Seltener Vorgang: Telegram sperrt Nachrichten von Attila Hildmann – und bleibt so in den App-Stores

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Das war dann wohl zu viel des Guten. Attila Hildmann spielt auf Telegram zunächst keine Rolle mehr. Der einstige Starkoch aus Berlin wird quasi mit einem Wisch von Telegram ausgesperrt und das wohl sogar durch Telegram selbst. Während die Betreiber des Messengers bislang quasi alles auf ihrer Plattform durchgehen lassen, handelte man jetzt endlich doch. Wahrscheinlich zum Wohl der eigenen wirtschaftlichen Gesundheit. Eine drastische Entscheidung.

Telegram will in den App-Stores bleiben

Zunächst dachten wir: Apple und Google haben gleichzeitig dafür gesorgt, dass Nachrichten aus dem Telegram-Kanal von Hildmann nicht lesbar sind, wenn Nutzer die Messenger-App aus dem Google Play Store oder Apple App Store heruntergeladen haben. Doch die Wahrheit sieht wohl anders aus. Telegram scheint selbst reagiert zu haben. Auch andere Kanäle sollen gesperrt worden sein.

Gab es jetzt Druck von oben? Grundsätzlich gibt es Regelungen für App-Anbieter, wie diese bei Gewaltaufrufen und ähnlichen Themen vorzugehen haben. Telegram hatte hier offensichtlich nicht ausreichend oder lange Zeit sogar gar nicht gehandelt. Jetzt drohte möglicherweise der Ausschluss aus den beiden App-Stores, woraufhin Telegram reagieren musste. Es gab ähnliche Fälle bei anderen Apps.

Inhalte nicht gänzlich gesperrt

Telegram verweist mit seinen Hinweisschildern allerdings auf den weiterhin möglichen Zugriff auf die „gesperrten Inhalte“, wenn sich die Nutzer die App nicht aus dem offiziellen App-Store ihres Smartphones herunterladen. Was wiederum nur unter Android möglich ist. Apple lässt keine externen App-Stores zu.

Telegram Kanal Sperre Google Play Store

Ein Kollege von RND hatte von Google eine Mitteilung erhalten. Beide App-Store-Betreiber sollen nicht verantwortlich für die Sperre sein, das sei laut Google technisch gar nicht möglich. Telegram muss die Blockade also selbst in die Tat umgesetzt haben, verweigert allerdings die Aussage.

Egal wie, die Großkonzerne haben ihre Macht ausgespielt und auch Telegram beugt sich dem finanziellen Druck. Man möchte erfolgreich sein, was aber unter iOS und Android kaum ohne die offiziellen App-Stores möglich ist. Eine Offenbarung. Telegram ist nicht die zensurfreie Plattform, für die sie alle halten. Geht es um die eigenen Interessen, sieht das nämlich genauso aus wie bei allen anderen auch.

Der Artikel wurde ein paar Tage nach Veröffentlichung wegen neuer Erkenntnisse grundlegend erneuert und aktualisiert.

 

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10 Kommentare zu „Seltener Vorgang: Telegram sperrt Nachrichten von Attila Hildmann – und bleibt so in den App-Stores“

  1. Jasmin Fleckenstein

    Das ist nicht rechtens & erfordert dringend Ihr Überdenken & Ihr Handeln! Bitte hinterfragen Sie Ihr Handhaben kritisch, erweitern Sie Ihre Erfahrung, Ihr Wissen, Ihr Blickfeld & die Geschichte Deutschlands! Alles ist machbar & verhandelbar! Vielen Dank & mfG.

    1. Wir haben damit schon mal gar nichts zu tun. Außerdem ist das sehr wohl okay, hier setzen Privatunternehmen einfach ihr „Hausrecht“ durch, um ihre eigenen Interessen zu vertreten. Google und Apple stellen ja nun keine freien Organisationen dar und sind auch keine Staatsorgane.

