten.

  7. Die Katze beißt sich selbst in den Schwanz. Eine ineffektive APP wird durch Aufweichen der Datenschutzbestimmungen nicht besser. Zumal wir zwar bald Impfungen haben werden aber nicht in der Lage sind überhaupt eine Infektion sicher nachzuweisen.
    Corona ist gefährlich, ja aber wir zäumen das Pferd von der falschen Seite auf.

  8. Deutschland hat für einen Hauptstadt Flughafen vierzehn Jahre gebraucht. Warum sollte es bei dieser App anders sein? Ich befürchte das auch diese App nur ein teures Spielzeug ist, dessen Nutzen sehr fragwürdig ist. Ich habe die App seit Erscheinen auch installiert, erkenne aber keinen Nutzen darin. Was nützt mir die Info „Niedriges Risiko“ oder „hohes Risiko“. Ich kann mich gut damit fühlen oder mir Sorgen machen, mehr passiert aber nicht. Weniger Datenschutz und mehr Sicherheit sollte gerade in diesen Zeiten Priorität haben. Leider fehlt unseren Staatsführern mit ihren 16 Fürstentümern die Durchsetzungskraft. Nächstes Jahr sind nämlich wieder Wahlen!

  9. Diese app ist vor allem für Leute nützlich die mit 100 oder mehr Leuten durch die Stadt ziehen, Fetischpartys feiern oder sonst wie Hirnverbrannt sind. Regeln Nummer 1: Kontakte einschränken… usw. Für was eine App, wenn es an den Basics in den Köpfen fehlt?

  10. Ich habe die Warn-App seit Beginn und obwohl ich in einem Eck Deutschlands lebe das von Corona angeblich ständig schwer betroffen ist, hat die App noch nie angeschlagen.

  11. Mich regt es schon auf das jemand überhaupt es wagt zu denken ,er könnte auch nur im entferntesten bestimmen welche Software ich zu nutzen habe.
    Alleine schon irgendeine Form der Diskussion darüber ist inakzeptabel.
    Welche Software ich auf welchem Gerät installiere und oder nutze obliegt ganz und gar alleine mir.

    Gegenfrage an die Zeigen Coronas:

    Installieren Sie auch auf Ihrem PC zu Hause und natürlich auch in Ihrer Firma/Behörde eine Tracking Software die Ihr Surfverhalten trackt und wahlweise einen QR Code für den Snackautomaten im Pausenraum ausspuckt nach entsprechender vorheriger Leistung? ;)

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