Xiaomi ballert Smartphones ohne Ende raus, aber warum eigentlich?

Xiaomi Head

Foto: Shiwa ID, Unsplash

Xiaomi hört nicht auf damit den Markt mit neuen Smartphones regelrecht zu überfluten. Das geschieht inzwischen hierzulande sogar über insgesamt drei Marken. Einerseits natürlich mit den Mi-Smartphones, die preislich eigentlich etwas höher angesetzt sind. Außerdem gibt es Redmi, die Mittelklasse-Marke für niedrige Preisklassen und dazu noch Poco für möglichst schnelle Smartphones zum absoluten Tiefpreis.

Inzwischen nutzt Xiaomi alle drei Marken ziemlich inflationär und ballert neue Modelle ohne Ende raus. Allein in den letzten Wochen sind für den deutschen Markt erschienen: Mi 11 Lite, Redmi Note 10, Redmi Note 10 Pro, Poco F3 und Poco X3 Pro. Die Unterschiede der Modelle sind teilweise nur in Details zu finden. Es gibt nicht das perfekte Paket, das Portfolio frisst sich quasi selbst auf. Doch mit Logik will Xiaomi ohnehin nicht glänzen.

Zum Vergleich: Samsung hat seit Februar drei Smartphones in verschiedenen Varianten vorgestellt. Google kein einziges in den ersten 4 Monaten des neuen Jahres und Sony ist mit drei Exemplaren auch schon fast eine der auffälligeren Marken. Dennoch ist die Konkurrenz weit von dem entfernt, was Xiaomi quasi permanent an neuen Modellen in den Handel wirft.

Xiaomi bleibt präsent und hält die eigenen Kosten niedrig

Es geht dem chinesischen Hersteller um zwei Punkte. Einerseits ist das ständige Veröffentlichen neuer Geräte natürlich ein tolles Instrument dafür, permanent auch in den Medien zu bleiben. Hinzukommt hier auch noch eine sehr aggressive Preisstrategie, die durch ständig neue Aktionen und Angebote unterstützt wird. Wir können uns hier nicht freisprechen – attraktive Angebote erfahrt ihr auch bei uns regelmäßig.

Man könnte natürlich meinen, dass die Entwicklung der Geräte teuer ist, wenn so viele neue Modelle entwickelt werden müssen. Doch dem ist nicht so, wie wir in einem anderen Artikel aufklärten. Xiaomi ist ein großer ODM-Kunde, der seine Geräte teilweise woanders einfach nur einkauft und mit dem eigenen Namen sowie der eigenen Software bestückt. Außerdem senkt eine sehr hohe Abnahme an Bauteilen die Gesamtkosten.

Ein Bruchteil der Xiaomi-Smartphones ist wirklich von Xiaomi am Reißbrett entwickelt. Der wesentlich größere Teil ist lediglich zusammengesteckte Massenware, die auch keinerlei eigene Identität mitbringt. Dennoch ist es eine erfolgreiche Strategie, die Märkte regelrecht zu überschwemmen, wofür es auch noch ein paar andere Gründe gibt.

Ein wichtiger Faktor ist grundsätzlich die Empfänglichkeit der Kundschaft, die wir sonst gerne vergessen.

Huawei gibt Marktanteile frei, Samsung ist angreifbar

Xiaomi will permanente Präsenz erzielen und damit verfolgt man natürlich ein ganz bestimmtes Ziel. Die etablierte Konkurrenz schwächelt. Huawei ist aufgrund des Handelsembargos quasi handlungsunfähig und fiel zuletzt sogar aus den Top 5 der Smartphone-Hersteller raus. Im vergangenen Jahr konnte Huawei noch einmalig den ersten Rang für sich einnehmen. Da werden also brutal viele Marktanteile frei, die sich Xiaomi und Co. jetzt ohne Gegenwehr sichern können.

