Vivo X300 Pro getestet: Ich will es nicht mehr weglegen

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Vivo hat gerade das X300 Pro in den Markt gebracht und es ist das erste chinesische Flaggschiff seit langer Zeit, das mich in seinen Bann ziehen kann und kaum mehr loslässt. Warum es für mich Xiaomi, Samsung und Co. schlagen kann, sogar mein Pixel 10 Pro verdrängt, werde ich euch in den folgenden Zeilen verraten.

Zur Hardware des Vivo X300 Pro gibt es nur sagen: Der Preis ist gerechtfertigt, denn hier steckt neueste Technik drin. Tatsächlich ist es so, dass ich dem Gerät nicht negativ ankreiden würde, „nur“ über einen MediaTek-Chipsatz zu verfügen, denn der Dimensity 9500-Chipsatz leistet in Kombination mit den 16 GB RAM Arbeitsspeicher absolute Höchstleistung ohne Ausnahme.

Es ist generell so, dass man sich in der Preisklasse ab 1.000 Euro sicher keine Gedanken mehr um die Basics machen muss. Systemleistung, Bildschirm und Kameras sind meines Erachtens spitzenmäßig. Vivo geht beim Speicher kaum Kompromisse ein und bietet auch direkt 512 GB an. Mehr als ich in mehreren Jahren bräuchte, weil ich viel in die Cloud lade.

Hardware lässt keine Zweifel: Es fehlt eigentlich nur eine Sache

Eigentlich gibt es aufseiten der Hardware nur ein einziges Detail, das mich im Alltag stört und das ist das fehlende Qi2 mit Magnetprofil. Vivo setzt stattdessen auf eine eigene Lösung mit bis zu 40 Watt Ladeleistung, die kann nur mein Auto nicht und meine Netzteile in unseren vier Wänden ebenso wenig. Ich würde das Magnetprofil gegenüber der hohen Ladegeschwindigkeit bevorzugen.

Was mir noch positiv aufgefallen ist, sind die in der Hand „kompakten“ Ausmaße des Vivo X300 Pro. Es hat zwar ein 6,78″ Bildschirm und ist mir eigentlich zu groß. Aber für diese Dimensionen liegt es doch noch gut in der Hand. Dennoch ist Einhandbedienung für mich ohne den speziellen Modus, der den Bildschirminhalt schrumpft, kaum sinnvoll möglich.

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Hier lässt Vivo übrigens eine Chance liegen. Denn es gibt eine Seitentaste links oben, die sich zwar frei belegen lässt, aber nicht mit jeder Funktion unserer Wahl. Verfügbar sind Taschenlampe, Kamera, KI-Untertitel, eine App und andere Dinge, aber leider nicht der Einhandmodus. Das als Option wäre cool. Die sogenannte „Shortcut-Schaltfläche“ kann für „Gedrückt halten“ und „Zweimal drücken“ konfiguriert werden, ich selbst nutze sie in erster Linie zum Start der Kamera.

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Überraschend für ein China-Phone: Sogar die Software überzeugt

Nun sind wir bei der Software angekommen, für mich immer ein Graus abseits der Pixel-Geräte. Aber tatsächlich schafft es Vivo, dass man die auf „OriginOS“ getaufte Software so gehalten hat, dass sie mich nicht nervt und vor allen Dingen nicht von mir fordert, dass ich mich von der Pixel-Software sehr umgewöhnen muss. Es gibt keinen Zwang, dass hier irgendwas anders gemacht werden muss.

Das ist gut, denn dieser Punkt, dass Xiaomi, Samsung und Co. in einigen Bereichen zu sehr vom originalen Android abweichen, stört mich in der Regel bei anderen Herstellern am meisten. Abgesehen davon ist das OriginOS natürlich auch mit KI-Funktionen und Möglichkeiten vollgepackt, kommt jedoch ohne Bloatware daher und nur wenig eigenen Vivo-Apps.

Im Alltag fühlt es sich butterweich an, reagiert immer wie gewollt und es gibt keine Fehleingaben. Bemerkenswert, ist das doch in der Regel eigentlich ein Schwachpunkt „der Chinesen“. Nicht so bei Vivo. Sogar die Kamera-App, die auch vollgepackt ist, lässt sich schnell und intuitiv bedienen. Optisch nicht alles so schön wie bei Google Pixel mit Material 3 Expressive, aber dafür funktionell.

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Vivo ist den anderen jedoch insofern gleich, weil man halt doch irgendwie Apple kopieren will. Man nennt die Dynamic-Island-Kopie hier „Origin-Insel“. Da packen sich vor allem einige Systemdienste rein. Was wirklich gut funktioniert: Wiedergaben in Playern wie Spotify oder YT Music werden zuverlässig in der Insel angezeigt und sind darüber jederzeit schnell erreichbar. Für viel mehr andere Dinge kommt die Origin-Insel in meinem Alltag bislang nicht zum Einsatz.

