UMI Plus E und Xiaomi Redmi Note 4: Aktuelle Chinaphones im Test

Zwei Android-Smartphones aus China waren in den vergangenen Wochen und Monaten bei uns zu Gast, wir haben das UMI Plus E und das Xiaomi Redmi Note 4 getestet. Dafür erst mal wieder ein Danke an die Jungs und Mädels von GearBest, die uns beide Geräte zur Verfügung gestellt haben. Aber würde sich auch der Kauf beider Geräte lohnen oder greift man lieber zu den Smartphones* der größeren und vor allem in Europa verkaufenden Hersteller?

Diese Frage wollte ich auch mir selbst beantworten, denn das Interesse an solchen Import-Geräten geht bei mir derzeit zurück. Dafür gibt es einige Gründe. Hauptsächlich aber weil Hersteller wie Huawei günstige und leistungsstarke Smartphones direkt bei uns verkaufen. Warum sollte ich dann noch ein importiertes Smartphone von Xiaomi bevorzugen? Folgend also meine Eindrücke der benannten Geräte.

UMI Plus E

Fangen wir doch direkt mal mit dem Plus E von UMI an, welches aus technischer – und theoretischer – Sicht das wesentlich bessere Smartphone der beiden getesteten Geräte ist. Es hat sogar ein richtig fettes Datenblatt, darauf zu finden sind ein Helio X20-Prozessor, 6 GB RAM Arbeitsspeicher und 64 GB Datenspeicher. Abgesehen vom Prozessor können sich da einige High-End-Konkurrenten eine Scheibe abschneiden, wobei der Arbeitsspeicher in seiner Größe sicher so nicht nötig ist. Der großzügige Datenspeicher lässt sich übrigens via microSD noch vergrößern! Die Ausstattung wird durch einen 4000 mAh Akku, eine 13 MP Samsung-Kamera und den sonst üblichen Modulen vervollständigt. LTE ist laut Webseite mit Band 20 am Start.

Gehäuse, Verarbeitung

Unspektakulär ist das Gehäuse, haptisch mittelmäßig und die Verarbeitung der Tasten schlicht „wackelig“. Sind die wackeligen Tasten im Rahmen des Gehäuses zwar mit gutem Druckpunkt und guter Positionierung ausgestattet, fühlen sie sich einfach ständig ziemlich billig an. Der Home-Button wackelt übrigens nicht, ist aber bei Betätigung recht laut und klingt dabei auch noch billig. Ansonsten passt die Verarbeitung, auch wenn das verbaute Metall nicht gerade einen hochwertigen Eindruck macht. „So lala“ würde ich als Fazit sagen, bei Geräten in dieser Preisklasse aber leider auch immer wieder erwartbar.

Display, Kamera, Sound

Scharf ist das verbaute Display allemal, die Farben werden allerdings falsch wiedergegeben und bei niedriger Helligkeit hat das Display einen nicht so angenehm wirkenden Schimmer (bläulich, gräulich). Dafür gibt es keine Verfälschungen beim Wechsel des Blickwinkels und die maximale Helligkeit ist auch okay. Die Bedienung scheint auch keinerlei Probleme zu verursachen, die Toucherkennung wirkt fehlerlos und schnell. Klar ist, hier merkt man den Preisunterschied zur tatsächlichen High-End-Geräten durchaus.

UMI zieht natürlich die übliche Masche ab, man wirbt auch bei der Kamera, wie beim Display, mit Markennamen und „besonderen“ Funktionen wie PDAF, fünfteiliger Linse und 4K-Videos. Unterm Strich liefert die Kamera in der Regel schlechte Aufnahmen, sie reicht höchstens für WhatsApp-Schnappschüsse an hellen Tagen. Immerhin ist die App schnell gestartet, der Autofokus liefert zumindest unter einfachen Bedingungen halbwegs gut Arbeit und schnell ausgelöst wird auch.

