Huawei P20 Pro im Test: Platz da für den Kamera-König

Huawei P20 Pro Test Head

Huawei P20 Pro

Ende März hat Huawei seine neuen Flaggschiffe P20 und P20 Pro in Paris vorgestellt. Dank der freundlichen Einladung hatte ich zwei fantastische Tage in der französischen Hauptstadt und durfte mir natürlich auch ein Gerät mit nach Hause nehmen. Und schonmal ein Spoiler vorweg: Die Kamera des Huawei P20 Pro macht einfach Spaß.

Das ist vermutlich der ehrlichste und persönlichste Testbericht, den ich bis jetzt geschrieben habe. Eigentlich wollte ich ein paar Eindrücke der Kamera schon kurz nach Release hier posten, aber wie das so ist, kam irgendwas dazwischen. Mein Hauptsmartphone war das P20 Pro im vergangenen Monat zwar nicht, da ich mir ohne Hülle einfach zu viele Sorgen gemacht habe. Doch hat es mich oft – auch beruflich – begleitet. 

Die Verarbeitung des Huawei P20 Pro ist auf höchstem Niveau. Hier knarzt und wackelt nichts, die Buttons haben angenehme Druckpunkte. Die Rückseite in meiner blauen Version ist sicherlich nicht so eindrucksvoll wie die fotogene und prominente Twilight-Variante, dafür ist sie aber auch nicht so auffällig. Klar, Glas sammelt Fingerabdrücke, doch das ist nicht das eigentliche Manko. Die beiden Dual-Lensen ragen nämlich massiv voraus, die Beule ist beinahe scharfkantig. Vor allem Staub sammelt sich hier gerne, der auch nicht mal eben mit dem Finger wegzuwischen ist.

Trotz eines mit 6,1 Zoll Diagonale ziemlich riesigen Displays liegt das P20 Pro wie ein üblicher 5,5-Zöller in der Hand. Zwischen meinem Xiaomi Mi A1 und dem Huawei-Flaggschiff liegen quasi keine Größenunterschiede. Dafür musste natürlich auch ein bisschen gestaucht werden: Der Homebutton ist rein kapazitiv und lässt nur wenig Platz zum Display. Deswegen landet man auch gerne mal beim hektischen Tippen aus Versehen auf dem Homescreen. Gut gelöst wirkt irgendwie anders. Der integrierte Fingerabdrucksensor leistet dafür einen soliden Job. Über Double-Tap-To-Wake verfügt das Huawei P20 Pro leider nicht; mir fehlt das Feature ein bisschen.

Wie auch das günstigere Huawei P20 hat das P20 Pro einen HiSilicon Kirin 970 verbaut, der Top-Chip Marke Eigenbau der Chinesen. Während viele anderen Flaggschiffe – abgesehen von Samsungs Exynos-Chips – auf den Qualcomm Snapdragon 845 setzen, ist der Kirin 970 mit vier Cortex A73-Kernen bei bis zu 2,4 GHz und vier Cortex A53-Kernen bei bis zu 1,8 GHz ausgestattet. Die sorgen beim P20 Pro für butterweiche Performance, mit ernsthaften Rucklern oder Abstürzen hatte ich bis jetzt noch nicht zu kämpfen. Hin und wieder gab’s mal einen Bug zu verzeichnen (z.B. Display dreht sich nicht trotz aktivierter Auto-Rotation), aber nichts, was ein Neustart nicht beheben könnte.

Obwohl das Huawei P20 Pro so ein schlankes Gerät ist, haben die Chinesen einen fetten Akku mit 4.000 mAh verbaut. Selbst bei anspruchsvolleren Touristentagen hat eine Ladung gut über den Tag gereicht, über den Alltag muss man sich also keine Sorgen haben, irgendwann nicht mehr erreichbar zu sein. Stark ist auch das Display. Im Gegensatz zu den günstigeren Schwestermodellen hat das P20 Pro ein OLED-Display verbaut, welches sicherlich auch noch einen Beitrag zur guten Laufzeit von über neun Stunden liefern kann, wenn man manchen XDA-Nutzern glauben will. Soweit ist es bei mir noch nicht gekommen, weit über 6 Stunden schaffe ich aber schon.

Kamera: Drei glorreiche Halunken

Ich habe mit dem Huawei P20 Pro Einiges geknipst und wollte euch ein paar Beispiele zeigen, was man so alles aus den Sensoren holen kann, selbst wenn man keine Ahnung von Fotografie hat. Die habe ich nämlich auch nicht, daher habe ich hauptsächlich mit den automatischen Modi herumgespielt. An den manuellen Profi-Modus habe ich mich bislang noch nicht rangetraut, da mir dafür einfach das Wissen fehlt. Das lang ersehnte Kamera-Update vor ein paar Wochen hat im Übrigen leider keinen Changelog. Jedoch stabilisieren die Sensoren beim Hybrid-Zoom nun merklich besser.

Automatik-Modus macht KI erlebbar

KI – also Künstliche Intelligenz – oder AI, wie es Huawei im englischen Original nennt, war ja eines der Mottos des Events. Wie genau jetzt die Maschine aber denkt, wurde im Vorfeld nur wenig erklärt. Doch sobald man auch nur ein Foto schießt, weiß man es: Die Kamera erkennt ziemlich genau, was ihr da eigentlich vor der Linse habt, und passt das Ergebnis entsprechend an. Das kann für Puristen aber auch etwas zu viel des Guten sein.

