Kurzer Test: Meine Probefahrt mit dem Hyundai IONIQ 5

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  • Hyundai IONIQ 5 hat zwei Gesichter.
  • Noch ist nicht alles stimmig.
  • Einige Nachteile können per Update behoben werden.

Man muss schon sagen, dass die asiatischen Fahrzeughersteller in den vergangenen Jahren massiv dazugelernt haben. Denn es reichen nicht nur günstige Preise, auch das Design muss stimmen. Der Einkauf vieler deutscher Experten und großen Namen aus der deutschen Automobilbranche hat dazu geführt, dass es heute Fahrzeuge wie den Hyundai i30N gibt. Und längst auch den elektrischen IONIQ 5, der für Hyundai das erste Modell einer komplett neuen Ära darstellt. Gleich auf den ersten Blick ein echtes Statement.

Das äußere Design fällt insbesondere im EV-Bereich zuletzt sehr auf. Möglichst gute CW-Werte sorgen für neue Formen. Aber auch aus anderen Gründen sollen einige EV mehr auffallen als bisherige Verbrenner. Das sieht man beim IONIQ 5 ganz besonders. Nicht nur auf der Homepage von Hyundai, sondern auch auf den Straßen. Dieses Fahrzeug fällt durch sein gewagtes Design auf, vom Scheinwerfer vorn bis hin zum Rücklicht. Teilweise kantig wie ein zweier Golf. Ich bin ein Fan der ersten Stunde, mir sagte der überaus moderne Look sehr zu.

Leider habe ich ein paar Fotos vergessen, also müssen hier mal kurz Pressebilder reichen:

Hyundai Ioniq 5

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Außen eckig, innen eine runde Sache

Besonders spannend war dann meine erste echte Berührung mit dem IONIQ 5, der im Inneren nämlich ganz anders daherkommt. Das komplette Kontrastprogramm ist hier zu entdecken, da es insbesondere im vorderen Bereich nicht eine einzige Kante gibt. Nichts hat Ecken oder läuft spitz aus, der Innenraum wird sehr runden Formen dominiert. Die weitestgehend ganz ordentlichen Materialien sorgen trotz des sehr luftigen Raumgefühls für ein wohliges Gefühl. Anders beim Tesla Model 3, der vergleichsweise nüchtern und kalt wirkte.

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Hyundai wollte mit großen Displays überzeugen, die auf jeden Fall eine gute Qualität bieten. Sie sind scharf und wirken fast wie laminiert, weil die tatsächlichen Displays direkt am Glas sitzen und nicht weit dahinter. Weniger gut kam die weiße Umrandung an, die einerseits zu dick ist und im sonst dunklen Innenraum sehr hervorsticht. Aber nicht unbedingt positiv. Eine alternative Farbe bietet Hyundai leider nicht. Anders als bei der Software, die entweder schwarz oder weiß sein kann. Dunkel ist besser, auch bei Tageslicht.

Unterhalb des mittig positionierten Displays konnten sich die Entwickler nicht entscheiden, also sind die Tasten fürs Hauptmenü noch richtige Druckknöpfe und die Klima ist ausschließlich per Touch bedienbar.

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Gute Displays, umfangreiche Menüs, fehlende Funktionen

Der virtuelle Tacho wirke auf mich sehr übersichtlich und das schon nach wenigen Minuten. Er ist großzügig, aber dennoch recht simpel aufgebaut. Die Bedienung über die Lenkradtasten funktionierte sehr gut. Das Display in der Mitte hat eine Bedienoberfläche, welche mich sehr an Android-Geräte erinnerte. Man kann nämlich jeden Furz anpassen, es lassen sich sogar die App-Icons im Hauptmenü verschieben. Toll. Auch einige Lenkradtasten sind veränderbar. Dennoch fehlt es der Software hier und da an Funktionen.

