Honor 10 im Test: Zwischen Pubertät und Partyqueen

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Honor hat Mitte Mai sein jüngstes Flaggschiff vorgestellt, das Honor 10. Und es war ein Medienaufgebot da, wie ich es von der kleinen chinesischen Schwester des namensträchtigen großen Bruders Huawei nicht gewohnt war. Gleich erstmal vorweg: Das Honor 10 ist das erste Smartphone des Herstellers, dem ich längere Zeit widme, und irgendwie hatte ich die Firma meistens als das „Škoda“ der Handybranche auf dem Schirm. Zudem teste ich es unter dem Gesichtspunkt, dass es „das beste Smartphone“ sein soll, das aktuell für den Einführungspreis von 399 Euro zu bekommen ist.

Alles an diesem Mobiltelefon schreit nach Teenager. Das fängt bei den Influencern an, die nach London zum Launch eingeladen wurden. Wie zum Beispiel Rezo, der mit seinen musikalischen Neuinterpretationen und YouTuber-Specials erst kürzlich die 1 Million Follower geknackt hat. Zugegeben, ich hätte auch gerne ein Foto mit ihm gemacht, aber das gehört hier nicht hin.

Aber Honor – wenn eure Zielgruppe schon so klar definiert ist: Wieso denkt ihr dann, dass die ein Smartphone mit Glasrückseite brauchen? Das ist dem Kollegen Basti von TheDroidGeeks schon innerhalb der ersten fünf Minuten einmal auf den Boden gekracht und die ansonsten wunderschön schillernde Oberfläche des in diesem Falle grauen „Glacier Grey“-Modells war unwiederbringlich zerstört. Schade, denn das Honor 10 ist auf jeden Fall ein echter Hingucker, eine wirklich dezente Variante gibt es selbst mit dem schwarzen Modell nicht. Die beigelegte Hülle verhagelt euch aber nicht nur die Optik, sondern lässt auch das schmale Handgefühl vergessen. Die Knöpfe fühlen sich dann ebenfalls eher billig an.

Angenehmer Screen mit Notch

Auch der Rest des Smartphones ist beschwerdelos verarbeitet. Die Knöpfe an der Seite haben einen soliden Druckpunkt und ein Spiel zur Seite, das gerade noch so im Rahmen ist. Die Dualkamera ist endlich in einem gemeinsamen Glas gefasst. Das sieht nicht mehr so nach Schweineschnauzenlöcher aus, wie es noch beim Honor 9 der Fall war. Mit 153 Gramm Kampfgewicht liegt es etwa auf einem Niveau mit dem iPhone 8, bringt jedoch mit 5,84 Zoll Displaydiagonale einen wesentlich größeren Bildschirm mit.

Dieser löst mit 2280 x 1080 Pixeln im noch nicht so weit verbreiteten 19:9-Format auf, das sich nur unwesentlich bemerkbar macht. Dieser ermöglicht aber auch erst die berühmt-berüchtigte Notch, die selbstredend nicht vor dem Honor 10 haltgemacht hat. Sie ist etwas größer als die beim Huawei P20 Pro, wirkt auf jeden Fall etwas wuchtiger. Liegt vielleicht auch daran, dass der Screen kleiner ist. Jedenfalls stört sie mich persönlich im Alltag nicht, außer wenn ich vielleicht die Lautstärke in einer Instagram-Story umstellen will und der Balken genau auf Höhe der Notch ist. Bei der Bildschirmart handelt es sich um einen üblichen LCD mit IPS-Panel, das sich zudem „FullView-Display“ nennt. An manchen Stellen vielleicht etwas zu bunt und leuchtstark, grundsätzlich aber gestochen scharf und farbbrillant.