Wie einen Instagram-Filter dürft ihr euch das nicht vorstellen, denn die Qualität sinkt ja nicht. Stattdessen werden beispielsweise bei einem ansehnlichen Gericht die Farben hervorgehoben oder bei einer Bühne die Beleuchtung geregelt. Insgesamt funktioniert das schon ziemlich beeindruckend und lieferte für mich meistens schon sehr brauchbare Ergebnisse. Wenn einem die Kamera dann doch zu viel denkt, gibt es ja immer noch den Blenden- oder Pro-Modus.

Nacht-Modus hat Katzenaugen

Auf den Nacht-Modus war ich nach der Präsentation am meisten gespannt, schließlich wurde viel versprochen. Der Nachtmodus belichtet sechs Sekunden am Stück – ganz schön lange, ohne das man wackeln darf. Doch hat man die Rechnung bis dahin ohne den AIS gemacht! Die Weiterentwicklung einer normalen, elektronischen Bildstabilisierung hat natürlich auch irgendwas mit Intelligenz im Namen. Schlau ist sie auf jeden Fall.

Zwar sollte man jetzt nicht einem Fluglotsen gleich mit den Armen wedeln, sondern sich eine stabile Stelle suchen, doch auch ohne Stativ errechnet das P20 Pro eine hervorragende Nachtaufnahme. Am besten funktioniert die, wenn ihr im Dunkeln etwas Beleuchtetes fotografieren wollt. Der Himmel wird nachts manchmal etwas zu hell abgelichtet, tagsüber eignet sich der Nacht-Modus auch als HDR-Ersatz.

Portrait-Modus für Wannabe-Models

Der Portrait-Modus ist neben der Nacht-Einstellung wohl der, der am meisten für Aufsehen gesorgt hat, ist es doch eins der Flaggschiffe der Kamera. Bei der Berichterstattung fanden sich immer wieder Portraits, die jedoch das Gesicht oder den Oberkörper in schwarzer Umgebung zeigen. Das verantwortet die sogenannte „Bühnenbeleuchtung“, die ganz okay funktioniert. Haare werden etwas unsauber abgeschnitten, aber das war zu erwarten. Die Kleidung wird recht akkurat abgetrennt. Vom normalen Portrait bin ich mehr als überzeugt!

Panorama und 3D-Panorama

Das Panorama liefert bei Sonnenschein lange Landschaftsbilder, woanders setzt man das Feature ja eigentlich eh kaum ein. Viel interessanter ist aber das 3D-Panorama. Über den „Info“-Button bekommt man in der Kamera verständlich erklärt, wie man welche Einstellung zu benutzen hat. Beim 3D-Panorama bewegt man die Kamera nämlich um ein Objekt herum. Nur in der Huawei-Galerie lassen sich leider die zusammengeschnittenen Schnappschüsse per 3D-Modus anschauen. Beim Wischen oder Drehen des Smartphones wechselt man die Perspektive. Funktioniert aber auch nur so halbgut. (Die Kompression kommt jetzt durchs GIFen, die Qualität ist natürlich auf gewohntem Niveau). Klar soweit?

An den Benchmarks konnte man ja kaum vorbeikommen, wenn man die Story ein bisschen verfolgt hat. Und die zeigen: Die Kamera ist einfach das Beste vom Besten. Mit einer Prise Salz sollte man das trotzdem genießen, schließlich ist der DxOMark-Score ziemlich undurchsichtig, für jede Kleinigkeit regnet es schon Punkte. Das bedeutet, dass die Kamera des Huawei P20 Pro vielleicht aktuell am meisten kann, sie aber nicht in jeder Umgebung die besten Ergebnisse liefert.

Sonst noch so

  • Einen Kopfhörer-Anschluss mit 3,5 Millimeter gibt’s nicht. Also entweder über Bluetooth, USB Typ-C oder den mitgelieferten Adapter, den ich jetzt schon verloren habe.
  • Wenn man mit dem Knöchel über das Display streicht, lassen sich Screenshot-Ausschnitte nehmen. Das aktiviert sich aber auch gerne mal mit der normalen Fingerkuppe. Selbst wenn man es deaktiviert, bleibt der leuchtende Schweif vom Wischen bestehen.
  • EMUI muss man mögen. Funktioniert aber im Alltag und ist mir nicht negativ aufgefallen. Software-technisch ist es mit Android 8.1 Oreo und dem März-Update fast auf neustem Stand.

Fazit: Kaufen für die Kamera

Das Huawei P20 Pro ist eines der besten Smartphones aktuell auf dem Markt, doch das vor allem wegen der Kamera. Seid ihr eingefleischte Apple-Fans und stattdessen von der Cam des iPhone X überzeugt – das sich in direkter Konkurrenz befindet – müsst ihr beim P20 Pro eben Android in Kauf nehmen. Eine Alternative aus dem Google-Lager wäre das Pixel 2 XL. Billig ist das Huawei P20 Pro nämlich mit einer UVP von 899 Euro nicht. Ein Preisverfall ist meiner Meinung nach auch fürs Erste nicht abzusehen. Das normale P20 hingegen liegt bei 649 Euro und bietet ähnliche Performance und noch immer gute Kamera-Ergebnisse.

Abschließend nochmal ein fettes Dankeschön an Huawei für die zwei Tage in London und das Gerät! 

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