Tasten auf dem Lenkrad sehen zwar aus wie Touch, lassen sich aber drücken:

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Weiterhin werden Ladepunkte bei der Navigation nicht automatisch einberechnet. Stattdessen merkt das System, dass ihr auf der jeweiligen Route sehr wahrscheinlich zwischendrin laden müsst und schlägt euch die Suche nach Ladepunkten vor. Diese müsst ihr aber selbst auswählen und händisch als Wegpunkte hinzufügen. Immerhin: Hyundai hat eine Vorkonditionierung des Akkus integriert, wenn ihr zu einem Ladepunkt navigiert. Irgendwie macht der IONIQ 5 vieles gut, aber nichts davon so richtig perfekt.

Das mittlere Display hat eine Übersicht, die permanent beiläufig über die nächste Ladestation in eurer Nähe informiert:

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Es fehlt an eigenständigen Apps wie Spotify, die ich heute in solchen Fahrzeugen einfach erwarte. Nein, nicht jeder Hersteller braucht einen eigenen App-Store, aber wenigstens ein Angebot der populärsten Apps. Und wenn man Android Auto oder Apple CarPlay im IONIQ 5 verwenden möchte, muss tatsächlich wieder ein Kabel angeschlossen werden. Das kann selbst mein Mittelklasse-Skoda besser. Immerhin gibt es gleich drei USB-Anschlüsse im vorderen Bereich, wie auch zwei Handyablagen und eine davon mit Wireless-Charging.

Fährt sich gut, man sitzt bequem

In einer Probefahrt kann man natürlich nur bedingt ein Fazit ziehen. Wir waren aber grundsätzlich davon begeistert, dass der IONIQ 5 mit 217 PS ein ganz ordentliches Tempo hinlegt und einen guten Mix aus Komfort sowie sportlichem Verhalten bietet. Hin und wieder merkt man das Gewicht und das durchaus eher hart abgestimmte Fahrwerk. Aber unebene Straßen werden nicht allzu sehr an den Rücken durchgegeben. Der Tesla ist knochiger, der Volvo war weicher.

Wir saßen stets gut, die Sitze der mittleren Ausstattung sind bequem und trotzdem mit ausreichend Seitenhalt versehen. Hinten ist sehr viel Platz, auch nach oben für die Köpfe. Insgesamt ist das Platzangebot gut, was für den Kofferraum nur bedingt gilt. Der wirkt ein wenig klein, ist außerdem nach vorn nicht gut abgetrennt. Was sich dort drin befindet, lässt sich im Zweifel auch vorn ganz gut hören. Dafür sind die hinteren Sitze sehr schnell umgelegt, was mir gefallen hat.

Die wichtigsten Punkte sind in meinen Augen alles rund um Verbrauch und Reichweite. Wir hatten den größten Akku (72,6 kWh) mit Heckantrieb zur Verfügung. Mein Ziel ist es zu prüfen, wie sich die Fahrzeuge in unserem Alltag verhalten. Was wenig Autobahn bedeutet, aber umso mehr Stadt und etwas Überland. Am Ende hatten wir rund 18 kWh als durchschnittlichen Verbrauch auf dem Tacho und damit ein Vielfaches weniger als beim Volvo XC40. Tesla-Werte bleiben unerreicht. Gefahren bin ich in erster Linie im Eco-Modus, der sich angenehm und trotzdem flott fährt.

Assistenten greifen gerne ein

Typisch Kia und Hyundai hauen die Assistenten gerne rein. Gerade der Lane-Assistant meckert laut und viel, greift außerdem in der höchsten Einstellung zügig und kräftig ein. Die umfangreichste Einstellung soll nämlich dafür sorgen, dass das Auto immer mittig in der Spur gehalten wird. Muss letztlich jeder selbst wissen, inwieweit man darauf Lust hat oder ob das ständige Regulieren nicht doch etwas zu viel des Guten ist. Gut hat für mich die automatische Lenkradübernahme funktioniert. Mit den üblichen Schwächen, dass es gute Fahrbahnmarkierungen braucht und schnelle Kurven für Nervenkitzel sorgen. Die besagten Assistenten lassen sich gut über das Lenkrad aktivieren.

Leider gab es in unserer Ausstattung nicht auch das automatische Einparken, das ich gerne ausprobiert hätte. Vielleicht dafür mal das nachfolgende Video anschauen.

