Chronologie des Scheiterns: Die letzten 12 Monate von LGs Smartphone-Geschäft

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Man konnte nur bangen und hoffen, dass LG letztendlich doch irgendwie die Kurve kriegt. Das Smartphone-Geschäft wird aber für immer aufgegeben.

…und? Hat es euch überrascht? Wenn ihr ganz tief in euch hineinhört, könnt ihr nur zu einer richtigen Antwort kommen. Auch wenn die Gerüchte in jüngerer Vergangenheit noch dementiert wurden, irgendwo war uns klar, dass LG keine echte Zukunft mehr im Smartphonegeschäft haben kann.

LGs große Zeit ist längst vorbei

Bis 2014 hatte LG mit rund 3 bis 5 Prozent am weltweiten Markt schon nicht unbedingt viel zu melden, im folgenden Jahr verschwanden sie allerdings völlig aus der Bestenliste. Schon 2019 haben wir über ein Defizit von 700 Millionen Dollar im Haushalt von LG Mobile berichtet.

Dass LG eine Zeit lang schlichtweg nicht mehr in der Welt der Smartphones stattfand, zeigt alleine ein Blick in unser Archiv: Zwischen Mai 2019 und April 2020 findet sich kein einziger Artikel zu dem südkoreanischen Hersteller. Schauen wir uns aber mal an, was dann in diesen letzten 12 Monaten geschah, bis es endgültig in der Schließung der Mobilsparte gipfelte.

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Frühjahr 2020: Velvet statt LG G9

LG hatte offenbar das Bedürfnis, sich neu zu erfinden. Oder zumindest die Flaggschiffserie zu beerdigen, die den Hersteller seit fast einem Jahrzehnt begleitete. Statt eines LG G9, das also eigentlich anstand und auf das LG G8X vom Herbst 2019 oder das LG G8 aus dem Frühjahr davor folgen sollte, sollte sich die Kundschaft an einen neuen Namen gewöhnen: LG Velvet.

LG Velvet und OnePlus Nord angetestet, ausprobiert und verglichen

Das LG Velvet bedeutete auch eine neue Smartphonestrategie. Statt auf Highend-Hardware setzte man auf Komponenten aus der oberen Mittelklasse, dafür jedoch einen niedrigeren Preis, um der Konkurrenz wenigstens in der Hinsicht die Stirn zu bieten. Dafür gab es ja noch die Modelle der anderen Serie wie das LG V60, das kurz zuvor präsentiert wurde.

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Herbst 2020: LG Wing

Damit war das Portfolio allerdings immer noch nicht ausreichend gefüllt. Im September folgte das LG Wing mit einem äußerst ungewöhnlichen Konzept. Es gab zwei Displays, wobei sich das eine horizontal über das andere zu einem Kreuz schieben ließ. Wem das allerdings den vierstelligen Kaufpreis wert war, steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt.

Lg WingAnfang 2021: LG Rollable

An eher unkonventionellen Formaten hatte LG plötzlich Gefallen gefunden, denn zur CES 2021 folgte dann der nächste Hammer: das LG Rollable. Zweifelsohne werden wir von dieser Bauweise in diesem Jahr noch mehr hören, nur eben nicht von den Südkoreanern.

Die ersten Gerüchte um ein baldiges Aus der Smartphone-Sparte von LG ließen danach nicht lange auf sich warten. Es war ein Hin und Her über mehrere Tage, es wurde fleißig dementiert und dann kam das Gerücht wieder aus einer anderen Ecke.

Einen Monat später ging es konkret um das Display für das LG Rollable, dessen Produktion eingestellt worden sein soll. Auch dieses Gerücht wurde umgehend von offizieller Seite aus der Welt geschafft. Das LG Rollable sollte sich auf einem strammen Kurs in Richtung Veröffentlichung befinden.

Frühjahr 2021: Das Ende

Am 5. April 2021 gibt LG bekannt: Die Mobile-Sparte wird geschlossen. Nur ein paar Monate braucht man, bis die Abwicklung durch ist, danach könnten teilweise aber natürlich noch Restbestände verkauft werden. Softwareupdates werden erstmal auf absehbare Zeit versprochen, das war aber nie ein Steckenpferd des Herstellers.

Die Abwicklung des Mobilfunkgeschäfts wird voraussichtlich bis zum 31. Juli abgeschlossen sein, obwohl das Inventar einiger bestehender Modelle danach möglicherweise noch verfügbar ist.

Was man für ein Fazit unter der abgestürzten Karriere eines einst vielversprechenden und ernstzunehmenden Smartphoneherstellers setzen möchte, ist jedem selbst überlassen. Dass es lukrativer ist, Geräte in hoher Taktrate vorzustellen, aus einem Pool an Komponenten auszuwählen, sie immer nur ein bisschen anders zusammenzusetzen und den Markt schließlich völlig zu überfluten – sei es bei Xiaomi oder den zahlreichen Marken des BBK-Konzerns wie Oppo, Realme, Vivo oder OnePlus – wollte er offenbar nicht akzeptieren.

Die jahrelange Erfahrung will LG aber nicht verschwenden. Auch in Zukunft wolle man an der Entwicklung neuer Technologien wie 6G beteiligt sein.

Auch in Zukunft wird LG seine Expertise im Mobilfunkbereich nutzen und mobilitätsbezogene Technologien wie 6G entwickeln, um die Wettbewerbsfähigkeit in anderen Geschäftsbereichen weiter zu stärken. Kerntechnologien, die in den zwei Jahrzehnten der mobilen Geschäftstätigkeit von LG entwickelt wurden, werden ebenfalls beibehalten und auf bestehende und zukünftige Produkte angewendet.

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1 Kommentar zu „Chronologie des Scheiterns: Die letzten 12 Monate von LGs Smartphone-Geschäft“

  1. Auf meinem Speiseplan stand LG ohnehin nie. Immer wenn ein neues Gerät anstand hab ich mir viele Optionen angeschaut, auch zu iOS geschielt, aber niemals ein LG ernsthaft in Betracht gezogen.
    Aber ganz ehrlich, wenn die keine wirklichen Innovationen hinbekommen, dann braucht die ja auch keiner. Natürliche Auslese, gibt eh genug Hersteller und vor allem mehr als genug Geräte.

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