Es können sich sogar mehrere Apps gleichzeitig in der Origin-Insel ablegen:

Origin-Insel2

Im besten Fall gibt es sowas wie Live-Updates, wenn man Apps wie Lieferando im Einsatz hat:

Origin-Insel1

Was ich zur Software noch sagen kann: Vivo hat seit Ende November, also in gut drei Wochen, zwei größere Updates geliefert und das X300 Pro nach Marktstart noch einmal verbessert. Was die langfristige Softwarepflege angeht, kann ich jedoch nichts sagen.

Derzeit macht die Software einen guten Eindruck ist nicht zu restriktiv, die geöffneten Apps bleiben im Hintergrund also sehr lange aktiv und werden nicht zu früh geschlossen. Einen schlechten Einfluss auf den Akku hat das kaum, der reicht bei mir anderthalb bis zwei Tage und daher deutlich länger als mit einem Google-Telefon.

Kamera: Wie seht willst du auffallen?

Das Highlight, so suggeriert es das Design des Smartphones, ist ganz klar die Kamera auf der Rückseite. Und sie ist es auch im Alltag. Vivo ist jedoch schlauer bei der Verteilung der Bildsensoren als es Samsung ist. 50 MP hat hier nämlich die Hauptkamera und 200 MP hat die Telekamera. Alles ab 3,5-fach-Zoom ist durch dieses Objektiv realisiert und sieht meistens ziemlich gut aus.

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Was man aber auch hier merkt: 200 MP Bildsensoren haben Probleme bei schlechterem Umgebungslicht und Bewegungen. Bei einem Galaxy Ultra hat man diesen Nachteil immer mit der Hauptkamera, beim Vivo X300 Pro dafür nur bei der Telekamera. Abgesehen davon liebe ich die Perspektive, die man mit der Telekamera hinbekommt, egal ob Objekte, Katze, Garnelen oder Kind.

Mit dem Vivo X300 Pro habe ich gemerkt, was dem Pixel 10 Pro fehlt. Ich kann beim Vivo schnell auf andere Filter wechseln, die angesprochene Perspektive der Telekamera ist super toll – da geht einem Google Pixel im Vergleich ganz schön was ab. Anders als bei einigen anderen Flaggschiff-Smartphones: Vivo bietet ein gänzlich rundes Smartphone-Paket und nicht allein nur eine tolle Kamera.

Ein paar Fotos und es werden sicherlich noch mehr, findet ihr in einem Ordner bei Google Fotos.

Der Bonus: Das teure Objektiv

Vivo hat mir testweise auch das optionale Objektiv mitgegeben. Ihr packt das Telefon in ein Case, das eine Aufnahme für Objektivringe hat. Mit dem passenden Ring könnt ihr ein Telekamera-Objektiv auf das Vivo X300 Pro packen, das euch eine Brennweite von 200 bis 1.600 mm bietet. Das im Telefon fest integrierte Teleobjektiv bietet euch 85 mm.

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Man gewinnt also ordentlich was dazu und kann wirklich eine echte Kamera ersetzen. Ich war von den Ergebnissen begeistert. Man muss es aber wollen und planen, denn man nimmt das Ojektiv nicht ständig ab und macht es ran, auch wenn der Mechanismus durchaus gut von der Hand geht. Für die Hosentasche etwas zu klobig, eine Tasche sollte man schon dabei haben.

Ist es den Aufpreis wert? Wenn ich gerne fotografiere und dafür einfach das Gerät erweitern kann, das ich ohnehin schon in der Hosentasche habe, ist das wirklich eine gute Idee. Zumal es auch noch einen Kameragriff gibt, dadurch liegt das Telefon dann wie eine Kamera in der Hand und ihr habt physische Tasten / Regler zur Steuerung von Zoom und Auslöser.

Fazit: HyperCore, Dual Rendering und Fusion Engines

Vivo ist wieder jeder andere Hersteller, wenn es um Marketing und Ausstattung geht. Man will maximal viel bieten und wirft mit Begriffen wie „HyperCore, Dual Rendering und Fusion Engines“ um sich. Was ich euch sagen kann: Das neue X300 Pro ist ein fantastiches Flaggschiff-Smartphone, das in den ersten Wochen seinen Preis untermauern konnte.

Bleiben Systemleistung und Qualität konsistent über mehrere Jahre? Ich weiß es nicht. Kann ich das erwähnte Objektiv auch beim Nachfolger in drei Jahren noch verwenden? Weiß ich nicht. Ein paar offene Fragen hätte ich aktuell schon noch, wenn ich das X300 Pro „normalen“ Kunden empfehlen soll, die über 1.000 Euro latzen müssen. Im Testzeitraum war das Vivo X300 Pro jedenfalls eines der mit Abstand besten Smartphones der letzten Jahre, die ich testen durfte.

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