Das Samsung Galaxy Note Edge im Test

„Die Beständigkeit der Erinnerung“ von Salvador Dalí war mein erster Gedanke. Ebenso abstrakt, ebenso einzigartig, ebenso ungewohnt. Mein zweiter Gedanke hingegen beschränkte sich auf ein einfaches „Warum?“.  Ich rede vom Samsung Galaxy Note Edge. Der Bruder des Note 4* ähnelt diesem in fast allen Aspekten. Nur ein kleiner, aber feiner Unterschied besteht zwischen den beiden und dieser zeigt, dass Samsung zumindest in dieser Hinsicht noch experimentierfreudig ist. Oder anders ausgedrückt genug finanzielle Absicherungen hat um einen Machbarkeitsnachweis auf den Markt zu bringen. Der maßgebende Unterschied von dem ich spreche wird euch sicherlich bekannt sein, denn das Note Edge sticht mit seinem gebogenem Display auf der rechten Seite des Gerätes förmlich ins Auge. Aber bringt der „Edge Screen“ im Alltag Vorteile oder ist und bleibt das Ganze nur ein Gimmick? Das klären wir jetzt.

Hardware

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Zuvor werfen wir natürlich auch einen Blick auf das restliche Gerät, denn auch ohne das gebogene Display hat man mit dem Note Edge ein sehr interessantes Smartphone vor sich liegen. Im Inneren steckt ein 2.7GHz starker Snapdragon 805, welcher mit 4 Kernen den Zenit der 32-Bit und auch der Krait CPUs von Qualcomm einläutet. Dazu gibt es großzügige 3GB an Arbeitsspeicher. Wie der Name des Gerätes erahnen lässt, verbaut Samsung auch den großartigen S-Pen, den ich nebenbei gesagt in einem Smartphone nicht so von Nutzen empfand wie es z.B. bei dem Note 12.2 der Fall war. Beim Display handelt es sich um ein 5.6″ großes, am rechten Bereich des Gerätes, gebogenes AMOLED Display mit einer Auflösung von 2560×1440 Pixeln. Damit kommt man auf eine Pixeldichte von gut 525PPI. Der gebogene Teil des Display bietet zusätzlich 160 Pixel in der Breite. Eigentlich optimal zum Betrachten der 16MP Fotos der verbauten Kamera. Um das ganze Paket auch halbwegs lange betriebsfähig zu halten, verbaut Samsung einen 3000mAh starken Akku.

Bevor es mit dem Design weitergeht könnt ihr noch einen zusammengefassten Blick auf die Ausstattung werfen:

  • Display: 5.6 Zoll Quad HD Super AMOLED (2560 X (1440+160)) 524,5PPI
  • SoC: 2.7 GHz Snapdragon 805 (4 x Krait CPU + Adreno 420 GPU)
  • Speicher: 3GB RAM, 32GB ROM + bis zu 128GB microSD Karte (64GB im Lieferumfang)
  • Kameras: 16MP Haupt- und 3,7MP Frontkamera
  • Akku: 3000mAh (Fast Charging Support)
  • Maße/ Gewicht: 151.3 x 82.4 x 8.3 mm / 174 g
  • Software: Android 4.4 mit TouchWiz Oberfläche

Design, Verarbeitung und Haptik

In diesen Kategorien schlägt sich das Note Edge zwar recht gut, doch so einiges ist wirklich verbesserungswürdig. Beim Design bleibt sich Samsung treu und setzt weiterhin auf eine Kunstoffrückseite in Lederoptik, sowie den guten alten Homebutton auf der Front. Zwar gibt es Fans von Samsungs Designgrundlagen, dennoch finde ich, dass es langsam mal Zeit für was neues wird. Die neue A-Serie, die viel Metall nutzt ist da schon mal ein guter Anfang. Apropos Metall: Während das Note 4 auf einen schicken Aluminium Rahmen setzt, muss das Note Edge darauf verzichten. Verständlich, wenn man bedenkt, dass es zumindest auf der rechten Seite aufgrund des Edge Displays nur schwer möglich wäre einen solchen zu verbauen. Die Verarbeitung ist aber ungewohnt gut, nichts wackelt oder knarzt. Da haben wir mit dem Note 12.2 schlechtere Erfahrungen gemacht. Minimale Spaltmaße gab es hingegen auf der Front. Dennoch eine gute Gesamtleistung.

Die Haptik bzw. das Handling mit dem Note Edge ist hingegen alles andere als optimal. Das Gerät ist recht breit, was an sich zu verkraften ist, doch zusammen mit dem abgebogenem Display und der flachen Rückseite liegt das Note Edge nicht sonderlich angenehm in der Hand. Ich hatte mehrmals das Gefühl, dass mir das Ding jeden Moment runterfallen könnte. Das macht Samsungs Aufdringlichkeit soviel wie möglich auf den Edge Screen zu legen auch nicht viel besser. So befindet sich der Auslöser für die Kamera auf der abgerundeten Seite. Das macht einhändiges Fotografieren im Hoch- sowie Querformat nicht nur unangenehm sondern auch recht riskant, denn wenn mir das Note Edge heruntergefallen wäre, dann wohl höchstwahrscheinlich beim Fotografieren.