Farben werden nur selten gut wiedergegeben, die Belichtung übersteuert in der Regel maßlos und im schlechten Licht sind Fotos ohne Wackler fast nicht möglich. Ich habe mich oft dabei erwischt eine Aufnahme doppelt zu tätigen, weil ich Licht oder Fokussierung für unpassend bzw. zu schlecht empfand. Spaß macht diese Kamera nicht. >>> Beispielaufnahmen

Bei der 5 MP Frontkamera ein ähnliches Bild. Für Schnappschüsse gerade ausreichend, insofern es ausreichend Licht gibt. Selbst dann vermag die Kamera schnell zu rauschen und unscharfe Bilder produzieren.

Sound? Och. Wie immer. Ein billiger Lautsprecher an der Unterseite des Gerätes bietet entsprechenden Klang. Für Klingeltöne okay, das ein oder andere Video lässt sich damit auch noch angucken. Filmgenuss kommt nicht auf. Immerhin passt die maximale Lautstärke und es gibt keine Störgeräusche oder gar Übersteuerung.

Software, Performance, Akku

Üblicherweise ist auf derartigen Geräten eine Software ohne große Zusätze am Start, was auch beim Plus E der Fall ist. Keine fremden Apps, kaum erweiterte Systemeinstellungen oder sonstiger Schnickschnack. Aber zum Zeitpunkt des Artikels auch noch kein Android 7 Nougat. Kleinere Updates gab es aber bereits mehrere. Zu Stock-Android muss man sonst ja nicht viel sagen. Läuft. Läuft sehr gut sogar, auch weil einfach ausreichend Power unter der Haube vorhanden ist.

Wobei das nicht immer zu spüren ist. Ein Spiel wie Asphalt 8 läuft eben trotzdem nicht durchgängig flüssig. Kleine Ruckler machen sich immer wieder bemerkbar. Und da sieht man dann schon, dass hier einfach eine ganze Menge an nötiger Optimierungsarbeit fehlt. 6 GB RAM und MediaTeks Flaggschiff-SoC sollten eigentlich für mehr ausreichen als nur schnelle App-Starts und etwas Multitasking. AnTuTu spuckt nur 65000 Punkte aus, nicht viel mehr als ein Honor 6X. Andererseits macht das Gerät bei Real Racing 3 einen besseren Eindruck, dieses Spiel lief flüssig.

Für gute Akklaufzeiten hat man satte 4000 mAh verbaut, wodurch das Gerät natürlich insgesamt auch etwas dicker (9 mm) als andere Alternativen ist. So Filigran wie ein Moto Z ist das Plus E daher nicht, wirkt für den ein oder anderen Nutzer vielleicht sogar zu klobig. Trotzdem merkt man schon nach ein paar Tagen, dass die Akkulaufzeit nicht auf Niveau von Geräten mit etwas fortschrittlicheren SoCs ist. Dennoch kommt man locker über den Tag und viele Nutzer wahrscheinlich sogar länger hin.

Wer die Akkulaufzeit noch optimieren will, bekommt dafür ein paar weitere Funktionen angeboten. Bin ich in der Regel kein Freund von, weil meist zu viele benötigte Systemfunktionen blockiert werden oder nur noch die Hälfte der Apps korrekt funktionieren. Doze von Android oder Stamina von Sony, andere Stromsparmodi konnten mich nur selten überzeugen.

Sonstiges

  • Ihr entscheidet, ob ihr die Navigation Bar nutzen wollt oder die zum Teil unsichtbaren Tasten unterhalb des Displays. Wobei der Home-Button ohnehin vorhanden ist. Nutzt man die physischen Tasten, agiert die Taste ganz rechts allerdings als Menütaste und nicht für den Task Viewer. Das ist leider ziemlich veraltet.
  • Apropos Home-Button, dieser beherbergt einen recht guten Fingerabdrucksensor. Die Erkennung ist nicht nur akkurat, sondern auch noch schnell. Manchmal schneller als bei meinem Moto Z und das tut mir dann schon weh.
  • Am linken Gehäuserand ist eine zusätzliche und gut erreichbare Taste, die ihr mit einer Funktion oder App eurer Wahl belegen könnt. Coole Idee!
  • USB Type C ist zwar verbaut, doch hier wird offensichtlich kein einziger Standard eingehalten. Nicht nur, dass grundsätzlich fremde Kabel im Anschluss gar nicht halten und daher locker sitzen, sie laden das Smartphone auch nicht. Nur das beiliegende Kabel hält im Anschluss des Gerätes fest, wie man das sonst eigentlich von USB-Anschlüssen jeglicher Art gewohnt ist und nur dieses Kabel lädt das Gerät. Das nervt echt hart!

