Nur noch ein Chromebook: Mein Umstieg in 30 Tagen – Vorteile und Nachteile

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Google bewirbt Chromebooks jetzt auch im deutschen TV stärker, doch kann das abgespeckte Betriebssystem wirklich Komfort, Einfachheit und Vielfalt bieten?

Kann ich heute ausschließlich mit einem Chromebook arbeiten, die Platzhirsche Windows und macOS hinter mir lassen? Für einen Test habe ich das zunächst 30 Tage probiert, seither war der Windows-PC nur in einer Ausnahme aktiv. Inzwischen wurde der Test zu meinem Alltag, denn Chrome OS ist mein priorisiertes Betriebssystem und das Chromebook mein alltägliches Arbeitsmittel. Grundsätzlich wollte ich auf neue Hardware umsteigen, aus den getrennten Komponenten PC und Notebook sollte wieder eine einzige Hardware werden – ein Notebook. Dieses musste unbedingt USB-C haben, ein Gerät ohne diesen Wunderanschluss kommt mir nicht mehr in die Tüte.

Am 29. April 2020 wurde der Artikel an einigen Stellen aktualisiert, nachgebessert und erweitert.

Aufgrund der mageren Auswahl an leistungsfähiger Hardware war die Entscheidung schnell gefallen. Cyberport unterstützte mich bei meinem Versuch und sendete mir das Acer Chromebook 13 CB713 zu. In der höchsten Ausstattung (1W-50YY) gibt es einen Intel Core i5-8250U und 16 GB RAM Arbeitsspeicher. USB-C ist zweimal vorhanden, das 13,3″ Display löst mit QHD auf, die Tastatur ist beleuchtet und der integrierte Datenspeicher reicht mir mit 64 GB auch locker aus. Im Anschluss an meinen Test kaufte ich mir das Gerät, das Testexemplar ging zurück zu Cyberport.

Hinweis: Zum verwendeten Gerät folgte ein separater Bericht, der sich in erster Linie um die Hardware dreht.

Spezielle Programme sind manchmal eine Hürde

Wer mit diesem Thema schon etwas besser vertraut ist, dürfte das wahre und oft propagierte Problem bereits kennen. Es ist in der Regel nicht die Hardware, auch wenn die Auswahl in Deutschland klein ist. Sondern die Software ist die Herausforderung. Zumindest am Anfang. Chrome OS ist immerhin kaum mehr als ein Browser. Heute aber mit der Unterstützung von leistungsfähigen Web-Apps (PWA) und Zugriff auf Android-Apps. Bei Bedarf gibt es sogar Linux einer Testumgebung, sodass Linux-Anwendungen nutzbar sind.

Für meinen Usecase kann Chrome OS im Auslieferungszustand aber schon ausreichen. Ich arbeite sowieso zu 99 Prozent im Browser, im Grunde braucht es im Alltag nur ein brauchbares Tool zur einfachen Bildbearbeitung. Inzwischen habe ich mit Photopea ein recht umfangreiches Tool gefunden, das im Web in Chrome auf jeder Plattform nutzbar ist. Alternativ gibt es dazu die Pixlr-Tools, deren Basisversionen auch kostenlos verfügbar sind.

Photopea Screenshot

Das große ABER ist in den Anwendungen zu finden, die ausschließlich für die großen Desktop-Plattformen angeboten werden. Wobei sich das inzwischen auch immer mehr bessert, selbst die Wiso Steuer wird heute alternativ als Web-App bereitgestellt und ist damit unabhängig vom Betriebssystem. Das von den Plattformen unabhängige Angebot wächst, das ist sicher.

Anders sieht es natürlich bei wirklich speziellen Anwendungen aus. Ein vollwertiges Photoshop mit allen Feinheiten gibt es (noch) nicht und auch eine umfangreiche Videobearbeitung könnte eher schwierig werden. Zudem haben Web-Apps trotz vorhandener Systemleistung spürbar zu kämpfen, wenn bearbeitete Dateien mal etwas größer ausfallen.

