VW stand in den letzten Jahren sinnbildlich für einen deutschen Traditionskonzern in einer tiefen Krise. Nun greifen die ersten Maßnahmen dagegen, die Zukunft ist klar ausgerichtet und der amtierende Chef räumt immer weiter auf. Fakt ist: VW war in einer „sehr kritischen“ Lage, bestätigt Oliver Blume in einem Gespräch mit SZ.
Blume gesteht ein, dass es überall Probleme gab, sei es Design oder Qualität, bei Software spricht Blume sogar von „massiven Problemen“. Ganz zu schweigen von der „Produktstrategie“ in China, die dort einfach nicht mehr gepasst hat, und das „Hintertreffen“ bei neuen Technologien wurde zu groß. Doch mittlerweile hat man aufgeräumt, Abteilungen wie Cariad (Software) „saniert“.
Blume deutet an, dass seine Vorgänger das Unternehmen vor allem falsch geführt haben, denn an Motivation und Power habe es nicht gemangelt. Auch dass VW „unregierbar“ sei, weil zu viele Parteien mitreden, zweifelt Blume an. Wichtig ist für den Wandel jedoch auch, an die Substanz zu gehen, auch wenn es „schmerzhaft“ ist, dass dafür viele Jobs gestrichen werden müssen.
VW hat den kommenden Wandel zu spät erkannt
Warum VW in Schieflage geraten ist, lässt sich leicht erklären. Der Wandel wurde zu spät erkannt. Auch, dass sich die individuellen Märkte zunehmend voneinander unterscheiden. Was bei VW über Jahrzehnte funktioniert hat, ist in der schnellen und dynamischen Welt von heute nicht mehr richtig. „Wir haben uns zu lange auf Erfolgen ausgeruht“, gibt Blume offen zu.
„Für uns passt der Zeitplan“, sagt Blume auf die Frage, ob das extra günstige Elektroauto 2027 nicht etwas zu spät käme. Aber man musste zuerst die höheren Preisbereiche bedienen, weil man nur damit Geld verdienen konnte. Das ändert sich zunehmend. Der Großangriff mit günstigeren Elektroautos ist jedenfalls in greifbarer Nähe.