Fazit

Während Xiaomi und Meizu in den vergangenen Jahren einfach mit guten Geräten glänzten, gibt es nun seit einiger Zeit eine Ära neuer Marken aus China, die in erster Linie mit fetten Spec Sheets überzeugen wollen. Es bleibt beim UMI Plus E die Verarbeitungsqualität teilweise auf der Strecke, es fehlt hier und da einfach der Feinschliff. Und trotz aktuellem High-End-SoC von MediaTek sowie 6 GB RAM möchten aufwendige Spiele nicht immer flüssig laufen, von der schlechten Kamera und dem nervigen USB-Anschluss ganz zu schweigen.

Für wenige Euro mehr gibt es andere Smartphones großer Hersteller, die mit weniger Specs aber besser abgestimmter Software überzeugen können. Dazu gehört auch das Redmi Note 4, wie ihr gleich lesen könnt. Für mich ist das Plus E von UMI nur mit Blick auf das Datenblatt attraktiv, im Alltag möchte man das Gerät gern gegen ein anderes eintauschen.

Wer nun trotzdem nicht widerstehen kann, erhält das UMI Plus E unter anderem GearBest*. Von dort haben wir auch unser Testgerät erhalten – danke!

Xiaomi Redmi Note 4

Anders als das UMI Plus E steckt im Redmi Note 4 von Xiaomi keine so beeindruckende Hardware, wir haben mit 16 GB Datenspeicher und 2 GB RAM Arbeitsspeicher sogar das kleinste Modell im Test gehabt. Der Prozessor hingegen ist gleich, ein Helio X20 kommt auch hier zum Einsatz. Auch sonst gibt es eine ähnliche Ausstattung, der Akku hat über 4000 mAh, das Display ist ein 5,5″ Panel mit Full HD und die Kamera an der Rückseite löst 13 MP auf.

Gehäuse, Verarbeitung

Laut Datenblatt mag das Redmi Note 4 nicht auf Niveau des Plus E sein, doch dafür bietet es einfach ein deutlich hochwertigeres Gehäuse. Knackige Tasten, ein hübscher Feinschliff am Rahmen des Gerätes und eine optisch ansprechendere Lösung für die Unterbringung der Antennen. Xiaomi kann hier dem Nutzer durchaus das Gefühl geben er hätte ein Premium-Gerät in der Hand. Optisch schick und schlicht, haptisch zurückhaltend aber gut. Bessere Mittelklasse eben. Im Test des Honor 6X wurde allerdings klar, wie ähnlich sich manche Geräte sind.

Display, Kamera, Sound

Auf dem Papier ist das Display der übliche Standard solcher Geräte aus China, es ist ein LCD mit einer Diagonale von 5,5″ und einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixel verbaut. Grundsätzlich ähneln sich die meisten Displays auch, wobei das im Redmi Note 4 verbaute Panel durchaus hochwertiger wirkt. Die Farben wirken echter, es gibt keine Verfälschungen beim Wechsel des Blickwinkels und die Helligkeit ist auch sehr gut. Natürlich verfälscht der Schwarzwert bei höherer Helligkeit leicht ins Graue.

Bei der Kamera ebenso ein deutlich besseres Bild. Licht und Farben werden besser und vor allem realitätsnaher eingefangen, der Autofokus ist deutlich schneller und akkurater. Die Fotos sehen einfach ne ganze Ecke besser aus. Obwohl laut Datenblatt die Kamera kaum andere Ergebnisse erzielen sollte, liefert sie eben doch bessere Aufnahmen ab und macht daher auch etwas mehr Spaß. Ganz klar, ein helles Umgebungslicht ist auch hier für gute Schnappschüsse nötig und in den Details der Fotos spiegelt sich doch der Preis des Redmi Note 4 wider. >>> Beispielaufnahmen

Verbaut ist auch hier der übliche Lautsprecher, nämlich nur ein einziger an der Unterseite des Smartphones. Klingt wie bei vielen anderen Geräten, nämlich einfach zu schwach auf der Brust. Übersteuert dafür aber nicht.

