Warum die wohl vielversprechendste Smartwatch gescheitert ist

pebble time

  • Die Pebble war die erste Smartwatch und startete vor zehn Jahren.
  • Nach raketenartigem Aufstieg war es bis zum Fall nicht weit.
  • Das Konzept wurde leider nie nachgeahmt.

Neulich in der Uni hat mein Dozent gefragt, was denn eigentlich die erste Smartwatch gewesen ist. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es mir auf Anhieb einfach nicht einfallen wollte – meinen elf Kommilitonen aber immerhin auch nicht.

Als der Dozent schließlich das Geheimnis lüftete, war ich erst ein bisschen überrascht, weil ich dachte, er wollte auf ein viel älteres Produkt hinaus. Tatsächlich wurde das ganze Gadget-Genre aber erst mit der ersten Generation der Pebble im Jahr 2012 begründet (die Denny 2014 sogar mal getestet hatte).

Pebble Smartwatch ausprobiert (Test)

Gründer fasst die Gründe zusammen, warum Pebble am Ende doch ein Fail war

Das liegt nun also zehn Jahre zurück. Wie wir mittlerweile wissen, ist das Konzept Pebble gescheitert, die Reste des Unternehmens wurden von Fitbit gekauft (die wiederum später von Google geschluckt werden sollten), die Pebble-Produkte an sich wurden jedoch eingestampft. Doch warum eigentlich?

Pebble wird eingestampft

Natürlich gibt es keine einfache Antwort auf diese Frage, doch Gründer Eric Migicovsky versucht die Gründe in einem sehr lesenswerten Artikel auf seinem Medium-Blog zusammenzufassen. Er nimmt uns dabei mit auf eine spannende Zeitreise und gibt angehenden Startuplern wertvolle Tipps. Seine Argumente im Rückblick:

  • Die Verkäufe unserer Version 2.0 (Pebble Time) im Jahr 2015 erreichten nicht die Prognosen, und das Überangebot an Lagerbeständen brachte uns in eine große Liquiditätskrise (angestrebte ~100 Mio. USD Umsatz, wir erzielten 82 Mio. USD).
  • Die Pebble Time war nicht erfolgreich, weil wir in unserem Streben nach enormem Wachstum versucht haben, über unsere ursprüngliche Geek-/Hacker-Nutzerbasis hinaus zu expandieren, und es versäumt haben, sie neu zu positionieren – zunächst als Produktivitätsgerät, dann als Fitnessuhr. Im Nachhinein betrachtet war das dumm und offensichtlich und zu 100 % meine Schuld. Wir wussten nicht, ob es tatsächlich einen Markt für eine „produktivere“ Smartwatch gab, und wir waren im Kern kein Fitness-Unternehmen.
  • Ein weiterer Grund: Die Lünette der Pebble Time war zu groß! Ich wusste das im Grunde meines Herzens, aber das Projekt war damals so weit fortgeschritten, dass ich nicht den Mut hatte, es zu ändern.
  • Im Jahr 2015 haben wir außerdem unsere Betriebskosten in Erwartung des künftigen Wachstums verdoppelt. In Kombination mit niedrigeren Bruttomargen, da wir versuchten, mehr Technologie in unser Programm für 2015 zu packen, führte dies dazu, dass wir die Rentabilität verloren (2013 erzielten wir einen Nettogewinn von 9 Mio. USD und 2014 ein ausgeglichenes Ergebnis).

Ich persönlich habe die Pebble leider nur am Rande mitbekommen, das Taschengeld hat für solche Experiment einfach noch nicht gereicht. Als ich sie mir hätte leisten können, war die Erfolgsgeschichte auch schon wieder am Ende. Ob ich mir vielleicht jetzt noch eine gebraucht besorge und sie mit dem Community-Projekt Rebble.io wiederbelebe? Das ist jedenfalls das, was auch Gründer Migicovsky tut. Nach eigener Aussage trägt er weiterhin seine geliebte Pebble 2 HR am Arm und würde sie für keine andere Smartwatch tauschen wollen. Was sind eure Erfahrungen mit oder Erinnerungen an Pebble? 

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3 Kommentare zu „Warum die wohl vielversprechendste Smartwatch gescheitert ist“

  1. Ich hatte damals eine Pebble und habe sie sehr gern getragen. Das Display mit e-Ink war mega cool und die Uhr an sich auch sehr gut verarbeitet. Ich habe sie aussortiert, als die App angefangen hatte, Probleme zu machen und bin dann auf die Apple-Watch umgestiegen. Nach diesem Artikel werd ich aber auf dem Dachboden auf jeden Fall mal suchen, ob die Pebble noch irgendwo rumliegt… :-)

  2. LOL, mit Rebble laufen meine drei Generationen Pebble immer noch wie geschmiert, Ziffernblätter musste man natürlich auf unterstützte umstellen und appmäßig ist es bei meinen Uhren eh schon immer sehr reduziert zugegangen. Timer und Battery+ (Statistikerfassung).

    Hab sie nach dem Bericht von E.M. mal wieder reaktiviert, und ich muss sagen, die Nutzung ist ohne vielen Spielkram aber einem guten Multitasking Timer samt spürbarer Vibration deutlich entspannter als bei allen meinen anderen Smartuhren im Bestand.
    Akku wird demnächst erneuert, weil die Laufzeit *ohne* eingeschaltetes HR bei der Pebble 2 *nur noch* fünf Tage ist.
    Gruß an die Cripple Watch, wo ich nach zwei genutzten immer noch nicht begreife, warum andere die unbedingt kaufen müssen. Immerhin, guter Wieder-verkaufswert. Und auch die Pebble geht langsam als Sammlerobjekt weg, angesichts mancher Ebay Preise.

    Blöd nur das Gefummel bei IOS, um die aus dem iStore verbannte Pebble App wieder zu installieren.

  3. Ich hatte auch sowohl die erste Pebble als auch die Pebble Time (die ich erst vor ca einem Jahr ausmusterte). Zu beiden Uhren gab es ja legendäre Kickstarter Kampagnen. Ich hatte das Glück, eine der ersten Pebble in Deutschland geliefert zu bekommen. Ich erinnere mich, dass ich damals eine Stunde beim Zoll war, da der Beamte nicht wusste, wie er das Gerät klassifizieren sollte: als Uhr, als Computer oder als Radiogerät? (die erste Smartwatch eben). Ich hatte jedoch noch Glück. Kurze Zeit später stellte eine andere Zollbehörde fest, dass das CE-Zeichen nicht korrekt aufgedruckt war (irgendwelche Abstände stimmten nicht). Danach konnten eine Weile keine Pebble nach Deutschland eingeführt werden. Es gab von Eric Migicovsky während der viele Monate dauernden ersten Kickstarter-Kampagne eine wöchentliche Kommunikation an die Unterstützer. Man hatte am Ende ein Tutorial zum Aufbau eines Tech-Startups. Man war gefühlt immer in Echtzeit dabei, wenn z.B. in China Auftragsfertiger für das Uhrengehäuse gesucht wurden oder bestimmte Design-Entscheidungen für die Firmware anstanden. Ich dachte immer, der Firmengründer veröffentlicht das irgendwann evtl. als Buch.

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