Egal, ob Foldables, also klappbare Smartphones mit einem oder zwei Bildschirmen, jetzt das nächste große Ding sind oder nicht: Wer sich für das Konzept interessiert, hat außerhalb von China nur eine extrem begrenzte Auswahl. Sieht man vom noch nicht ganz ausgereiften und inzwischen schon wieder etwas veralteten Microsoft Surface Duo (2) mal ab, bleibt derzeit im deutschen Handel nur die Entscheidung zwischen Samsung und Huawei. Und da Huawei gezwungenermaßen auf den Google Play Store verzichtet, ist zumindest meiner Meinung nach Samsung die einzige Option, die man ernsthaft in Betracht ziehen könnte.
Schließlich ist Samsung auch einer der Hersteller, der am längsten Erfahrung in dieser Sparte sammeln konnte. Das Samsung Galaxy Fold, damals noch ohne „Z“ im Namen, wurde im Herbst 2019 vorgestellt. Seitdem kam jährlich eine neue Generation auf den Markt, mit der Samsung die Chance hatte, Fehler auszumerzen. Schließlich ist ein Foldable nicht nur für Nutzer, sondern auch die Hersteller eine vergleichsweise unerforschte Spielwiese.
Dennoch sind nach drei Iterationen noch immer genügend Problemzonen übrig geblieben, die selbst mit der vierten Generation nicht aus der Welt geschafft werden. Das Upgrade beim Samsung Galaxy Z Fold 4 fällt vergleichsweise übersichtlich aus.
Z Fold 3 | Z Fold 4 | |
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Bildschirm außen | 6,2 Zoll, 2.268 x 832 Pixel | 6,2 Zoll, 2.316 x 904 Pixel |
Bildschirm innen | 7,6 Zoll, 2.208 x 1.768 Pixel | 7,6 Zoll, 2.176 x 1.812 Pixel |
SoC | Qualcomm Snapdragon 888 | Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1 |
Hauptkameras hinten | 12 MP Weitwinkel, 12 MP 3x-Zoom, 12 MP Ultraweitwinkel | 50 MP Weitwinkel, 10 MP 3x-Zoom, 12 MP Ultraweitwinkel |
Selfiekameras | 4 MP (UDC) innen, 10 MP außen | 4 MP (UDC) innen, 10 MP außen |
Akku | 4.400 mAh, 25 Watt | 4.400 mAh, 25 Watt |
Was ist neu beim Samsung Galaxy Z Fold 4?
Breitere Displays
Einen der größten Kritikpunkte am Galaxy Z Fold 3 war das Außendisplay, das gegenüber der Konkurrenz zu schmal daherkam. Der zusätzliche Screen soll das Foldable auch in Situationen einsatzfähig machen, in denen man es vielleicht nicht zur vollen Spannweite aufklappen will. Hier hören die Südkoreaner auf die Rufe aus der Community und die Entwicklungen der Rivalen und geben sowohl dem inneren als auch dem äußeren Bildschirm ein etwas breiteres Format. Im Inneren gehen zwar ein paar Pixel flöten, auf der Größe sollte die Anzeige aber weiterhin gewohnt scharf sein. Außerdem hält Samsung an der modernen Bildwiederholrate von adaptiven 120 Hertz fest, wo wirklich kaum noch Optimierungsbedarf war.
Besserer Chip
Jahrelang hat Samsung mit der Exynos-Reihe eigene Chips hergestellt, die vor allem in europäischen Varianten der Galaxy-Flaggschiffe verbaut wurden. Inzwischen verlässt sich der Hersteller aber immer mehr auf das amerikanische Unternehmen Qualcomm – zur Freude der Fans. Die gelten unterm Strich nämlich als etwas leistungsfähiger. Beim Galaxy Z Fold 4 springt Samsung direkt auf die Plus-Variante des diesjährigen Top-Chips, den Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1, während im letztjährigen Foldable „nur“ der Snapdragon 888 ohne Plus verbaut wurde. Käufer des Samsung Galaxy Z Fold 4 erhalten also den stärksten Smartphone-Chip eines Android-Gerätes am Markt.
Bessere Kameras
Auch wenn die Fotos des Galaxy Z Fold 3 durchaus ansehnlich waren, so richtig zeitgemäß war ein Triple-Cam-Setup mit drei 12-MP-Sensoren nicht mehr. Sogar Apple bricht mit dieser Tradition in diesem Jahr und spendiert den iPhone-Kameras eine viel höhere Auflösung. Diesem Trend folgt Samsung im Galaxy Z Fold 4 endlich und gibt immerhin dem Hauptsensor 50 MP. Der Dreifach-Zoom wurde auf 10 MP heruntergestuft, das Ultraweitwinkel bleibt bei den gewohnten 12. Bei der Selfiekamera unter dem Aufklapp-Display probiert es Samsung nochmal mit der neuartigen UDC-Lösung, wodurch der Sensor hinter dem Bildschirm versteckt wird und somit praktisch unsichtbar sein soll. Darunter musste nur die Fotoqualität bislang gewaltig leiden. Tests werden zeigen müssen, ob Samsung in diesem Punkt Fortschritte gemacht hat.
Was hätte sich noch ändern müssen?
