Huawei P10 lite Testbericht: Premium für die Mittelklasse

Huawei hat neben dem P10 und P10 Plus auch für die Mittelklasse ein Gerät am Start, hier folgt also unser Testbericht zum P10 lite. Für dieses Smartphone wurden wir nach München eingeladen, dort verbrachten wir einen wundervollen Donnerstagabend und Freitagvormittag mit den Jungs und Mädels von Huawei, wie auch mit anderen Bloggern, YouTubern und auch ein paar echten Journalisten ;). Neben dem Meet & Greet in einem Restaurant und ein paar Stunden Action in der brandneuen Jochen Schweizer Arena München, war natürlich das P10 lite der eigentliche Star.

Jochen Schweizer Arena München

Wie auch bei den großen Brüdern gab es in den letzten beiden Jahren deutliche Steigerungen auch beim lite-Modell, das von Jahr zu Jahr besser wurde. Ich empfahl vor allem das P9 lite zuletzt immer wieder, einfach weil es ein wirklich gutes Verhältnis aus Preis und Leistung hatte, wie auch einen grundsätzlich niedrigen Grundpreis. Keiner muss mehr 400+ Euro ausgeben, nur um ein gutes Smartphone mit halbwegs vernünftiger Kamera kaufen zu können.

Daran will natürlich auch das P10 lite anschließen und es enttäuscht nicht. Schon das erste Auspacken war spannend, das Smartphone machte direkt einen enorm hochwertigen Eindruck. Es erinnert aber eher an die P9-Generation, wobei das sicherlich aus unterschiedlichen Gründen so gehandhabt wurde. Für uns zum Nachteil gab es aber eine andere strategische Entscheidung, denn zum Vorgänger ist der Preis gestiegen. Anders bei der Konkurrenz aus China, das Moto G von Lenovos Tochter Motorola wurde in diesem Jahr sogar wieder günstiger.

Hola Chica!

Sicher hat das P10 lite keinen wahnsinnig innovativen Look, sieht aber insgesamt doch sehr gut aus und fühlt sich auch entsprechend gut an. Es liegt in der Hand zwar nicht ganz so geschmeidig wie sein großer Bruder, liegt aber auch in meinen recht kleinen Händen noch sicher. Vorn und hinten verbaut Huawei wieder Glas, der Rahmen hingegen ist aus Metall und hat nach vorn wie hinten eine geschliffene Kante. Ohne wäre eine weichere Haptik gegeben, dafür sorgen diese polierten Kanten für einen besonders hochwertigen Look.

Bei der Verarbeitung sehe ich trotz 150 Euro Preisunterschied zum P10 keinerlei Nachteile. Egal ob etwas günstiger oder etwas teurer, Huawei legt einen besonderen Wert auf eine saubere und hochwertige Verarbeitung. Auch die drei Tasten im rechten Gehäuserahmen lassen sich hervorragend benutzen und sind gut positioniert.

Ein kleines Highlight ist noch die Rückseite, denn die ist bei meinem Modell nicht einfach nur weiß, sondern funkelt je nach Lichteinfall wie ein Meer voller kleiner Diamanten. Aber keine Angst liebe Männer, dieser Effekt ist nur sehr leicht wahrnehmbar. Ihr werdet mit einem P10 lite in der Hand nicht direkt für Harald Glöckler gehalten.

Ein bisschen Glamour in der Mittelklasse

Nicht weit weg vom großen Bruder

Eine Schwäche günstiger Smartphones ist oftmals das Display, im P10 lite allerdings kommt ein wahrlich gutes Panel zum Einsatz. Sehr hohe Blickwinkelstabilität und bei Full HD auf 5,2″ ist ohnehin alles knacke scharf. Nichts schmiert, nichts schliert und Farben weichen nur leicht ab. Letzteres sieht man besonders im Vergleich mit einem P10, da wirkt das knallige Rot eines Vodafone-Logos auf dem P10 lite für mich schon fast minimal pink. Dem Nutzer steht es allerdings frei die Farbtemperatur des Displays via Systemeinstellungen, noch etwas nachzujustieren.

Im Sonnenlicht ist es noch hell genug, damit alles gut ablesbar bleibt.