Ein erstes Fazit

Ich bin kein Profi und fahre (noch) zu selten neue Autos. Aber das hält meine Sicht auf die Dinge vielleicht noch in einem Rahmen, den auch andere normale Autokunden nachvollziehen können. Deshalb machen wir es kurz: Dem IONIQ 5 hat Hyundai nur sehr wenige Schwächen spendiert, die sich teilweise sogar per Software-Update ausmerzen lassen könnten. Nach der ersten Probefahrt wirkt das Konzept größtenteils stimmig, auch was das Verhältnis von Preis zur gebotenen Leistung angeht. Ich hoffe den IONIQ 5 auch irgendwann länger prüfen zu können, dann mit Kind und Kegel im Alltag.

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8 Kommentare zu „Kurzer Test: Meine Probefahrt mit dem Hyundai IONIQ 5“

  1. Rahul Mukhopadhyay

    Ich hätte das Auto gerne Probe gefahren. Aber Hyundai scheint es nach mehreren Anfragen nicht für nötig zu haben sich zu melden… Dabei hätten wir mehrere Stückzahlen für die Firma bestellt bei Gefallen…

    1. Ioniq 5 ist gut, Kia EV6 ist besser. Erst wollte ich den Hyundai, dann bin ich auch den EV6 probegefahren. Insbesondere der Innenraum, der im Fahrerbereich mit seiner Luftigkeit eher an einen Transporter erinnert, gefällt mir im Ioniq nicht so. Bei der Aufpreispolitik gewinnt Kia dann aber vollends. Die V2L-Funktion z.B. gibt es bei Hyundai aktuell nur im teuersten Unique-Paket, während es beim ev6 in allen Ausstattungsvarianten optionierbar ist.

    2. Schade, die normale Anfrage für eine Probefahrt ging bei mir rasend schnell durch. Aber das hängt dann letztlich auch von den Händlern in der Umgebung ab. Die Pressestelle gibt da derzeit ein schlechteres Bild ab.

  2. Solch ein Auto muss etwas mehr können als Stadt und Überland. Aufgrund Größe und Radstand ideal für Langstrecke. Da hat er mich nur mit einem hohen Verbrauch erschreckt, was wiederum die Reichweite dermaßen einschränkt, dass es mir deutlich zu wenig ist. Für die reine Fährt im urbanen Geläuf wäre er mir wieder zu wuchtig.
    Der Kia ist Innen toll, dass hässliche Heck ist für mich der Dealbreaker.

    1. Ich habe per Mail eine Frage bzgl. des Akkus gestellt. Die Antwort kam nach 2 oder 3 Monaten und hatte sich schon erledigt. Jetzt steht ein Kia auf dem Hof.

  3. Ich wollte den Wagen auch mit der Uniq Ausstattung zur Probe haben. Ich hab in diversen Foren gelesen, dass die anderen Ausstattungsvarianten nicht so wertig sind. Abholung hätte ich gerne Abends gehabt und die Rückgabe am folgenden Tag zur Geschäftsöffnung. Mir ist das Licht sehr wichtig, deshalb zwingend die Probefahrt über Nacht und nicht nur 1 Std. 1 Std. ist übrigens bei der ganzen Technik heute nicht mehr zeitgemäß. Jedenfalls hat kein Händler meine Wünsche befriedigen können. Daher ist der Ioniq 5 raus. Ich werde die selbe Anfrage noch an Kia übermitteln. Sollte es dort auch nicht gehen, ist Kia auch raus. Für 60.000 Euro VOR Förderung kaufe ich nicht die Katze im Sack. Dann wird es ein Polestar 2. Mir ist die Sicherheit wichtiger, als die (versprochene) schnelle Ladeleistung.

  4. Ich habe mal einen kleinen Erfahrungsbericht geschrieben. 4000 Kilometer hat mein ioniq 5 jetzt runter. Wer Lust hat, kann ja mal auf meinem Blog vorbeischauen.
    Kursikowski.com

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