Besserer Akku
Beim Akku verbaut Samsung im Galaxy Z Fold 4 allem Anschein nach exakt die gleichen Komponenten wie im Galaxy Z Fold 3. Erneut fasst der Stromspeicher 4.400 mAh und erneut wird er mit 25 Watt geladen, was ihn auf 50 Prozent Ladung in 30 Minuten bringen soll. Dreisterweise nennt Samsung das sogar „Fast Charge“, obwohl die Konkurrenz bewiesen hat, dass das inzwischen deutlich besser geht. Die riesige Bildschirmfläche, die auch noch überall mit bis zu 120 Hertz befeuert werden will, frisst aber eine ganze Menge Strom. Testberichte haben gezeigt, dass das Z Fold 3 im Vergleich zum Z Fold 2 in Sachen Laufzeit sogar schlechter abschnitt, statt bis zu 10 Stunden waren allerhöchstens knapp 8 drin. Natürlich dürfte der neue Chip etwas effizienter arbeiten als der vom letzten Jahr, mit riesigen Sprüngen sollten wir allerdings nicht rechnen.
Noch bessere Kameras
Das Samsung Galaxy Z Fold 4 ist mit einer UVP von 1.919 Euro das teuerste Smartphone im Portfolio des Herstellers. Ich verstehe vollkommen, dass ein Großteil des Preises durch die riesige Bildschirmfläche zustandekommt – da bleibt nicht mehr viel Budget für die Kameras übrig. Und tatsächlich wurden sie im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessert. Allerdings ist immer noch Luft nach oben zu denen im deutlich günstigeren Galaxy S22 Ultra, weshalb sich Smartphone-Enthusiasten entscheiden müssen, ob ihnen der neuartige Bildschirm dieser Abstrich wert ist.
Slot für S-Pen
So richtig hatte ich natürlich nicht damit gerechnet, dass Samsung dem Galaxy Z Fold 4 einen Slot für den S-Pen verpasst. Ich wäre aber positiv überrascht gewesen. Seit der Einstellung der Galaxy-Note-Reihe haben Fans die Wahl zwischen einem S22 Ultra und den Samsung-Foldables seit dem Z Fold 3, das dieses Feature im letzten Jahr ebenfalls adaptierte. Das Blöde nur: Der Stift kann seine Fähigkeiten nur entfalten und die Eingabe erleichtern, wenn er schnell zur Hand ist. Mangels Slot muss er auch beim Z Fold 4 bei Mitnahme sicher verstaut werden, was den Nutzen deutlich mindert.
Welcher Foldable-Hersteller fehlt in Deutschland?
Im vergangenen Jahr hat sich in China auf dem Foldable-Markt eine Menge getan. Für Aufsehen sorgte unter anderem Oppo mit dem aufgeklappt fast quadratischen Find N, das für sein Format sehr gelobt wurde. Seit Vorstellung in China hat der Hersteller aber leider keine Anstalten gemacht, das Smartphone auch außerhalb des Heimatmarktes in die Läden zu bringen. Dazu kommen ganz akute Schwierigkeiten durch den Patentstreit mit Nokia.
Auch die ehemalige Huawei-Marke Honor hat schon mit Foldables experimentiert und 2021 das Magic V vorgestellt. Der Android-Falter erwies sich in ersten Testberichten als durchaus interessant und mögliche Konkurrenz für Platzhirsch Samsung.
Schließlich ist da natürlich noch Xiaomi. Der riesige Smartphone-Konzern kann sich solche Pilotprojekte problemlos leisten und ist für Innovationsfreude bekannt. Häufig finden neue Konzepte als erstes in der teuren Mix-Reihe Anwendung, in der auch das erste Foldable des Herstellers erschien. Nachdem die erste Generation schon den Ansprüchen vieler Tester genügen konnte, liegen große Hoffnungen auf dem Xiaomi Mix Fold 2, das als vielleicht bis dato dünnstes Foldable gehandelt wird.
Dass es nicht unbedingt Samsung sein muss und die Masse sich für andere Hersteller begeistern kann, zeigt ein Blick auf die Marktanteile von Foldable-Herstellern in China. Hier kann Huawei auf Augenhöhe mit den anderen Anwärtern in den Ring steigen, da der Google-Ban keine allzu große Rolle spielt. Geräte wie das Huawei Mate XS2 und Huawei P50 Pocket spendieren dem Unternehmen sogar den ersten Platz. Bislang ebenfalls nur in China profitiert der Hersteller Vivo von Samsungs schrumpfendem Marktanteil mit dem Vivo X Fold.
Wann kommt das Apple-Foldable?
Man muss kein ausgewiesener Smartphone-Guru sein, um vorhersagen zu können, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass Apple in naher Zukunft ein eigenes Foldable vorstellt. Es entspricht der Taktik des Unternehmens, Innovationen auf dem Smartphone-Markt zunächst von der Android-Konkurrenz testen und ausreifen zu lassen, bevor Änderungen an der bewährten iPhone-Rezeptur vorgenommen werden. Und davon sind wir nach rund fünf Jahren Foldable-Historie leider noch ein Stück weit entfernt.
Jetzt will ich von euch wissen: Habt ihr das Konzept Foldable schon einmal in Betracht gezogen oder sogar mal eines genutzt? Und welchen Hersteller vermisst ihr in Deutschland? Eure Meinung gehört in die Kommentare!