Das geht, wenn man die richtige Preisstrategie fährt und möglichst aggressiv für sich selbst wirbt. Eine Vielzahl an Modellen sorgt außerdem für eine hohe Präsenz im Einzelhandel, auch wenn das in Zeiten der Pandemie etwas weniger wichtig geworden ist. Doch auch in den Online-Shops der Händler sieht man vor allem viel Xiaomi, während andere Hersteller allein durch die schiere Masse neuer Geräte verdrängt werden.

Suche ich bei Amazon nach dem Schlagwort „Smartphone“, stammen bei mir 6 der ersten 10 Produkte von Xiaomi.

Samsung mag zwar weiterhin den absoluten Android-Bestseller bieten, doch schwächeln dürfen die Südkoreaner nicht mehr. Seit der Einführung der A-Serie hat man etwas entgegenzusetzen. Dennoch lauern Hersteller wie Xiaomi auf jede zu große Lücke oder auf neue Samsung-Modelle, die aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Preise vielleicht einmal nicht überzeugen können.

Jeder soll Xiaomi kennen und eine niedrige Gewinnmarge ermöglichen

In den letzten Jahren betonte Xiaomi, die Gewinnmarge für die eigene Hardware sehr niedrig zu kalkulieren. Dadurch seien tiefe Preise möglich, die Xiaomi fast am Fließband bietet. Durch die extreme Präsenz und die damit steigenden Verkaufszahlen schließt sich allerdings der weiter oben gestartete Kreis. Auch mit wenig Gewinn pro Exemplar kann man Geld verdienen, es müssen nur viele Geräte verkauft werden. Hätte Xiaomi kaum messbare Verkaufszahlen wie Sony, wäre eine solche Preisstrategie nicht möglich.

Wie Xiaomi in die Märkte drückt, hat letztlich auch dafür gesorgt, dass die Marke in wenigen Jahren vom China-Noname zu einer weltweit festen Größe gewachsen ist. Inzwischen dürfte Xiaomi so bekannt wie Apple sein und das ist natürlich ein Traum der Gründer und amtierenden Chefs gewesen. Damit schlägt Xiaomi ein weiteres Kapitel auf und verstärkt das Angebot von Smarthome-Geräten und vielen anderen Gadgets. Schon hat man ein Ökosystem etabliert, wie es sonst nur wenige schaffen.

Tipp: Schaut euch zu diesem Thema auch mal das Video der Kollegen an, welches mich zu diesem Artikel inspirierte.

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6 Kommentare zu „Xiaomi ballert Smartphones ohne Ende raus, aber warum eigentlich?“

  1. Reinhard Schäfer

    Was Xiaomi schon seit Jahren bietet, ist eine tolle Verarbeitungsqualität, Technik auf hohem Niveau und sehr gute Akkulaufzeiten bei den meisten Geräten. Mein erstes Xiaomi, das Mi 5S (2016) hatte einen bescheidenen Akku, der trotzdem zwei Tage bei normaler Nutzung, bei geringer Nutzung auch mal vier Tage durchhielt. Zudem damals die Kamera, die auch das Pixel berühmt machte und die ersrtklassige Fotos für diese Zeit schoss. Hinzu kam ein Fingerabdrucksensor unter Glas auf der Front (allerdings im damals noch üblichen breiten Rahmen) und ein sehr helles und scharfes Display. Es lag dank geschwungener Form toll in der Hand und war mit dem aktuellsten Snapdragon extrem schnell.

    Erst mal viele Geräte in allen Klassen auf den Markt zu werfen macht eine Marke bekannt. Wenn man die Einzelmarken anschaut (Mi, Redmi, Poco), sind es gar nicht so viele. Zumal Samsung mit A-, M- und S-Klasse auch unterschiedliche Preis- und Zielgruppen bedient. Allein die A-Klasse gibt es in etlichen Abstufungen, die auch jährlich immer mehr werden. Die Mi-Geräte heben sich durch besondere Qualität und Ausstattung immer von den Untermarken etwas ab und differenzieren sich ähnlich wie Samsung- und Huawei-Smartphones, wobei Samsung oftr noch die Notes auf den Markt wirft. Wer heute ein S21 oder ein Mi 11 erwirbt, hat nie das Flaggschiff erworben, weil die Pros und Ultras noch folgen.