Display

Im Note Edge verbaut Samsung ein 5,6″ großes AMOLED Display mit satten 2560*1440 Pixeln. Und muss sogar ich als jemand der eher zu LC-Displays tendiert sagen, dass man in Sachen Qualität ordentliche Fortschritte gemacht hat. Die Farbtreue ist je nach eingestellten Farbprofil recht gut, dennoch kann man mit kräftigen Farben und großartigen Kontrasten punkten. Das Schwarz ist wie bei allen AMOLED Displays natürlich perfekt.  Bei den Weißwerten hingegen teilt sich meine Meinung etwas. Dieses ist etwas gelblich, was im Dunkeln zwar sehr angenehm für die Augen ist, im Sonnenlicht aber ziemlich stört. Auch die Ablesbarkeit ist in hellen Umgebungen nicht so doll, obwohl die Helligkeit des Bildschirms auch überdurchschnittlich gut ist. Alles in allem ist das Display sehr gut, hat aber kleine verschmerzbare Schwächen.

Edge Screen

Kommen wir zum eigentlich wichtigsten Punkt des Gerätes, denn ohne diesen gäbe es für das Note Edge neben dem Note 4 gar keine Existenzberechtigung. Gibt es lohnenswerte Vorteile im Alltag? Nein. Zieht das Ganze seine Blicke auf sich? Auf jeden Fall. In der Testphase durfte ich hin und wieder neugierige Blicke ernten, wenn auch nur durch das Zuklappen des Flipcases sowie das gut positionierte Ablegen des Gerätes. Ich war selbst interessiert daran, welche Reaktionen sich die Allgemeinheit anmerken lässt.

Ich werde das Ganze mal tiefer erläutern. Zwar gab es anfangsweise schon Momente in denen ich die Funktionen als praktisch empfand, diese ihre Bedeutung im Alltag dennoch verloren haben. So kann man damit ziemlich viel machen, sei es die Erweiterung der Funktionen mit Drittanbieter Apps, eine Nachtuhr, ein Nachrichten Ticker bis hin zu so simplen Sachen wie einem Maßband. Trotz diesen ganzen Spielereien gibt es leider noch kein Killerfeature, etwas das mich sagen lässt: „Das muss ich haben“.

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Performance und Akkulaufzeit

Der Snapdragon 805 SoC sorgt mit vier 2,7GHz starken Krait 450 CPUs und einer Adreno 420 GPU sowie 3GB RAM im Note Edge prinzipiell für viel Leistung. Dennoch gibt es hier und da wirklich Momente wo das Note Edge etwas sauberer laufen könnte. Ab und zu gibt es Microruckler und kleine Denkpausen. Vor allem im Anwendungsverlauf dauert es mal gut 2-3 Sekunden bevor sich überhaupt etwas in Bewegung setzt.  Das darf man wohl oder übel auf die hohe Displayauflösung sowie Samsungs teils schwere Software schieben. Das Update auf Android 5.0 dürfte in Kürze auch bei uns anlaufen und behebt diese Probleme hoffentlich. Erfreulich hingegen ist das kühle Gemüt des Note Edge, selbst bei aufwändigen Spielen bleibt das Gerät vergleichsweise kalt.

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Die Akkulaufzeit geht auch in Ordnung. Zwar ist diese bei gleichen Nutzungsbedingungen wie beim OnePlus One oder Xperia Z2 deutlich kürzer, dennoch waren gut 5-6h Display bei einem Tag Standby bzw. 4h bei 2 Tagen bei mir möglich. Wie immer hängt das mit eurem Nutzungsverhalten zusammen, dennoch hätte für meinen Geschmack mehr drin sein müssen. Erfreulich hingegen sind die schnellen Ladezeiten, denn mit dem mitgelieferten Schnellladegerät ist das Note Edge in rund 1h und 20 Minuten wieder vollständig geladen.

Wem das nicht reicht, der bekommt verschiedene Energiesparfunktionen mitgeliefert. Zum einen kann das Gerät auf die rudimentärsten Funktionen wie Telefonie, SMS usw. beschränken in dem zusammen mit dem schwarz-weiß geschaltetem Display gut 6-7 Tage Standby drin sind. Das sollte man aber nur in bestimmten Situationen nutzen, denn ansonsten müsste man sich ja kein Smartphone zulegen.

Der nicht ganz so aggressive Modus verringert die Leistung etwas und schaltet das Display auf Graustufen. Damit kann man leider nicht so viel rausholen wie man denkt. Wie oben zu sehen habe ich persönlich 6,5-7h aktive Nutzung damit erreicht.