Von wegen Mauerblümchen

Und ein bisschen Extravaganz muss man mögen. Die Software-Oberfläche ist da nämlich nicht viel besser, auch hier strotzen die Farben nur so, das ohnehin schon verspielte EMUI wirkt noch ein Stück jugendlicher. Nichtsdestotrotz läuft auf dem HiSilicon Kirin 970 natürlich alles butterweich. Der Allround-Chip der Eigenmarke befeuert alle aktuellen Geräte aus dem Konzern, bis hin zum Nonplusultra Huawei P20 Pro. Gepaart mit bis zu 6 GB RAM sollte dem Honor 10 in absehbarer Zukunft nicht so leicht die Puste ausgehen.

Klar, hin und wieder gibt es die üblichen Android-Ruckler, alles in allem trübt das aber nicht den sehr positiven Gesamteindruck. Etwas flotter sein könnte hingegen der Fingerabdrucksensor. Einen richtigen Homebutton gibt es mit dem neuen Modell nicht mehr, vielmehr hat Honor den Fingerabdrucksensor direkt ins Glas des Gehäuses eingearbeitet. Nur eine feine, optische Umrandung lässt vermuten, dass sich dort auch der Homebutton verbirgt. Leider klappt er aber nicht so zuverlässig, dass man sich über die gelungene Idee maßlos freuen könnte. Also: Coole Idee, aber nächstes Mal in gut.

Kamera: Auf Knopfdruck „clever“

Nur zur Einordnung: Seit meinem letzten Testbericht des Huawei P20 Pro ist das bei mir in der Hauptbenutzung. Entsprechend verwöhnt bin ich aktuell. Dennoch sind die Ansprüche an die Kamera ziemlich hoch, wird sie doch schließlich als „RenAIssance“ beworben. Statt auf pure Sensor-Qualität setzt man nämlich primär auf die stark grassierende Künstliche Intelligenz.

Doch künstlich ist in meinen Augen auch manchmal das Problem. Viele Bilder wirken geschminkt, ein bisschen überzeichnet. Die Farben und Objekte, die die Intelligenz für wichtig erachtet, werden eben hervorgehoben. Zudem habe ich Probleme beim Nachtmodus festgestellt. Zwar belichtet der ein paar Sekunden und macht die gewohnten mehreren Bilder aus verschiedenen Belichtungsstufen, um sie dann übereinanderzulegen. Doch greift offenbar überhaupt keine Bildstabilisierung. Obwohl ich mich abgestützt und nur minimal bewegt habe, waren die Nachtaufnahmen zu nichts zu gebrauchen. Hoffentlich behebt ein Software-Update diesen Makel in naher Zukunft.

Ganz wichtig: Der AI-Modus ist nur optional. Allerdings müsst ihr den zwingend vor einem Foto anschalten, wenn ihr die Wahl haben wollt. Bei mir wurde die Auswahl nicht gespeichert und ich musste jedes Mal von Neuem den immerhin gut erreichbaren Schalter betätigen. Nervig, kann aber auch an mir liegen.

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Abzüge in der B-Note

Ich persönlich würde das Geld von 369 bis 399 Euro je nach Modell nicht in das Honor 10 stecken. Sicherlich ist es ein gutes Android-Smartphone, im Alltag spränge da der Funke aber nicht so recht über. Eine würdige Alternative kommt mit dem Nokia 7+ von den Traditionsfinnen. Das hat sich der Denny letztens geholt und nutzt es jetzt sogar als Hauptgerät.

Vielleicht ist dieser Testbericht an manchen Stellen ein bisschen kritischer ausgefallen, als er hätte sein müssen. Manchmal stimmt aber auch einfach das Bauchgefühl nicht. Unsere Stärke sind subjektive Testberichte und das versuchen wir stets zu vermitteln. Daher interessiert mich auch umso mehr: Wenn ihr das Honor 10 schon einmal testen konntet: Was haltet ihr von dem neusten Ableger aus der Chinaschmiede? Lasst es uns in den Kommentaren wissen! Ansonsten bleibt mir nur der Dank an Honor für die Einladung nach London und das schmucke Testgerät! 

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