    Xiaomi hat jedoch den Trend für die heute rahmenlosen Smartphones mit den Mixes gesetzt. Zwar gab es zuvor schon einmal ein erfolgloses sehr eckiges Sharp-Modell mit wenig Rand, aber Xiaomi hat es geschafft, durch die Begeisterung der Menschen an mehr Bildschirmfläche und gleichzeitig Topp-Verarbeitung (Keramikgehäuse in der Mix-Reihe), alle anderen Marken hinterherzuziehen – zuletzt auch Apple, die sich lange gegen den Trend stemmten. Und wenn man von einfallslosen Geräten ohne eigene Identität spricht, gäbe es sicher andere Hersteller, auf die das eher zutrifft.

    Xiaomi versucht in den Klassen immer die Benchmarkgeräte zu setzen und schafft das auch immer wieder. Allerdings gibt es natürlich auch Dinge, die zu Recht kritisiert werden können und die hohe Schlagzahl kann auch nach hinten losgehen, wenn die Kunden keine Lust mehr haben, ein Gerät zu kaufen, welches in einem Monat schon wieder überholt ist durch die eigene Marke. Oder wenn (wie HTC das jahrelang praktizierte) man nie das beste Gerät erwischt, weil der beste Akku in dem einen Gerät, die beste Kamera im anderen und der schnellste Prozessor im dritten verbaut ist. Deshalb war für mich die Mi Note 10-Vorstellung auch ein eigentliches No-Go, weil es nur den Mittelklasse-Prozessor mitbrachte, der die fordernde Kamera nicht ausreichend befeuern konnte. Trotzdem habe ich es mir als Pro-Variante gegönnt, weil es auf dem Markt neben Huawei einzigartige Möglichkeiten mitbrachte – für mich vor allem den tollen Zoom.

    Mittlerweile hatte ich etliche Xiaomis, das Mix, das Mix 3, das Mi 5S, das Mi Note 10 Pro und das einfache Mi Note 10 – bei keinem häötte ich mich über die Verarbeitung oder Qualitätsmängel beklagen können. Beim S8 und S8+ war die Rückseite in wenigen Wochen stark von Kratzern und Schlieren übersät, dann folgte das Display, der Rahmen schien schnell an einigen Stellen silbern durch und schließlich crashte es in der Hosentasche auch noch. Ein tolles Gerät damals, aber leider nicht lange. Da ich nie Hüllen und Displayschutz verwende, kann ich schon sagen, dass die Xiaomis das alles gut weggesteckt haben, ohne den Wiederverkaufswert zu schmälern. Da gab es entweder nur wenige Minkratzer bzw. -schlieren hinten oder meist überhaupt keine erkennbaren Abnutzungserscheinungen. Selbst das Mi 5S, welches ich am längsten genutzt und im Anschluss noch an meinen Enkel weitergegeben habe, sah beim späteren Verkauf noch aus wie neu. Das schaffte selbst mein geliebtes HTC M8 trotz Metallrückseite nicht. Und über zerkratzte und gesplitterte iPhones meiner Verwandtschaft brauche ich errst gar nicht zu sprechen. Da hat man das Gefühl, dass das nach einiger Zeit die Regel und nicht die Ausnahme ist. Merkwürdigerweise nehmen die Leutz dort aber immer die Schuld auf sich und das Gerät kann nie vielleicht doch nicht so gut verarbeitet sein… das geht in dem Fall gar nicht. :-)

  2. Gut geschrieben, man muss Xiaomi nicht versuchen schlecht zu reden. Einfach mal sich über diesen Erfolg freuen und sich selbst mit einem Xiaomi-Mi belohnen.

  3. „Nahezu alle Xiaomi-Smartphones sind billige Massenware ohne eigene Identität“

    Brauch gar nicht weiterzulesen.