      1. Ganz unabhängig was man vom Hildmann hält (ich zum Beispiel nicht soviel), finde ich diese „Hausrecht“ Erklärung einfach nicht mehr zeitgemäß. Wie kann es sein, dass Unternehmen mittlerweile mehr Macht haben als der Staat, was das blockieren von Inhalten angeht. Wenn man sowas okay findet, dann sollte man es ebenso toll und richtig finden, wenn der Staat diese Macht inne hätte. Und da würden wir dann schon in ein ganz gefährliches Fahrwasser abdriften. Wir brauchen dringend neue Gesetze für Social Media, damit sowas ganz einfach nicht mehr passieren kann. Denn machen wir uns nichts vor: diese Platformen sind eben heutzutage der neue öffentliche Raum. Und wenn hier Unternehmen eine solche Macht ausüben können, geben wir denen ein unglaublich kraftvolles Werkzeug in die Hände, über welches sie auf keinen Fall verfügen sollten. Jedenfalls nicht in einer Demokratie, in der üblicherweise alle Stimmen eine Daseinsberechnung haben. Klar, extremistische Inhalte gehen gar nicht, aber dafür haben wir ja schon Gesetze. Sollte Hildmann tatsächlich zur Gewalt aufgerufen haben, dann wäre das eine Straftat, und die Löschung dieses Posts natürlich in Ordnung. Aber bei sowas bleibt es ja nicht. Es gibt mittlerweile unendlich viele Beispiele die zeigen, dass diese Plattformen diskursbestimmend handeln. Bis vor kurzem zum Beispiel würde alles weggeblockt, was mit der Coronavirus Labor-Theorie zusammenhing. Nun wurde es uns durch Mark Zuckerberg ausdrücklich wieder erlaubt. Und da denke ich mir dann: was glaubt dieser Typ wer er ist? Gott? Sowas geht einfach nicht. Ja, eindeutig: wir brauchen neue Regularien für Social Media Plattformen. So geht’s jedenfalls nicht mehr weiter. Und es hilft ja auch nicht. Leute finden immer einen Weg miteinander zu kommunizieren. Wenn nicht auf Facebook, dann eben auf Telegram. Darum ist das eh nur reine Schikane ohne Substanz.

        1. Verstehe deinen Punkt. Die Frage ist doch, ab wann ein Unternehmen noch selbst entscheiden darf und wann vielleicht nicht mehr. Natürlich hat ein Monopolist wie Google, was die Suche angeht, wirklich viel Macht über die Inhalte, die die Leute zu sehen bekommen. Finde ich schwierig zu beurteilen, ab wann es öffentlicher Raum ist. Aber wie gesagt, deinen Punkt finde ich sehr interessant.

        2. Bijan Najibzadeh

          Äh, was bitte ist Hausrecht sonst als bestimmen zu können was auf der Plattform stehen bleibt und was nicht? Niemand hat irgendeine Art von Grundrecht darauf, auf Social Media zu sein. Niemand. Ich habe auch kein Recht darauf zu dir in deine Wohnung zu kommen und dort Party zu machen. Soll Hildmann sich eben eine eigene Plattform aufbauen.

  2. Gerne auch auf anderen Social Media Kanälen durchführen 👍🏻
    @Jasmin : Irgendwas hast du an der Meldung nicht verstanden… 😂😅😊

  3. Bijan Najibzadeh, Dein Vergleich hinkt aber gewaltig, denn wenn ein Hildmann sich einen „eigenen“ Kanal aufbauen wollte, wäre dieser auch wieder von staatlicher Zensur und Willkür betroffen. Öffentlicher Raum und privater Raum unterscheidet der Staat heutzutage nur noch marginal und möchte überall mitlesen. Und Du haftest sogar für privat geäußertes. Ein gesprochenes, geschriebenes, digitalisiertes Wort ist heute nicht mehr wirklich privat. Und in Zukunft soll Technologie womöglich auch noch Geadanken und Gefühle lesen können. Man kann sich ausrechnen das auch da dann Begehrlichkeiten zum aufzeichnen und auslesen wach werden. Drum: wehret den Anfängen.

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