Mit dem Moto G hatte der Hersteller Motorola durchaus überraschen können, denn es ist deutlich günstiger als Geräte mit einer ähnlichen Ausstattung, zudem hat der Hersteller zur Präsentation mächtig geprahlt. In unserem Test erfahrt ihr, ob das Moto G die Versprechen des Herstellers halten kann.
Zugegeben, einen Langzeittest können wir euch nach nicht mal zwei Wochen leider nicht bieten, doch ich bin sehr überzeugt davon, schon jetzt alle Facetten des Moto Gs gut zu kennen. Ob es nächste Woche in seine Einzelteile zerfällt, kann ich jetzt nicht vorhersehen, doch bislang macht es insgesamt einen wirklich guten Eindruck, über den ihr nun folgend lesen könnt.
Die Kamera – Einzige Schwachstelle des Moto G
Anders als in unseren bisherigen Testberichten will ich einfach direkt mal mit dem schwächsten Glied der Bauteile des Moto G beginnen, nämlich mit der rückseitigen 5 MP Kamera. Es war schon vorher zu erwarten, dass es eben irgendwo einen Schwachpunkt geben muss, wenn man nur 169 Euro für ein Smartphone verlangt. Dieser liegt auch diesmal leider wieder bei der Kamera, was vor allem aber nicht ausschließlich bei Motorola in dieser Preisklasse schon immer so war.
Leider wurden unsere Hoffnungen auf eine wenigstens mittelmäßige Kamera zunichtegemacht, denn das im Moto G verbaute Modul ist einfach abartig schlecht. Wirklich mittelmäßige Fotos können eigentlich nur entstehen, wenn das Umgebungslicht perfekt ist, ihr also bestenfalls mitten in der Sonne steht. Zur jetzigen Jahreszeit braucht man eigentlich gar nicht an Fotos denken, das macht einfach kaum Spaß. Auch der verbaute Blitz ist nur bedingt zu gebrauchen, besonders das Zusammenspiel bei Nahaufnahmen ist nicht gut, meist sind die Fotos überbelichtet.
Ganz nett ist die automatische Erstellung von HDR-Fotos, wenn die Software erkennt, dass die aktuellen Umstände ohne eine Nachbearbeitung nur miese Fotos hervorrufen würden. Dauert zwar etwas länger bei der Erstellung der Fotos, allerdings sind die Ergebnisse teilweise doch deutlich besser, als wenn man dasselbe Motiv ohne HDR geschossen hätte. Beim RAZR i beispielsweise konnte man die Kamera ausschließlich mit angeschaltetem HDR-Modus halbwegs benutzen.
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Kann man über die Kamera hinwegsehen? Muss man wohl. Wer mehr will, der muss leider dann doch deutlich mehr Geld auf den Tisch legen, ähnlich ausgestattet aber mit einer besseren Kamera ist beispielsweise ein HTC One Mini zu einem Preis von teilweise deutlich über 350 Euro.
Der Akku – Ein Dauerläufer sucht seinesgleichen
Nachdem ich mich ein wenig über die Kamera ausgeheult habe, will ich euch natürlich auch den herausragendsten Punkt des Moto G gesondert beschreiben. Eine Akkulaufzeit eines Smartphones kann man zwar testen, doch definitiv nicht für jeden Nutzer exakt beschreiben. Wenn ich aber nach meinem Nutzungsverhalten beurteile, dann gibt es derzeit nur zwei Smartphones (die ich testete), welche eine Akkulaufzeit bieten, hinter der die gesamte Konkurrenz hinterherläuft. Nachdem mich die Laufzeit vom LG G2 bereits über allem Maße überzeugte, überrascht das Moto G umso mehr mit einer ganz ähnlichen Laufzeit mithalten zu können.
Nach ein paar Ladezyklen und den ersten zwei, drei Tagen, an welchen ich besonders viel mit dem Gerät spielte, hat sich dann so langsam der Alltag eingeschlichen. An einem normalen Tag erreiche ich ungefähr 2 – 3 Stunden Nutzungszeit mit einem Smartphone, das Display ist also 2 – 3 Stunden dafür aktiv. Als da beim Nexus 4 der Akku schon leer war, lacht mich nach 24 Stunden ohne Steckdose das Moto G frech grinsend mit klingelndem Wecker und über 50% Akkukapazität am nächsten Morgen an. Das ist keine Ausnahme, das ist die Regel. 48 Stunden Laufzeit oder mehr bei 5 Stunden angeschaltetem Display, ständiger Synchronisation (Twitter, Gmail, Facebook, WhatsApp usw.), teilweise im WLAN oder mit HSPA+ unterwegs sind tatsächlich drin.
Wer sein Smartphone viel mehr nutzt als ich wird sicher nach einem Tag wieder an die Steckdose müssen, doch dabei wahrscheinlich viel weniger auf die Nutzungszeit oder die restlichen Stunden des Tages achten, als das noch bei anderen Geräten der Fall war. Mit dem Moto G ist es also möglich durch den Tag zu kommen, ohne ständig daran denken zu müssen, ob die restliche Akkukapazität noch bis zum Ende des Tages reicht.