Usecase vor wenigen Tagen: Ich musste eine Elster-Datei öffnen (Steuer). Mit dem Chromebook war ich chancenlos, das eingestaubte Backup-Thinkpad musste dafür herhalten. Das wird aber auch immer besser, viele Dienste verlagern ihr Angebot mehr uns mehr ins Web. Trotzdem fehlt noch häufig die Alternative, für diverse Anwendungsszenarien gibt es nur eine einzige gute (native) App. Friss oder stirb, damit muss man klarkommen.

Update 13. September 2019: Nach mehreren Monaten ist klar, dass bislang die Elster-Steuer das größte und einzige „Problem“ darstellte. Außerdem fehlt mir iTunes, weil ich mal ein Backup des iPhones meiner Frau sichern und wiederherstellen musste. /Update

Viel Leistung ist sinnvoll

In den letzten Jahren hatte ich schon immer ein Chromebook. Meist handelte es sich dabei aber um günstige Geräte, denen es an Arbeitsspeicher und Prozessorleistung mangelnde. War aber nie wirklich schlimm, für den ein oder anderen Artikel reichten die Geräte locker aus. Aber Ansprüche und Bedürfnisse ändern sich, umfangreiche Web-Anwendungen fordern auch mehr Leistung.

Mit 16 GB RAM und dem Core i5 werden meine Anforderungen jedenfalls komplett erfüllt. Das Gerät läuft flüssig, ich habe äußert selten „Wartezeiten“ und der Chrome-Browser hat genügend Arbeitsspeicher zur Verfügung. Sind nur meine alltäglichen Tabs (~15) und Apps auf , schluckt Chrome OS locker 9 GB RAM. Holla die Waldfee. Datenspeicher spielt für mich fast keine Rolle mehr, bei mir liegt alles in der Cloud.

Welche Apps ich nutze

Für den Alltag nutze ich ein Screenshot-Tool, Chrome OS hat eins an Bord und für Chrome gibt es zahlreiche konfigurierbare Erweiterungen. Für Dokumente benutze ich seit Jahren Google Docs und Tabellen, ich kann Instagram und Bring! per Android-App verwenden und tue das auch bei Spotify. Ohnehin sind die nutzbaren Android-Apps in manchen Fällen durchaus praktisch, auch weil man die Oberfläche vom Android-Smartphone gewohnt ist.

Analytics von Google nutze ich ebenso per App, wie auch den Seitenmanager von Facebook. Twitter, Gmail, Feedly und Co. kommen hingegen im Browser mit ihren Web-Apps bzw. Webseiten zum Einsatz. Ich habe einen guten Mix gefunden, da alles recht nahtlos ineinander übergeht. Trotzdem müssen Android-Apps unter Chrome OS noch etwas besser bedienbar werden.

Die kleinen und großen Probleme

Web-Apps fügen sich nicht im „Öffnen mit“ (Kontextmenü) ein. Einige Apps sind zudem nur in einer einzigen Instanz nutzbar. Zwei Fenster einer Code-App nebeneinander? Geht nicht. Mehrere Dateien gleichzeitig umbenennen? Geht nicht.

Standby-Zeiten für das Display sind nicht konfigurierbar, viele Geräte haben keine von außen erreichbare Anschalttaste und es gibt kein adäquates Chrome OS-Zubehör in Sachen Peripherie (Tastatur, Maus/Touchpad). Klar, geht auch jede andere Maus oder Tastatur, aber halt teilweise ohne die Chrome-OS-Shortcuts. Brydge ist eine Ausnahme, nur nicht im deutschen Layout verfügbar.

Brydge mit drahtloser Tastatur und Touchpad für Chromebooks

 

Vermutlich würde ich bei längerer Überlegung noch mehr kleine Haken finden, die es bei Windows und macOS heute nicht mehr gibt. Dazu gehört natürlich auch, dass man bzgl. Anwendungen sehr unflexibel ist. Zumindest unter Windows könnte ich jedes Programm installieren und viele Alternativen finden, wenn mir mal jemand ein eher „seltenes“ Dateiformat zukommen lässt oder sich meine Bedürfnisse ändern.

Dafür kann ich zum Beispiel ein Foto aus dem Dateimanager direkt per Rechtsklick direkt an die Instagram-App weiterleiten, um es dort als Storie posten zu können. Einer der Vorteile, dass diverse Mobile-only-Anwendungen unter Chrome OS wie auf dem Smartphone nutzbar sind. Aber auch da muss jedem klar sein, was er bracht und will.

