Fünf Jahre vor Ablauf der Frist hat die Europäische Union erst rund ein Viertel ihres Ausbauziels für öffentliche Ladepunkte erreicht. Laut einer Auswertung von Motointegrator.de stehen in der EU derzeit rund 910.000 Ladepunkte zur Verfügung – das entspricht 26 Prozent des von der EU-Kommission festgelegten 2030-Ziels von 3,5 Millionen.
Derzeit wächst das Netz um etwa 150.000 Ladepunkte pro Jahr. Bleibt dieses Tempo, wären 2030 nur rund 1,7 Millionen Ladepunkte installiert. Um das Ziel zu erreichen, müssten jährlich über 500.000 neue Standorte entstehen.
Unterschiede von Land zu Land
Neben der geringen Ausbaugeschwindigkeit zeigen sich deutliche Unterschiede bei Verteilung und Ladeleistung. Weniger als zehn Prozent der Ladepunkte ermöglichen Schnellladen mit mehr als 150 Kilowatt. Städte sind vergleichsweise gut versorgt, während in ländlichen Regionen große Lücken bestehen. In Teilen Nordskandinaviens, Zentraldeutschlands, Spaniens und Südpolens liegt der nächste Ladepunkt oft mehr als 40 Kilometer entfernt.
Norwegen weist mit 30,8 Prozent den höchsten Anteil an Schnellladern (High Power Charging, HPC) auf, liegt bei der Dichte mit 462 Ladepunkten pro 100.000 Einwohner aber nur im Mittelfeld. Die Niederlande führen mit 684 Ladepunkten pro 100.000 Einwohner, bieten jedoch nur 2,3 Prozent Schnellladepunkte. Deutschland kommt auf 217 Ladepunkte pro 100.000 Einwohner bei einem HPC-Anteil von 15,9 Prozent.
Immer mehr Supermarktketten bauen eigene Ladeinfrastruktur auf. Die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland betreibt inzwischen mehrere Tausend Ladepunkte in Europa. Lidl allein kommt laut Studie auf 8.855 Ladepunkte – mehr als ganze Länder wie Irland (4.842) oder Rumänien (6.670). Private Unternehmen tragen damit erheblich zum Ausbau bei.
AFIR soll Ausbau beschleunigen
Die EU will mit der Verordnung für alternative Kraftstoffinfrastruktur (AFIR) den Ausbau verbessern. Sie schreibt unter anderem Mindestleistungen für Hauptstraßen, einfache Kartenzahlung, transparente Preise und aktuelle Verfügbarkeitsdaten vor.
Um das Ziel von 3,5 Millionen Ladepunkten bis 2030 zu erreichen, müssten jährlich etwa 520.000 neue Stationen hinzukommen. Entscheidend bleiben jedoch schnelle Genehmigungen, verfügbare Netzanschlüsse und eine verlässliche Wartung.