    Hab mein Mi 9T seit 1.5 Jahren, die Akkulaufzeit ist immer noch unglaublich und deutlich besser als alle Samsungs die ich jemals hatte oder die iPhones meiner Freundin.

    Wie viel Identität braucht denn ein Handy? Soll es sich gut kleiden? Einen südländischen Akzent haben?

    Mein Handy ist das erste was ich je gesehen hab das eine ausfahrbare Front Kamera hat. Ist das nicht eigene Identität?

    Dieses Feature ist nichts was ich bräuchte. Dachte auch die geht als erstes kaputt. Aber bis heute läuft ALLES an dem Handy am ersten Tag.

    Billige Massenware? Ja. Schlechte Technik? Nein. Eine Kopie? Ja, so wie übrigens alle Handies außer iPhones.

  4. Die Chinesen können es einfach. Bin nach einigen unbekannten China Marken zb. Vernee Mix 3, damals wieder zu Samsung (S9+) gewechselt und war schockiert wie gut und schnell die Geräte im Vergleich eigentlich waren. Jetzt habe ich das OnePlus8t und es sind Welten was Performance und vor allem Akku Laufzeit angeht. Man bekommt einfach das bessere für viel weniger.

  5. Schwierig wird es aus dieser Spirale rauszukommen, wenn man es denn muss oder will. Einmal in der Billig oder Massenware-Ecke und die Kunden werden nicht verstehen warum ein Redmi oder Poco nun 600€+ kosten soll. Die teureren Mi-Reihen sind in Asien zwar sehr
    beliebt, auch weil sie weitaus günstiger sind als hier. Kein Wunder also das in Europa eher Redmi und Poco verkauft werde, einfach weil man im hochpreisigen Segment die Markenloyalität noch hat und dir Menschen eher Apple und Samsung für 1000€+ kaufen als ein gleichteures Xiaomi das ebenso zu Großteilen mit Samsung-Hardware bestückt ist.

    Xiaomi zeigt in jedem Fall dass es einen Bedarf an günstiger aber guter Hardware gibt. Schade ist, dass dabei Updates auf der Strecke bleiben und niemand wirklich eine Markenbindung aufbaut. Das mi11 ultra zB soll sich meiner Meinung nach nicht gut verkaufen sondern nur zeigen dass Xiaomi das „bessere“ Gerät am Markt hat. Tests zeigen dass das so nicht ganz stimmt, und wie schon erwähnt, werden (noch?) Nicht viele ein Mi bevorzugen sondern weiterhin zum iPhone oder Galaxy greifen.
    Ich war Fan seit dem Mi4, hatte alle Geräte der MiMix Reihe (importiert) und seit 2016 eigentlich kaum eine anderen Hersteller in den Händen und bin letztlich dennoch weg von Xiaomi als sie auf den europäischen Markt kamen weil es auf einmal keine klare Linie mehr gibt und der Markt mit nichtssagenden Geräten geflutet wurde zu denen man keine „Bindung“ mehr aufbauen kann. Das Mi Mix verkam vom Prototypen der gesamten Marktlandschaft zum Imitator der Konkurrenz. Die anderen hatten Roll und faltbare Telefone, also war das mimix Alpha, das zudem nie erschienen ist, eine Mischung davon, sah aus wie ein rollbares smartphone, war aber weder Roll noch faltbar. Warum überhaupt vorstellen, wenn es nicht verkauft wird? In scheinbar relevant zu bleiben. Apple und Samsung schaffen es dennoch begehrt zu bleiben, obwohl Apple kaum Innovationen bringt und Samsung nie mit Handhabung oder Design glänzt.

    Xiaomi hat dieses Ziel der „Begehrlichkeit“ wohl einfach nicht und kann sein Massenware-System daher niemals aufgeben. Hoffen wir dass es für sie funktioniert.

    Falls ihr es herauslesen könntet oder mit was andichten wollt: ich nutze weder Xiaomi, Samsung oder Apple!

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