Chrome OS ist simpel: Vorteil und Nachteil zugleich

Ich blogge (fast) nur. Mein Leben spielt sich im Browser ab und der ist auf allen Plattformen nahezu immer gleich. Da sich für mich der Chrome-Browser schon vor Jahren durchgesetzt hat, gibt es diesbezüglich keine bessere Plattform für mich. Hier ist mein Browser das Betriebssystem. Man gewöhnt sich daran flott, die alltägliche Arbeit macht Spaß. Aber ich weiß auch um die teilweise hohen Mauern, die nur schwer zu überwinden sind.

Eure Fragen gerne in die Kommentare!

Getestet: Acer Chromebook 13 CB713 mit 16 GB RAM

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14 Kommentare zu „Nur noch ein Chromebook: Mein Umstieg in 30 Tagen – Vorteile und Nachteile“

  1. Off Topic: ich finde die Artikel werden immer schwerer zu lesen. Wenn man schreibt wie man spricht fehlt nun Mal die Tonlage um zum Beispiel herauszuhören ob jetzt eine Aussage oder eine Frage kommt. Wenn man schon eine Weile mitliest, gewöhnt man sich daran, dass Subjekte am Satzanfang einfach weggelassen werden. (Das) führt allerdings auch dazu, dass man dann Sätze, die tatsächlich ohne Subjekt beginnen, wie eine Aussage ließt, statt wie eine Frage. Ich weiß, (es) handelt sich nur um einen Tech-Blog, nicht die Tagesthemen, aber (es) ist trotzdem anstrengend. (Es) scheint gerade ein Trend zu sein, Oli von Mobiflip treibt es zum Beispiel auch auf die Spitze.

  2. Für mich hat das Chrome OS nur Nachteile gegenüber Windows. Habe es mal ausprobiert und nach gescheiterter Drucker-Treiber Installation war ich froh wieder mit Windows zu arbeiten. Ich bin Softwareentwickler und nutze viele spezielle Tools. Da fühle ich mich bei Chrome OS extrem eingeengt/ beschränkt.

  3. Ich versuche das immer mal wieder, aber das was Du hier als Vorteil siehst, nämlich dass mittlerweile viel im Browser abgebildet wird, birgt auch einen grossen Nachteil.
    Man muss in der Regel Online Konten erstellen, das muss nicht jedem gefallen. Ich arbeite heute immer noch gerne offline, gerade was finanzielle Sachen betrifft.

  4. Vielen lieben Dank für deinen tollen Bericht Denny!
    Ich spiele schon lange mit dem Gedanken mir ein Chromebook zuzulegen. Momentan ist es so das ich ab September nochmal die Schulbank drücken werde. Dazu brauche ich Windows Word etc. Kannst du mir sagen wie gut Word etc. auf einem Chromebook laufen bzw. welche Einschränkungen es gibt?
    Vielen lieben Dank.

  5. Reinhard Scheippl

    Hallo,
    ich hätte mal eine Frage. Nutze seit ca 3 Jahren auch das Chrome OS auf einem ACER Notebook.
    Letztes Jahr habe ich meine ELSTER-Steuererklärung auf einem Windows NB gemacht. Leider ist dieses kaputt gegangen (Wasserschaden) und somit komme ich nicht mehr an meine ELSTER datei.
    Der freundliche Mitarbeiter im Finanzamt meinte, das gehe auch mit einem Chrome OS, nur bin ich bisher jedesmal daran gescheitert wenn ich einen neuen Zugang bei ELSTER beantragen wollte.

    Frage: Kann ich über z.B. WISO-Steuer einen workarround von meinem Chrome OS zu ELSTER machen oder brauche ich ein neues Windows Notebook/ Rechner dafür. Vielen Dank schonmals.

    Reini

  6. Danke sehr. Ich habe ein HP 14 NG von 2018/19 unglaublich günstig erstanden. Ein entsprechendes ThinkPad würde 400% mehr kosten. Kann drucken (immerhin ein HP DeskJet hier), aber keine Umlaute. Ich finde da nichts Hilfreiches.

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