Während das Display schon gar nicht weit weg von der Qualität des Panels aus dem P10 ist, kann ich das für den verbauten Lautsprecher nur ebenso anmerken. Bei der Lautstärke mag der Mono-Lautsprecher nicht sonderlich auftrumpfen, klingt dafür allerdings immer sauber. Satte Töne bekommt der Lautsprecher selbst auch kaum hin, einen halbwegs satten Klang scheint Huawei aber über das Gehäuse „simulieren“ zu können.

Lautsprecher an der Unterseite, nicht gerade meine favorisierte Position

Gute Fotos

Bei der Kamera gibt es einen größeren Unterschied zu den großen Brüdern, allein weil hier selbstverständlich kein LEICA-Branding zum Einsatz kommt und eine Dual-Kamera ebenso nicht am Start ist. Funktionen wie Lichtmalerei (Langzeitbelichtung), HDR, etc. sind am Start, auch der eher mittelmäßige Portraitmodus ist mit dabei. Ich bevorzuge dann doch eher die einfachen Schnappschüsse, die im hellen Umgebungslicht gut sind, im Lowlight selbstredend etwas hinter teureren Geräten liegen.

Und trotzdem mag die Kamera mich überzeugen, einfach weil sie weit besser als bei der billigen Flaggschiff-Konkurrenz ist. Vor kurzem hatte ich hier ein ZUK Edge von Lenovo, das bei der Kamera-Performance ziemlich mies abschnitt. Wer also seinen Fokus auf deratige Dinge legt, ist mit den richtig billigen High-End-Geräten aus China meist nicht sonderlich gut bedient und kann getrost zu Geräten wie dem P10 lite greifen. Obwohl es letztlich auch aus China kommt.

>>> zum Google Fotos-Ordner

Die Kamera-App ist übersichtlich und schnell, das Modi-Menü mit zusätzlichen Funktionen lässt sich zumindest teilweise an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Hier und da ein Ruckler, Software (fast) ohne Abstriche

Bei der Kamera und auch der Performance gibt es die größten Unterschiede. Weil man einfach merkt, dass hier nicht die beste CPU unter der Haube steckt, immer mal wieder gibt es kleine Ruckler. Ganz besonders nach längeren Standby-Zeiten, kommt das P10 lite nur langsam in die Gänge. Offensichtlich werden viele eingefrorene Prozesse wiederbelebt, das überfordert den Chipsatz kurzzeitig.

Erinnert mich ein wenig an mein Nexus 5X, da war das noch recht ähnlich. Gleiches ist auch zu spüren, wenn Apps im Hintergrund installiert bzw. aktualisiert werden, auch da kommt der Chipsatz hin und wieder ins Schwitzen und sorgt für Ruckler. Aber sonst legt das P10 lite insgesamt eine vernünftige Systemleistung an den Tag. Ein HTC U Play mit Helio P10 läuft sehr ähnlich. Huawei punktet allerdings noch mit viel Datenspeicher und Arbeitsspeicher, mit 4 GB RAM und 32 GB dürften viele Nutzer gut auskommen.

Gaming ist möglich

Beim Gaming schneidet das P10 lite sogar ganz gut ab, in Asphalt 8 gibt es zwar hin und wieder Framedrops und das Spiel fühlt sich insgesamt etwas weniger flüssig als auf High-End-Geräten an, ist aber trotzdem noch gut spielbar. Weniger aufwendige Spiele steckt das P10 lite daher locker weg, sodass es sich auch für den einen oder anderen Gamer eignet. Eine gut optimierte Software macht sich hier übrigens bemerkbar, der Arbeitsspeicher wird ordentlich genutzt und hält auch größere Spiele länger im Hintergrund im Arbeitsspeicher aktiv.

Eine je nach Situation gute Performance belastet einen ebenso guten Akku, von dem ihr allerdings keine Wunder erwarten solltet. Full HD Display und 3000 mAh klingen erst mal nach einer guten Kombination, über einen einzigen Tag kommt man mit dem P10 lite allerdings nicht wirklich. Trotzdem sollte ein langer Tag zu überstehen sein, selbst mit ein paar Gaming-Sessions zwischendurch. Eine genaue SOT lässt sich schwer beziffern, die liegt wie beim P10 bei meiner Nutzung irgendwo zwischen drei und vier Stunden.

EMUI 5: Besser als vorher mit Luft nach oben

Während die Hardware sicher nicht auf Niveau des Flaggschiffs ist, was ja auch unterm Strich nur wenig Sinn machen würde, kommt die Software meines Erachtens fast ohne Abstriche aus. Nahezu alle Funktionen der größeren P10 sind hier an Bord, selbst App-Twin zum Klonen einer App (WhatsApp oder ähnlich) ist mit dabei. Finde ich gut, dass man hier fast keinen Unterschied macht.