Display, Sound und Systemleistung
Weitere Knackpunkte bei billigen Geräten sind neben der Kamera auch die Module Display, Lautsprecher und Prozessor. Während mir einige Leser in den letzten Tagen immer wieder vorhalten, dass doch diverse China-Smartphones zum selben Preis oder günstiger zu haben sind, argumentierte ich in der Regel damit, dass im Moto G einfach mal ein anderer (deutlich besserer) Prozessor verbaut ist. Unter anderem ist für eine gute Akkulaufzeit auch ziemlich stark der Prozessor entscheidend, wo der Qualcomm Snapdragon 400 offenbar deutliche Vorteile gegenüber der billigen Konkurrenz aus anderen Teilen Asiens besitzt.
Doch auch Leistung satt bietet der kleine Quad-Core. Im alltäglichen Nutzungsszenario, also bei der Nutzung von Apps wie Facebook, Browser, Twitter, Feed-Reader usw. schlägt sich das Moto G sehr gut. Alles reagiert sehr flott, wenn auch natürlich nicht so fix wie bei einem Smartphone mit Snapdragon 600 oder gar 800. Dennoch, die Nutzung macht Spaß und bisher hatte ich nie den Gedanken „man, sei schneller“, obwohl ich zuvor das unglaublich schnelle G2 von LG nutzte. Völlig überrascht war ich dann, als ich Real Racing 3 ausprobierte, ein mit ziemlich starker Grafik ausgestattetes Spiel für Android. Dennoch ist das kein Problem für die in diesem Smartphone verbaute Plattform von Qualcomm.
Ähnlich ist es auch beim Display, welches gar nicht so billig wirkt, wie man eigentlich anhand des Preises vermuten würde. Im Gegenteil, man bekommt für 169 Euro ein Display mit guter Helligkeit, guten Farben, wenig Blickwinkelabhängigkeit und Abstriche bei der Touchnutzung muss man auch keine machen. Mit einer Auflösung von 1280 x 720 Pixel bei 4,5 Zoll ist es gestochen scharf und bietet insgesamt eine bessere Darstellung als beispielsweise das Nexus 4. Ich bin sehr zufrieden mit dem Display und hätte hier keine so gute Qualität erwartet.
Bilder: Links das LG G2 mit dem wohl besten Display am Markt, rechts das Moto G. Im Vergleich wirkt es lediglich etwas blasser.
Beim Sound habe ich persönlich keine hohen Ansprüche, da ich wenig spiele, Filme schaue oder gar Musik höre. Im Moto G ist ein insgesamt zufriedenstellender Lautsprecher verbaut, der ordentlich Krach macht, dabei allerdings nicht kratzt, doch natürlich ist der Sound nicht besonders satt.
Android fast komplett original
Ob Stock-Android heutzutage wirklich noch ein Vorteil ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, meines Erachtens bieten einige Hersteller dank ihrer Anpassungen und Apps oftmals ganz nette Funktionen, die sonst bei Android nicht an Bord sind. Bei Motorola ist das aber nicht so, Android ist nahezu komplett ohne Anpassungen vorinstalliert, wovon das Moto G dann aber wohl doch profitiert. So ist die CPU wohl weniger ausgelastet und der Arbeitsspeicher ebenso. Motorola schreibt sich zurecht auf die Flagge, das Moto G nicht wie andere Hersteller durch Unmengen an zusätzlicher Software zu belasten. Das ist durchaus ein Vorteil, gerade wenn der Akku nicht eine Kapazität von 3.000 mAh bietet und der Prozessor auch keine 2 GHz leistet. Während mir bei einem Top-Smartphone eine eigene Software-Oberfläche egal ist, da genügend Leistung vorhanden ist, würde ich Geräte mit weniger Leistung prinzipiell ohne zusätzliche Unmengen an Drittanbieter-Software bevorzugen.
Design und Haptik
Des Design ist ganz klar ähnlich dem Moto X, welches ursprünglich die Handschrift von Google trägt und nicht die von Motorola. Das tut aber auch dem Moto G gut, denn es kommt ohne Schnörkelei daher und konzentriert sich auf die wesentlichen Dinge, wozu die exzellente Haptik gehört. Der Geräterücken ist schön rund, die Ecken ebenso, für 4,5 Zoll ist es zudem auch relativ kompakt, sodass das Moto G wirklich immer gut in der Hand liegt. Die Qualität der Verarbeitung scheint mir auch sehr gut, nichts knarzt und alles fühlt sich sehr solide an. Einzig die Tasten an der linken Seite wackeln etwas, haben dafür aber einen sehr guten Druckpunkt.
Die verbaute LED über dem Display für Benachrichtigungen kann offenbar nur eine Farbe, weshalb sie mir fast überflüssig scheint, da ich so eingegangene Nachrichten nicht unterscheiden kann und deshalb das Gerät immer gezwungenermaßen in die Hand nehmen muss.
Nur fast ein Nexus?
Ich hatte ganz bewusst in meinem ersten kleinen Rückblick geschrieben, dass das Moto G ein inoffizielles Nexus-Smartphone ist. Es hat ein schlichtes aber gutes Design und bietet Android eben fast auf Niveau der Nexus-Geräte. Mit der angesprochenen Akkulaufzeit würde ich es sogar dem Nexus 5 vorziehen, leider muss man aber fast typisch für Motorola auf eine gute Kamera verzichten.
Wiegt man aber Preis und Leistung gegeneinander auf, dann ist das Moto G eines der besten Smartphones in diesem Jahr und das auch noch mit einem entscheidenden Vorteil gegenüber dem Nexus 5. Ist die Kamera nicht wichtig, gibt es hier eine deutliche Kaufempfehlung meinerseits.
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