LG V30 Testbericht

LG bietet mit dem V30 das echte Flaggschiff des Jahres 2017, wir haben nun das neue Android-Smartphone testen können. Wobei neu fast nicht ganz korrekt ist, LG hat das V30 nämlich im Herbst vorgestellt und selbst wenige Wochen vor Weihnachten ist die Verfügbarkeit noch sehr überschaubar. Überhaupt mussten interessierte Kunden fast zwei Monate warte, diese Zeit hat sich LG nämlich für den Marktstart ab Tag der Präsentation genommen. Für mich der entscheidende Grund dafür, warum auch das V30 kein Bestseller werden kann. Aber wir haben Hoffnung auf einen rasanten Verfall des Preises, zumindest für den Kauf ohne Vertrag.

Für diesen Testbericht haben wir erneut mit 1&1 zusammenarbeiten können, die Jungs und Mädels haben uns für ein paar Wochen das V30 zur Verfügung gestellt. Danke dafür. Zudem sollte erwähnt werden, dass der Anbieter von Mobilfunktarifen tatsächlich in Deutschland überhaupt die erste Anlaufstelle war, die das LG V30 ab Lager liefern konnte. Bis zum Zeitpunkt des Testberichtes hat sich daran nicht viel geändert.

LG V30 Design: Fast auf dem Podium

Das Jahr neigt sich straff dem Ende zu und ich hatte daher schon das ein oder andere Android-Smartphone in meinen Händen. Darunter waren Geräte für 200 Euro, für 500 Euro und die oberste Riege der Flaggschiff-Smartphones für 800 Euro (oder mehr). Am Ende steht für mich fest: Kein Smartphone konnte in diesem Jahr der Haptik des OnePlus 5 das Wasser reichen. Gleiches beim LG V30, das sich allenfalls gut anfühlt. Leider vermittelt das Gehäuse aus Glas und Metall eher den Touch von Kunststoff und Metall. Verantwortlich könnte dafür das aktuelle Gorilla Glass 5 sein. Auch ist der Übergang vom Rahmen zur Rückseite nicht perfekt nahtlos, was ich dann doch im Alltag spüre.

Anders aber die Optik, das V30 in unserer blauen Variante macht was her! Optisch ist das V30 absolut ansprechend, die schmalen aber doch wahrnehmbaren Displayränder erinnern uns unweigerlich an das Pixel 2 XL, die Rückseite hingegen hat einen eigenen Look. Auffällig sind die Emblems von LG und Bang & Olufsen, die ihr durch ihren silbernen Look immer hell aufleuchten. Sieht irgendwie edel aus. Die blaue Farbe ist ohnehin hübsch.

Während der Fingerabdrucksensor mit integriertem Power-Button an der Rückseite gut zu drücken und zu erreichen ist, hätte man die Tasten für die Lautstärke ruhig ein wenig niedriger setzen können. Ansonsten liegt das V30 für seine Größe doch gut in der Hand, dennoch ist die Einhandbedienung oftmals für relativ kleinen Hände eine Herausforderung.

LG V30 Leistung / Software: Da geht noch was

LG verbaut im V30 einen Snapdragon 835 und 4 Gigabyte RAM Arbeitsspeicher. Eine leistungsstarke Mischung, die am Anfang allerdings schwer enttäuschte. In der Zwischenzeit ist ein Update eingetroffen, dass die stotternde Software ordentlich beschleunigte. Inbox by Gmail sorgte vorher für mächtig Frust, lässt sich seit dem Update aber vernünftig nutzen. Gilt auch für andere Apps, die am Anfang immer wieder ruckelten oder eher langsam auf Eingaben reagierten. Doch auch nach dem wichtigen Performance-Update ist noch immer Luft nach oben, insbesondere im Vergleich mit dem Sony Xperia XZ1 und OnePlus 5.

Die Software selbst kann eigentlich gar nicht mehr so krass auf die Performance drücken, hat sich doch auch LG in den vergangenen Jahren mehr und mehr zurückgehalten. Hauptsächlich erkennt man LG noch am Look der Software, zusätzliche und vielleicht unbrauchbare Funktionen lassen sich fast gänzlich ausblenden. Zu den Besonderheiten gehört die Floating Bar, die einen Schnellzugriff auf Apps und Funktionen des V30 bietet. Innovativ ist anders, es gibt ähnliche Möglichkeiten seit Jahren aus dem Play Store.

Weitere Funktionen:

  • Smart Settings: Vom Standort abhängige Einstellungen für Bluetooth und Co
  • Floating Bar: Jederzeit erreichbarer Schnellzugriff auf Funktionen und Apps
  • Always On: Anzeige von Benachrichtigungen im Standby
  • KnockOn: Display reagiert auf Klopfen und aktiviert sich
  • Navigation Bar: Lässt sich leicht konfigurieren
  • Miniansicht: Displayinhalt lässt sich für Einhandbedienung verkleinern
  • Thema: Design der Software ist veränderbar
  • Spielen: Mehr Performance und andere Verbesserungen für Spiele
  • Smart Doctor: Löscht Cache und andere Dateien, die unnötig sind

Ein negativer Punkt ist für mich der Stand der Software. LG will für das V30 eine UVP von über 800 Euro und lieferte bis Dezember noch immer kein Android 8-Update. Das ist durchaus komisch, konnte man im vergangenen Jahr noch mit dem V20 das erste Nougat-Smartphone liefern und hat aufgrund des Pixel 2 XL dieses Jahr sehr eng mit Google zusammengearbeitet.