Huawei liefert das P10 lite direkt mit der brandneuen EMUI aus, die man mit Version 5.0 und dann 5.1 deutlich verbesserte. Zumindest aus technischer Sicht, denn optisch bleibt sie leider nicht so der Knaller. Ich mag zum Beispiel die Darstellung der Benachrichtigungen nicht, die unter Android 7 eigentlich optisch besser und vor allem weniger Platz verschwenderisch geworden sind, wovon man dank EMUI leider nichts mitbekommt.

Obendrein stört mich ganz besonders der Teilen-Dialog, den Huawei leider mit der eigenen Software auch „versaut“. Beim Original bekommen wir neben der App-Auswahl auch diverse Schnellzugriffe, wie beispielsweise häufig genutzte Drive-Ordner oder auch Kontakte aus Inbox, Twitter und Co. Nicht so mit installierter EMUI, hier ist der Share Intent noch eher klassisch bzw. rudimentär gehalten. Immerhin sortiert er die Apps nach Häufigkeit der Nutzung.

Abgesehen davon, was meinen mobilen Workflow etwas beeinträchtigt, lässt sich über die Software von Huawei kaum mehr meckern. Man hat den Launcher verbessert, die Quick Settings sind anpassbar, die Einstellungen wirken übersichtlich und weichen nicht zu sehr vom Original ab.

Dank App-Twin kann man zum Beispiel WhatsApp mit zwei Accounts auf einem einzigen Gerät nutzen, es gibt einen Nachtmodus für augenschonende Darstellung, eine optionale Einhandbedienung, ein optionales Drehrad mit Schnellzugriffen, zahlreiche Gesten, ein erweitertes Screenshot-Tool und noch vieles mehr.

Sonstiges

  • Leider ist der Fingerabdrucksensor an der Rückseite verbaut, bringt aber alles in allem eine gute Performance. Finger werden recht schnell erkannt und man landet auf dem Homescreen, zudem ist an der Rückseite nicht zu weit oben positioniert und daher gut erreichbar.
  • Telefonie, LTE, WiFi, GPS und Bluetooth ließen keine Wünsche übrig, auch bei diesem Smartphone konnte ich keine negativen Auffälligkeiten feststellen.
  • Aktueller als die Konkurrenz: Huawei hat das P10 lite zwar etwas später vorgestellt, später als Samsung die Galaxy A-Serie und HTC sein U Play, liefert es dafür aber mit aktueller Android-Version aus.
  • Huawei setzte überraschend auf microUSB, nannte aber durchaus nachvollziehbare Gründe. Die Zielgruppe des Geräte hätte ohnehin mit USB Typ C derzeit nicht zu tun und ausschließlich microUSB Zubehör. Klingt für mich verständlich, Kostengründe dürfte es allerdings auch gegeben haben.
  • 32 GB interner Datenspeicher ist zwar verbaut, nach meiner Einrichtung mit insgesamt ca. 100 Apps und mehreren Wochen Nutzung (gefüllter Cache, ein paar Fotos usw.) stehen lediglich noch 13 GB zur Verfügung. Auch weil die Firmware mit schlappen 9,63 GB ein Drittel des Datenspeichers belegt.

Fazit

Huawei liefert mit dem P10 lite definitiv ein Brett, doch das Niveau in dieser Preisklasse ist generell gestiegen. Ein Blick auf Motorola lohnt sich definitiv auch. Kritik musste sich Huawei zwar für die Preiserhöhung anhören, doch das P10 lite rechtfertigt auch die jetzt fälligen 349 Euro. Für mich eines der besten hier erhältlichen Android-Smartphones unterhalb der magischen 400 Euro Marke, die viele nicht überschreiten wollen und auch gar nicht mehr müssen.

Trotzt der klaren Kaufempfehlung meinerseits lohnt sich immer auch ein Blick auf die alternative Honor-Marke, die günstigere Preise bietet und vermutlich durch die etwas teureren Huawei-Geräte gegenfinanziert wird. Nur 50 Euro mehr kostet das Honor 8 mit Dual-Kamera und High-End-SoC, da kommt man dann schon nochmal ins Grübeln.


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