Software, Performance, Akku

Xiaomi geht den eher altertümlichen Weg chinesischer Hersteller, das originale Android wird nämlich heftig von einer eigenen Software überlagert. MIUI bringt unzählige Erweiterungen mit, die man eigentlich gar nicht mehr alle erwähnen will. Meine Erfahrungen mit MIUI sind trotz allem recht gut, die Geräte laufen rund. Und als Freund dieser Software kann man das Smartphone unfassbar detailliert konfigurieren. Positiv sei die Update-Politik zu erwähnen. Zwar wird Android deutlich später aktualisiert, dennoch gibt es regelmäßig große MIUI-Updates mit Bugfixes, Sicherheitspatches und so weiter.

Folgend einfach mal ein paar Screenshots der Software und ihrer Funktionen. Installiert habe ich übrigens eine Global ROM, die definitiv keine Malware mitbringt, dafür aber deutsche Übersetzungen für die Menüs und die Google-Dienste.

Obwohl ich bei Geräten mit nur noch 2 GB RAM Arbeitsspeicher im Vorfeld inzwischen immer etwas hadere, kann sich die Performance des Redmi Note 4 durchaus sehen lassen. Natürlich merkt man auch aufgrund dessen hier und da eine niedrigere Arbeitsgeschwindigkeit als bei anderen Geräten und ein App-Start „dauert mal“, das dürfte den „einfachen“ Nutzer von nebenan allerdings nicht sonderlich stören. Gaming? Ja, selbst Real Racing 3 läuft in den meisten Rennen relativ sauber durch.

4100 mAh packt Xiaomi in das Redmi Note 4, der allerdings nicht so super effiziente Prozessor macht den großzügigen Akku etwas zunichte. Nichtsdestotrotz ist hier aber mal ganz geschmeidig ein kompletter Arbeitstag mit 5 – 6 h SOT möglich, ohne dass man zwischendurch an die Steckdose muss. Für letzteres wird übrigens Zeit benötigt, Quick Charge ist nicht am Start und USB Type C auch nicht.

Sonstiges

  • Man müsste ja meinen bei diesen Preisen spart der Hersteller beim Fingerabdrucksensor, doch der liefert auch im Redmi Note 4 zuverlässige Ergebnisse. Ist allerdings an der Rückseite verbaut.
  • Verdrehte Tasten: Nervig, Android hat üblicherweise links die Zurück-Taste, rechts die für die App-Übersicht. Xiaomi vertauscht die Reihenfolge noch immer bei einigen Geräten.
  • LTE ohne Band 20: Das übliche Problem, alle Module für drahtlose Verbindungen funktionieren standesgemäß, Band 20 für LTE fehlt aber leider trotzdem.
  • Ein integrierter Infrarotsender lässt Smartphone auch als Fernbedienung nutzen, im Test klappte zum Beispiel Unified TV sehr gut.
  • Im Gaming machte sich bemerkbar, dass einer der Sensoren etwas spinnt. Habe ich das Smartphone gerade gehalten, lenkte das Fahrzeug in Rennspielen schon nach links. Hier ist also die Kalibrierung nicht optimal oder der Sensor nicht gut.

Fazit

Eines von vielen, diesen Spruch habe ich auch im Test des Honor 6X verwendet. Kein Zufall, beide Geräte sind sich ähnlich. Für deutsche Kunden gilt aber eben, das Honor 6X lässt sich in Deutschland problemlos mit zwei Jahren Garantie kaufen. Xiaomi liefert definitiv ein grundsolides Android-Smartphone ohne größere Mängel ab, der Grund ein solches Import-Smartphone zu kaufen löst sich allerdings nach und nach in Luft auf.

Kaufen könnt ihr das Redmi Note 4 unter anderem bei GearBest*, von dort haben wir auch unser Testgerät erhalten.

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