LG V30 Display / Sound / Kamera: Ist Multimedia eine Stärke?

LG will beim V30 in erster Linie mit Multimedia überzeugen, scheitert allerdings in einigen Punkten dann doch. Grundsätzlich ist der wichtigste Punkt, dass LG nun wohl dauerhaft auf OLED-Technologie setzt. Im G6 aus dem Frühjahr war noch ein LCD verbaut, im V30 hingegen steckt 18:9 POLED Display aus eigener Entwicklung. Das sieht grundsätzlich schon sehr gut aus, hat aber einen nervigen „Blue Shift“. Haben viele Geräte. Mal gelb oder rot, mal blau. Aber nur wenige Geräte haben dieses Problem so offensichtlich. Schon bei leichter der Veränderung des üblichen Blickwinkels wird der starke Blauschimmer sichtbar. Natürlich insbesondere dann, wenn ihr gerade eine helle App nutzt. Durchaus gewöhnt man sich daran im Alltag, so wie ich mich zum Beispiel auch an den Jelly Effekt des OnePlus 5 gewöhnt habe. Unschön sind beide Effekte trotzdem.

Viel Display!

Beim Sound das schon fast übliche Bild, nämlich ein insgesamt nicht sonderlich gutes. LG setzt hier auf einen einzigen Lautsprecher an der Unterseite des Gerätes, der in erster Linie über Höhen kommt. Positiv ist aber die Qualität der Wiedergabe, denn der Sound klingt klar und hat keine hörbaren Fehler. Ein positiver Punkt soll der Hi-Fi Quad DAC sein, der beim G6 hierzulande noch schmerzlich vermisst wurde. Aber hier fehlt mir der spürbare Vorteil. Ich bin ein ganz normaler Nutzer, der keine sonderlich teuren Kopfhörer verwendet. Ob die Qualität mit aktivem DAC besser ist, lässt sich für mich nicht beurteilen. Definitiv aber kann man einen hörbaren Einfluss auf den Klang nehmen.

Bei der Kamera setzt LG auf das seltene Konzept, die normale Kamera mit einer Weitwinkelkamera zur erweitern. Weiterhin offenbart diese Kombination aber alte Schwächen, denn die Weitwinkelaufnahmen enttäuschen mit einer insgesamt mäßigen Bildqualität. Mal ein Motiv vom Weihnachtsmarkt machen und möglichst viel aufs Bild bekommen? Ist zwar möglich, doch insbesondere bei schwachem Licht sind die Aufnahmen im Weitwinkel einfach schlecht. Wer allerdings gern Videos mit dem V30 aufnimmt, wird sich über den neuen Cine Video-Modus freuen. Damit ist so einiges möglich, zumindest mit Plan von der Materie:

Ansonsten weiß die Bildqualität der Hauptkamera am Tage zu überzeugen, doch auch hier wird es mit einem Platz auf dem Podium sehr eng. Ergebnisse von einem Samsung Galaxy S8 oder einem Google Pixel 2 wissen hier und da etwas mehr zu überzeugen. Insgesamt machen die Kameras des LG V30 allerdings Spaß, einen eigenen Eindruck macht ihr euch einfach selbst bei Google Fotos (Selfies sind von der Frontkamera).

LG V30 Sonstiges: Was noch zu wissen gibt

  • LG kann beim V30 mit einer echt starken Akkulaufzeit überzeugen (>5 h SOT bei meiner Nutzung), es kann fast mit dem Dauerläufer OnePlus 5 mithalten. Zudem lädt der Akku relativ flott.
  • Nicht on top ist der Fingerabdrucksensor, reagiert aber trotzdem flott und ziemlich akkurat.
  • WiFi und Co lassen keine Wünsche offen.
  • Face Unlock entsperrt komplett automatisch, Display wird beim Aufheben das Gerätes aktiv.
  • 64 Gigabyte Datenspeicher sind viel, für über 800 Euro trotzdem zu wenig.

LG V30 Fazit

LG konnte mit dem V30 ein insgesamt gutes Android-Smartphone der Oberklasse liefern, hat allerdings erneut Probleme bei der Verfügbarkeit. Kompromisse muss man fast nicht eingehen, das bestätigt uns auch der Preis. Allerdings gibt es mit dem Pixel 2 XL einen vergleichbaren Konkurrenten, der mit besserem Sound, besserer Kamera und eben auch besserer Verfügbarkeit auftrumpfen kann. Empfehlen würde ich das V30 zum Neupreis daher nicht zwingend, da müssen noch locker 200 Euro weg. Im Vertrag allerdings ist das V30 aus finanzieller Sicht leichter zu stemmen, da werdet ihr zum Beispiel bei 1&1 fündig.

Eine ebenso aktuelle Alternative zum V30 ist das Mate 10 Pro von Huawei, das allerdings mehr Akku und einen niedrigeren Preis bieten kann.

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