Kamera

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Hier gibt sich Samsung keine Blöße, denn sowohl die Qualität sowie die Features überzeugen größtenteils. Zwar gehe ich auch hier wieder gerne auf die Platzierung des Auslösers ein, dennoch gibt es an den Ergebnissen nichts zu meckern. Die Fotos sind scharf, angebracht gesättigt und vor allem in schlechten Lichtverhältnissen überraschend gut. Die Videos die mit bis zu 4k Auflösung aufgenommen werden können sind auch alles andere als unansehnlich. Etwas nervig sind die teils langen Wartezeiten bei einem Kaltstart der Kamera und der darauf folgenden Auswahl der Optionen.  Ein paar wenige Beispiele der Kamera gibt es hier zu sehen.

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Software

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Die Software ist bei Samsung ist ja immer so eine Sache. Zwar gibt es viele nützliche Features, doch am Ende sind es dann doch zu viele. Eine feine Sache bleibt natürlich Multi-Window, welches es ermöglicht mehrere Apps in kleinen Fenstern simultan zu nutzen. Möglich sind bis zu 5, mehr als 2 sind bei einem Smartphone aber nicht allzu komfortabel zu nutzen. Trotzdem schön um z.B. ein Video anzuschauen und nebenbei zu surfen. Was mich aber wirklich jedes Mal zum Kopfschütteln bringt sind die vorinstallierten Apps. Schaut man sich die Anzahl der Drittanbieter Apps an, kommt einem die Software des Note Edge eher wie eine mobile Litfaßsäule vor. Da hätten wir die Apps von cewe Smartphoto, HRS Hotels, KaufDA, pizza.de und Zalando. Zwar geht die Liste noch weiter, bei dem Rest kann ich aber halbwegs verstehen wenn man sie freiwillig nutzt. Deshalb hoffe ich wirklich, dass die Gerüchte stimmen und Samsung bei seinen neuen Geräten den Rotstift ansetzt. Ansonsten bleibt die Software in Sache Aussehen reine Geschmacksfrage, meinen trifft es zumindest in Zeiten von Lollipop nicht.

S-Health

Die Fitness Software im Note Edge ist recht umfangreich und bietet durch den verbauten Sensor auf der Rückseite sogar Pulsdaten. Leider ist dieser wie der Fingerabdrücke Scanner ziemlich eigen. Man muss leise sein und den Finger extrem still auf dem Sensor belassen um ein Ergebnis zu bekommen. Sehr praktisch wenn man gerade vom Sport kommt und den Finger dann natürlich auch ohne Probleme ruhig halten kann. Und selbst wenn man wirklich ruhig versucht den Pulsmesser zu nutzen funktioniert dies vielleicht in einem von 10 Fällen. Der Schrittzähler hingegen funktioniert sehr genau.

S-Pen

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Der S-Pen ist natürlich das Markenzeichen der Note Serie und findet somit auch seinen Platz im Note Edge. Zwar gab es für mich persönlich beim Note 12.2 mehr Einsatzzwecke, dennoch bleibt der kleine Stift äußerst praktisch und in Sachen Funktionen bisher noch ungeschlagen. So kann ich prinzipiell die Desktop Version von Adwords öffnen und Änderungen vornehmen ohne auch nur ans Zoomen denken zu müssen. Auch um Dokumente im PDF Format zu unterschreiben gibt es wohl nichts einfacheres.

Sonstiges

  • Das Note Edge verfügt über Infrarot und lässt sich so als Universal-Fernbedienung nutzen, leider wurde nicht jeder TV im Haushalt passend erkannt.
  • Der Fingerabdruck Scanner ist ein Graus. Zwar kann man mehrere Finger registrieren, trotzdem müssen diese vertikal über den Homebutton gezogen werden was vor allem unterwegs und/oder mit einer Hand teilweise unmöglich ist. Zudem ist selbst bei genauer Ausführung die Fehlerrate recht hoch. Von 10 Versuchen gelingen im Durschnitt 6.
  • Die Sprach- und Empfangsqualität sind sehr gut.
  • Der Premium Edition liegt ein Flip-Cover sowie eine 64GB microSD Karte bei.

Fazit

Das Samsung Galaxy Note Edge bleibt meiner Meinung nach nur ein großzügig getarnter Testlauf, welcher den Preis der Innovation zum jetzigen Zeitpunkt leider noch mit vertagten Anwendungsfällen und gewöhnungsbedürftigem Handling zahlt. Ignoriert man das Ganze bzw. sieht man es nicht als Störpunkt, bekommt man im Grunde ein solides Smartphone mit gutem Display und exzellenter Kamera. Bei der Performance und Akkulaufzeit gibt es bessere Geräte, aber steckt im Note Edge dafür auch so ziemlich jedes erdenkbares Stück Technik, welches man verbauen kann. Sei es Infrarot, der S-Pen oder das gebogene Display. Wer auf letzteres wie gesagt verzichten kann ist mit dem günstigeren Note 4 besser aufgehoben.

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